Zum Abschluss der diesjährigen Wandersaison begeben wir uns ins Reichensteiner Gebirge. Vor uns liegt ein besonders aufregender Spaziergang, bei dem an jeder Ecke Sehenswertes wartet.
Geschichte
Die Ortschaft Altwasser (Stary Zdrój), heute ein Stadtteil von Waldenburg (Wałbrzych), entwickelt sich zum Kur- und Badeort. Doch bereits im 19. Jahrhundert war Altwasser ein moderner Industrieort. Und das vor allem dank der Fabrikantenfamilie Tielsch.
Direkt am Fluss Bober gelegen, ist das Schloss in Boberstein (Gemeinde Zillerthal-Erdmannsdorf) nicht zu übersehen. Gleichzeitig ist aber auch klar, dass die Tage des Bauwerks gezählt sind, wenn nicht umgehend mit der Renovierung begonnen wird.
Der Turm wurde bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts erbaut und in den folgenden Jahrhunderten kontinuierlich erweitert. Heute ist er einer der größten Türme seiner Art in Mitteleuropa und kann das ganze Jahr über besichtigt werden.
Irgendwo in einem Haus in Groß Stein (Kamień Śląski), einem kleinen Dorf, etwa 25 Kilometer von der Stadtgrenze Oppelns entfernt, wird diese Woche eine Geburtstagstorte angeschnitten und vermutlich auch das ein oder andere Lied gesungen. Jan Lenort wird am heutigen 22. September nämlich 90 Jahre alt. Aber Jan Lenort ist nicht irgendein Einwohner von Groß Stein. Jan Lenort ist für die deutsche Minderheit in Schlesien eine wichtige Figur. Er ist ein lebendiges Geschichtsbuch der deutschen Minderheit in Schlesien und aktiv an ihrer Entwicklung beteiligt gewesen.
Auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in der Breslauer ul. Lotnicza gedachte man am Mittwoch vergangener Woche Hans Alexanders, des Vorsitzenden des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“ in Breslau und entschiedenen Kämpfers für Demokratie. Zur Feierlichkeit kamen auch seine Nachfahren aus Großbritannien angereist.
Als Friederike Viktoria Gessner kennt man sie heute kaum in der Welt. Doch das war der richtige Name der in Troppau (Opawa) am 20. Januar 1910 geborenen Joy Adamson, Naturforscherin, Malerin und Schriftstellerin, die mit dem Buch „Frei geboren. Eine Löwin in zwei Welten“ berühmt wurde.
In dem verwilderten Park, der das Schloss Thomaswaldau (Tomaszów Bolesławiecki) umringt, wächst eine der größten Fichten Niederschlesiens mit dem Rumpfumfang von über 5 Metern. Es ist jedoch nicht das einzige interessante Detail, das mit dem Schloss Thomaswaldau verbunden ist.
Im 15. Jahrhundert gab es in Thomaswaldau schon ein Guthaus, das wahrscheinlich eine längere Zeit im Besitz der Familie von Hock blieb. Im Jahr 1802 war Hans August von Bissig der Eigentümer. Er ließ das Schloss umbauen. Allerdings erfreute das neue Gebäude die Besitzer nur kurz: bereits 1812 wurde es von napoleonischen Truppen geplündert. Der Besitzer war seinerzeit Friedrich Theodor von Merckel.
Der in Breslau am 4. November 1775 geborene von Merckel war königlich preußischer Oberpräsident der Provinz Schlesien. Er entstammte einer thüringischen Familie. Sein Vater war Kaufmann. Friedrich Theodor von Merckel studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Halle an der Saale. Ab 1799 war er Assessor in Breslau und später Hof- und Kriminalrat. Von 1804 bis 1808 war er Mitglied der Breslauer Kriegs- und Domänenkammer und von 1808 bis 1813 Regierungsvizepräsident der Provinz Schlesien. In dem Zeitraum von 1816 bis 1820 und 1825 bis 1845 war von Merckel königlich preußischer Oberpräsident Schlesiens. Der schlesische Historiker Otto Linke schrieb über von Merckel, ihm „erhellte den rechten Weg die Fackel der Vernunft, mit der, wie Treitschke sagt, Friedrich der Große in die Welt staubiger Vorurteile geleuchtet hatte“, und er wäre „erfüllt von der Liebe zur Wahrheit, ein Verächter jeder leeren Phrase und Heuchelei“. 1828 wurde von Merckel für seine Verdienste in den Adelsstand gehoben. Er starb 1846 in Breslau und wurde auf dem sog. Großen Friedhof bestattet. Viele berühmte niederschlesische Persönlichkeiten fanden dort ihre letzte Ruhe. Leider wurde dieser Friedhof einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg aufgelöst.
Wer nach Spuren des ehemaligen Oberpräsidenten Schlesiens forschen möchte, der sollte sich auch nach Hochgiersdorf (Modliszów) in der Gemeinde Schweidnitz begeben. Im Wald in der Nähe der Ortschaft befindet sich eine Erhöhung, die Merckelhöhe heißt. Dort steht ein Obelisk, der zu Ehren von Friedrich Theodor von Merckel aufgestellt wurde.
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Das Herz eines Geschichtsfans blutet, wenn er durch den städtischen Park in Dyhernfurth (Brzeg Dolny) spaziert. Mitten im Grünen stößt man auf das komplett zerstörte Mausoleum von Karl Georg von Hoym, des Ministers Schlesiens und Südpreußens.
Zu einer Führung durch den jüdischen Friedhof in Oppeln hatte am 21. August die Woiwodschaftsbibliothek eingeladen. Es war eine seltene Gelegenheit mit fachkundiger Begleitung, die Geschichte der Begräbnisstätte zu entdecken.