Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Bestellungen kommen aus aller Welt

In Schlesien ist das Kratzen der Ostereier die traditionelle Methode des Eierverzierens. Das gekratzte Osterei wurde erstmals Mitte des 19. Jahrhunderts schriftlich erwähnt. Bis heute wird die Technik von Volkskünstlern gepflegt. Eine von ihnen ist Teresa Sobota aus Olschowa in der Gemeinde Ujest.

Von Kind an kratzt Teresa Sobota Ostereier. Da es ihre Mutter und Oma zu jedem Ostersonntag gemacht haben, entstand es bei ihr ganz natürlich, sie wollte auch mitmachen. „Das waren einfachere Muster als die, die wir jetzt auf Eiern sehen. Aber die Technik war dieselbe. Die Eier wurden in Zwiebelschalen gekocht und so gleichzeitig gefärbt. Außerdem hat mein Bruder am Ostermontag wunderschön gekratzte Ostereier nach Hause mitgebracht, als er die Mädchen im Dorf mit Wasser bespritzt hat“, erinnert sich Teresa Sobota an ihre Kindheit. „Zuerst hatte ich das Rasiermesser meines Opas zur Verfügung, denn nur das gab es damals. Angefangen habe ich mit einfachen Strichen und Punkten, so hat sich das immer weiter entwickelt. Das Kratzen hat mich in seinen Bann gezogen. Nun kratze ich fast das ganze Jahr über. Im Sommer etwas weniger, klar, denn da arbeite ich im Garten. Aber im Herbst geht es los. Solange meine Augen noch sehen und meine Hände noch mitmachen, werde ich weiterkratzen“, sagt die Volkünstlerin.

Eier in verschiedenen Größen, gekratzt von Teresa Sobota. Ihr Blumenmuster überträgt sie auch auf andere Gegenstände.
Foto: Manuela Leibig

Blumenmuster

Schon als Kind hat Teresa Sobota es geliebt, Blumen zu pflücken und sie zu Sträußen gebunden zu Hause aufzustellen. So ist es nicht verwunderlich, dass sie auf den Eiern besonders gerne Blumenmuster kratzt. Seit 1980 nimmt sie an allen möglichen Osterwettbewerben in der Region teil. „Ich habe immer noch das Osterei vor Augen, das ich beim ersten Wettbewerb abgegeben habe. Ich bereue nur, dass ich nicht jedes Jahr ein Ei zurückgelegt habe, dann könnte ich jetzt sehen, wie sich das Muster bei mir entwickelt hat“, sagt sie. „Jeder Volkskünstler hat sein eigenes Muster. Wir können uns natürlich inspirieren lassen und etwas kopieren, aber das ganze Muster kann man nicht kopieren, das hat jeder in seiner Hand“, so die Künstlerin.
An den Wettbewerben auf Gemeinde-, Landkreis- und der Woiwodschaftsebenen wurden ihre geschmückten Eier immer wieder mit Preisen ausgezeichnet. „Es ist für mich natürlich eine Freude und Anerkennung meiner Arbeit, aber wegen der Preise mache ich es nicht. Ich fahre zu den Wettbewerben, um mich mit den anderen Künstlerinnen zu treffen, wir tauschen unsere Erfahrungen auf dem Gebiet aus: dass die besten Farben zum Kratzen von Eiern Textilfarben sind, wie wir das Innere aus dem Ei herausbekommen, ohne sich die Lunge aus dem Leib zu pusten und so weiter. Trotz der Jahre, die wir das machen, gibt es immer wieder Neuheiten, die wir austauschen“, erzählt Teresa Sobota. Ihre Ostereier sind überall auf der Welt auf Ostertischen zu sehen: „Ich habe Bestellungen aus den Niederlanden, Mexiko und sogar aus Japan“, berichtet die Volkskünstlerin.

gekratzte Eier Foto: Manuela Leibig

Klein gegen groß

Eier in verschiedenen Größen – von Huhn, Gans, Taube, Strauß – verziert Teresa Sobota abwechselnd seit Jahren. Dieses Jahr kamen zwei neue Größen hinzu: Papageieneier, die 1,5 cm klein sind, und ein fast zwei Meter großes Kunststoffei. Zuerst lagen die kleinen Eier zwei Jahre lang auf dem Fensterbrett, um richtig zu trocknen – dieses Jahr war es soweit: Teresa hat sie mit ihrem Blumenmuster verziert. Auf das große Osterei aus Kunststoff hat Teresa Sobota ihr Muster mit Farben gemalt, nun steht es am Marktplatz der Gemeinde Ujest. Oft macht sie Workshops für Kinder, auch in ihrer eigenen Heimatstube, um die Tradition des Ostereierkratzens wach zu halten. U. a. solche Workshops in Schulen mit Volkskünstlern führen dazu, dass am diesjährigen Ostereierwettbewerb im Museum des Oppelner Dorfes 120 Kinder teilgenommen haben.

Teresa Sobota in ihrer Heimatstube
Foto: Manuela Leibig

2019 wurde das gekratzte Osterei auf die Liste des Nationalen Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Den Antrag an das Ministerium für Kultur und Nationales Erbe hatten die Gruppe „Opolskie Dziouchy” und „Stowarzyszenie Twórców Ludowych“ (Verein der Volkskünstler) gestellt. Teresa Sobota gehörte zu den Unterzeichnerinnen. Nun hat das schlesische Osterei noch mehr an Prestige gewonnen.

Manuela Leibig

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