Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Bäuerliches Leben anno dazumal

Freilichtmuseum in Hohenstein Foto: Grzegorz Supady
Freilichtmuseum in Hohenstein
Foto: Grzegorz Supady

Einst befand sich in dessen direkter Nahe das Tannenbergdenkmal (Hindenburg-Mausoleum), heute ist Hohenstein ein relativ gut florierender Standort der Lebensmittelindustrie. Dank einer neulich pietätvoll durchgeführten Restaurierung fällt es durch seine zierliche Altstadt auf, die seit 1993 von einer imposanten Löwenstatue bewacht wird.

 

Nicht oft gibt es Städtchen mit nur knapp 8.000 Einwohnern, wo es an so verschiedenartigen Sehenswürdigkeiten wimmelt. Die Rede ist von Hohenstein (Olsztynek), einer nur wenige Kilometer südlich von Allenstein, an der Ausfahrt von der Schnellstaße Nr. 7 gelegenen Stadt. Doch das, was seit Jahren viele Besucher nach Hohenstein anzieht, ist sein bekanntes Freilichtmuseum, in dem bäuerliche Bauwerke aus dem ehemaligen Ostpreußen in einem schönen Naturambiente angesammelt wurden. Die Anfänge dieser traditionsreichen musealen  Einrichtung reichen bis ins Jahr 1909, denn schon damals wurde nämlich in der Provinzialhauptstadt Königsberg ein Dorfmuseum, Vorläufer der heutigen Anlage, gegründet. 1938 beschloss man, es nach Hohenstein zu verlegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Museum weiterentwickelt und um neue Objekte erweitert. Wie im Falle des Namensgebers für ähnliche Freilichtmuseen, dem Stockholmer Skansen, darf jeder Gast in zahlreiche Bauernhütten, eine Dorfschmiede, Wasser- und Windmühlen, eine Dorfgaststätte und sogar in eine hölzerne Kirche hineinschauen. Denn sie alle beherbergen altes Mobiliar, Werkzeuge und aus dem heutigen Gesichtspunkt  ein wenig geheimnisvoll wirkende Haushaltsgeräte. Die meisten Bauwerke sind aus Fachwerk, schön, auch wenn nicht besonders bequem für manche Damen mit modischen Schuhen (High Heels), mit örtlichem Feldstein gepflastert und Stroh- bzw. Reetdach bedeckt. Eine wahre Zierde der Sammlung stellen einige Laubenhäuser sowie litauische Katen dar, in der Art ungefähr, wie man sie etwa von der Kurischen Nehrung kennt. Dort also, wo Thomas Mann in Nidden sein Ferienhaus besaß.

 

Am 1. Mai, dem Tag des Heiligen Josefs des Arbeiters, konnte man auf dem Areal des Freilichtmuseums wieder einmal viele Handwerker und Volkskünstler bei ihrer Arbeit bewundern. Egal ob Bäcker, Fleischer, Bierbrauer, Korbflechter, Kräutersammler oder Käsehersteller: Sie alle boten ihre Erzeugnisse zum Verkauf, gelegentlich stellten sie auch live ihre bewundernswerten Fertigkeiten zur Schau. Dank ihrer mühevollen Handarbeit entstanden kleine Kunstwerke, mitunter aber auch weniger anspruchsvolle Dinge, die jeden Geschmack treffen. Kitsch wurde ja nicht ohne Grund „Kunst des Glücks“ genannt.

 

Und noch ein wichtiger Hinweis für Geschichtsinteressierte: Im benachbarten Königsdorf wurden 2011 beim Bau einer neuen Straße Überreste des ehemaligen Stalags I B Hohenstein entdeckt. An dem Ort entsteht heutzutage ein multimediales Museum, das die in diesem Lager ums Leben gekommenen und festgehaltenen Kriegsgefangenen verewigen soll.

 

Grzegorz Supady

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