Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Danzig wie es nicht mehr ist

Viele Fotos im Album von Dunajski sind einzigartige Zeugnisse ihrer Zeit Foto: Ireneusz Dunajski.
Viele Fotos im Album von Dunajski sind einzigartige Zeugnisse ihrer Zeit Foto: Ireneusz Dunajski.

Es sieht danach aus, dass langsam aber sicher ein neues Gesicht von Danzig zum Vorschein kommt: Wie es sich herausstellt, ist die Hafenstadt nicht nur wegen ihrer Schiffe oder Günter Grass bekannt, sie war anscheinend auch Heimat talentierter Fotografen. Dies dokumentiert jetzt ein neues Fotoalbum.

 

„Ein Lieblingsbild habe ich nicht, ich liebe sie alle! Eines muss man aber sagen, in Danzig gab es die besten Fotografen in Preußen und später auch die besten des Deutschen Kaiserreiches“, sagt mit Überzeugung Ireneusz Dunajski. Er ist Autor des Buches „Photographie in Danzig 1863-1870“. Darin zeigt und beschreibt der Graphiker 130 Bilder des alten Danizg und seiner Bewohner, die vorher noch nirgends publiziert worden sind.

 

Was das Album ganz besonders macht, sind seine stillen Helden: „Worauf ich besonders stolz sein kann, ist die Tatsache, dass ich praktisch schon vergessene Genies der Fotografie und ihre Bilder der Öffentlichkeit wiedergegeben habe“, so Ireneusz Dunajski. Die Rede ist z. B. von Edward Gottheil, einem Danziger Antimonarchisten aus dem 19. Jahrhundert, dessen Karriere als preußischer Beamter wegen seiner politischen Ansichten beendet wurde. Auf der Suche nach einer neuen Beschäftigung entdeckte Gottheil seine Begeisterung für die Kunst der Bildaufnahme. Gottheil fotografierte u. a. Danziger Gebäude und Straßen, die auf keinen anderen Bildern mehr zu finden sind: „In dieser Zeit hat sich Danzig rapide verändert, Straßen, die es noch vor zehn Jahren gab, sahen nach einer Zeit ganz anders aus. Auf den Bildern von Gottheil, die ich in meinem Album habe, sieht man also ein Danzig, das es nicht mehr gibt.“

 

Im Buch von Dunajski finden sich aber auch andere Perlen der Kunst Danziger Fotografen wieder. Der Autor hat zum Beispiel ein horizontales Foto von 900 Bewohnern der Stadt gefunden, was womöglich das erste Gruppenfoto in Danzig überhaupt war. Am Buch hat er, wie der zugibt, zehn Jahre gearbeitet, so lange dauerte die Recherche, die ihn in die Bibliothek der Universität Danzig, zu deutschen Zeitungen aber auch zu privaten Sammlern historischer Fotografien führte. Dadurch hat er nicht nur all die Bilder für sein Buch gefunden, sondern auch erfahren, dass die Hafenstadt eine lange Tradition der Fotografie hatte: „In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es in Danzig schon sehr viele Fotografen. Es waren junge, aber sehr talentierte Männer. Da kann man nicht nur Gottheil, sondern auch viele andere nennen“, sagt Dunajski.

 

Die von Dunajski publizierten Fotos haben außer einer ästhetischen auch eine andere wichtige Rolle für die Nachwelt gespielt. Dank den Aufnahmen hat man es geschafft, nach den Zerstörungen im zweiten Weltkrieg Teile der ursprünglichen Architektur der Stadt wiederherzustellen.

 

Außer den Bildern selber, beschreibt der Autor in seiner Publikation auch die Geschichte der Danziger Fotostudios. Eine Fortsetzung des Buches will er nicht ausschließen und hofft, dass er noch weitere Bilder findet, die Danzig zeigen, wie es nicht mehr ist.

 

Łukasz Biły

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