Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Beidseitig wichtig

Sommerzeit ist Reisezeit. Besonders ältere Menschen mit Bezug zu den ehemaligen deutschen Ostgebieten wählen die alte Heimat als Urlaubsziel. Grund sind Nostalgie, Neugier, aber auch Erinnerungen an die verlorene Kindheit. Eine Tagung in Tschechien hat nun versucht, das Phänomen zu benennen: „Heimweh-Tourismus“.

Nicht nur schöne Architektur, sondern auch Nostalgie treibt die Menschen nach Tschechien.
Foto: Łukasz Biły

Die Tagung in Teplitz, die von der Deutschen Gesellschaft e. V. aus Berlin veranstaltet wurde, widmete sich der Frage, wie Vertriebene und Flüchtlinge in der DDR den Kontakt zur alten Heimat in der Tschechoslowakei und in Polen pflegten. Diese Reisen waren oft eine Möglichkeit, Erinnerungen wachzurufen und die verlorene Heimat zu besuchen. Der „Heimweh-Tourismus“ bietet nicht nur emotionale Erfüllung für die Reisenden, sondern spielt auch eine wichtige Rolle für die deutschen Minderheiten in diesen Gebieten. Durch den Besuch von Verwandten und historischen Stätten nehmen die Reisenden Eindrücke mit nach Hause und tragen so in der Bundesrepublik Deutschland zur Popularisierung des Wissens über die deutschen Minderheiten bei.

Ein Beispiel dafür ist Ulrich Miksch, der von den Reisen seiner Familie in die alte Heimat berichtete. Mikschs Familie reiste in den 1970er Jahren regelmäßig nach Wisterschan, das heutige Bystřany. Diese Reisen ermöglichten der Familie, ihre Wurzeln zu pflegen und die Erinnerung an die Vorfahren lebendig zu halten. Miksch trat später der Seliger-Gemeinde bei, einer Nachfolgeorganisation der sudetendeutschen Sozialdemokratie, die die Tradition dieser politischen Bewegung weiterführt. Durch seine Aktivitäten trägt Miksch nicht nur zur Erinnerungskultur bei, sondern fördert auch den Austausch zwischen Deutschland und Tschechien. Solche persönlichen Verbindungen und die damit verbundenen Geschichten tragen zur Bekanntheit und Wertschätzung der deutschen Minderheiten in der breiteren Öffentlichkeit bei.

Durch den Besuch von Verwandten und historischen Stätten nehmen die Reisenden Eindrücke mit nach Hause und tragen so in der Bundesrepublik Deutschland zur Popularisierung des Wissens über die deutschen Minderheiten bei.

Die Bedeutung des „Heimweh-Tourismus“ wird auch durch die Erinnerungen und Geschichten der älteren Generation deutlich. Beispielsweise reisten die Großeltern von Tagungsmoderator Ralf Pasch ebenfalls regelmäßig in die alte Heimat, um ihre Wurzeln zu pflegen und die kulturellen Verbindungen aufrechtzuerhalten. Diese Reisen halfen, die Geschichte der Familie lebendig zu bewahren und die nachfolgenden Generationen für ihre Herkunft zu sensibilisieren. Solche Geschichten und Erinnerungen sind wertvoll, um das Verständnis für die Geschichte der deutschen Minderheiten zu fördern und die kulturelle Vielfalt in Europa zu bewahren.

Die Tagung in Teplitz verdeutlichte auch die Notwendigkeit, eine eigene Infrastruktur für den „Heimweh-Tourismus“ durch deutsche Volksgruppen aufzubauen und zu fördern. Deutsche Minderheiten in Tschechien und in Polen könnten von einem gut organisierten Tourismus profitieren, der nicht nur wirtschaftliche Vorteile bringt, sondern auch das kulturelle Erbe bewahrt und die Verbindungen zur deutschen Geschichte stärkt. Ein gut entwickelter „Heimweh-Tourismus“  könnte dazu beitragen, dass mehr Menschen die Geschichte und Kultur der deutschen Minderheiten kennenlernen und wertschätzen und wäre dementsprechend für beide Seiten wichtig.

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