Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Daisy gewann gegen JPII

Ende Oktober fanden im Schul- und Kindergartenkomplex Nr. 5 in Waldenburg die Wahlen des Patrons statt. Schüler, Eltern, Lehrer und weitere Mitarbeiter der Einrichtung wählten den Gewinner aus drei Kandidaten aus. Den Politikern der regierenden Vereinigten Rechten gefällt die Wahl gar nicht.

 

Der Hl. Johannes Paul II., die Hl. Faustyna Kowalska und Fürstin Daisy Hochberg von Pless – das sind drei Kandidaten, aus denen die Schulgemeinschaft ihren neuen Patron gewählt hat. Schließlich wurde mit 84 Prozent der abgegebenen Stimmen entschieden, dass Fürstin Daisy, die letzte Besitzerin des Schlosses Fürstenstein, Philanthropin, Pazifistin und Autorin viel gelesener Tagebücher, die Patronin der Schule werden soll. Papst Johannes Paul II. erhielt 12 % und die Hl. Faustyna Kowalska 4 % der Stimmen.

 

Daisy von Pless
Foto: James Lafayette

 

Empörung bei der konservativen Rechten

Nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses auf dem Facebook-Profil des Schul- und Kindergartenkomplexes überwogen positive Kommentare. „Cool, ein Paradebeispiel für Lokalpatriotismus, schließlich hatte die Fürstin mehr mit der Stadt zu tun als andere Kandidaten!“, „Toll. Eine mit der Region verbundene Patronin“ – das sind nur zwei Beispiele.

Die Empörung dagegen in den konservativen rechten Kreise. So urteilte das Portal wpolityce.pl: „Auf Anregung von Erziehern, Eltern und Behörden von Waldenburg haben die Kinder entschieden, dass es sich nicht lohnt, Johannes Paul II. oder Schwester Faustina Kowalska als Schirmherren zu wählen. Im Allgemeinen sind polnische Heilige – wie sich herausstellt – ein abgenutzter und unattraktiver Bezugspunkt, der es nicht wert ist, als Beispiel genommen zu werden. […] Die Wahl der Kinder, ihrer Eltern und Erzieher ist leider ein peinlicher Beweis dafür, wie sich die Identität der Polen verändert, insbesondere in den westlichen Regionen Polens“. Und auf Nachfrage des Portals sagte der Sekretär der PiS-Strukturen von Waldenburg, Dr. Piotr Sosinski: „Daisy war eine Philanthropin und Kriegsgegnerin, aber ihr Charakter erfüllt nicht vollständig die gesetzliche Anforderung, dass der Patron ein Vorbild sein sollte für Kinder und Jugendliche und Respekt sowie Anerkennung genießen sollte. Daisys Leben hat sich als hervorragender Stoff für Konrad Imielas Musical herausgestellt, aber ich habe große Zweifel, ob sie Schirmherrin der Schule werden sollte“.

Im nächsten Artikel des Portals stellte der Journalist Maciej Walaszczyk fest, dass Entscheidungen wie die Wahl von Daisy von Pless zur Schirmherrin der Schule zu machen, Teil eines langwierigen Prozesses in Niederschlesien seien: „Seit Anfang der 90er Jahre sind diese Gebiete symbolisch konsequent zum Niemandsland geworden. Dies sind bewusste Schritte und niemand verbirgt es. Sie scheinen ein Raum zu sein, um sich in einer unbestimmten Zukunft in eine Art schlesische Provinz der EU zu verwandeln, unter der stillen und wachsamen Schirmherrschaft europäischer und deutscher Sponsoren“.

 

Schloss Fürstenstein bei Waldenburg – dort wohnte die neue Patronin der Schule. Foto: Rudolf Urban

 

Kommentar der Schule

Und was sagt die Leiterin des Schul- und Kindergartenkomplexes zu der ganzen Aufregung? Im Kommentar, der an die Redaktion unserer Zeitung geschickt wurde, erklärte Iwona Początek: „Die Schülergemeinschaft, die Eltern und das Schulpersonal haben ihre Wahl auf demokratische Weise getroffen, und wir möchten, dass das Abstimmungsergebnis respektiert wird. Der Zweck dieser Wahlen war nicht, die Autorität des Hl.. Johannes Paul II oder der Hl. Schwester Faustina zu untergraben”.

Rudolf Urban

 

 


Daisy Hochberg von Pless wurde am 28. Juni 1873 in Ruthin Castle in Wales geboren. Am 8. Dezember 1891 heiratete sie den Fürsten von Pless, Hans Heinrich XV. Hochberg, einen der reichsten deutschen Adeligen, der damals Sekretär der deutschen Botschaft in London war, und von diesem Moment an ließ sie sich auf Schloss Fürstenstein nieder, das sie lieber bevorzugte als den Familiensitz im oberschlesischen Pless. Mit dem großen Vermögen ihres Mannes engagierte sie sich schnell für philanthropische und pazifistische Aktivitäten. Sie war es, die unter anderem dazu führte, dass der Fluss Polsnitz gereinigt wurde, der die Quelle vieler Epidemien war. Sie wirkte auch der damals hohen Säuglingssterblichkeit entgegen, die durch die schnelle Rückkehr der Mütter in die Fabriken und den Mangel an kindgerechter Kuhmilchqualität verursacht wurde. 1925 ließen sich Daisy und Hans Heinrich sich scheiden. Die Fürstin blieb bis zu ihrem Tod am 29. Juni 1943 auf Schloss Fürstenstein. Im nächsten Jahr jährt sich der 130. Geburtstag und der 80. Todestag von Fürstin Daisy. Aus diesem Grund hat der Stadtrat von Waldenburg das Jahr 2023 zum Daisy-Hochberg-von-Pless-Jahr ausgerufen.

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