Seherr-Thoss – so lautet der Name der Adelsfamilie, die in der Region rund um Krappitz ein reiches Erbe hinterlassen hat. Die Geschichte dieser Familie, deren Wurzeln bis ins Mittelalter zurückreichen, ist untrennbar mit Oberschlesien verbunden.
Das Geschlecht Seherr-Thoss wird erstmals in Dokumenten am 27. Mai 1388 erwähnt, in denen die Brüder Nikolaus und Johannes Zerin genannt werden. Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich die Schreibweise des Namens, was bei alten Adelsgeschlechtern häufig vorkommt. Am 2. September 1775 erhielt Heinrich Leopold von Seherr-Thoss in Berlin den preußischen Grafentitel. Er war damals Freiherr von Teigelsdorf, Dobrau (dem heutigen Dobra) und anderen Besitzungen und später Hauptmundschenk von Schlesien.
Der bekannteste Ort, der mit dem Geschlecht Seherr-Thoss im Kreis Krappitz verbunden ist, ist Dobrau. Das Schloss wurde etwa 1750 für Graf Erdmann Karl von Roedern errichtet und bereits 30 Jahre später, 1780, von Leopold Heinrich von Seherr-Thoss erworben. Das Schloss blieb bis 1945 im Besitz der Familie. In den Jahren 1857-60 ließ Graf Hermann Seherr-Thoss die Residenz im neugotischen Stil umbauen und legte einen weitläufigen Landschaftspark an. Das Gebäude befindet sich auf einer kleinen Anhöhe und weist charakteristische neugotische Architekturelemente auf, wie einen sechsgeschossigen Turm und symmetrische Risalite. Der Park wurde ursprünglich unter Einbeziehung des natürlichen Flussbettes der Biala angelegt. Zwei neugotische Tore führen zum Park. Mit dem Schloss in Dobrau ist auch die tragische Geschichte von Muriel White verbunden. Im Jahr 1909 heiratete die Amerikanerin den Grafen Hermann Seherr-Thoss, den Erben des Besitzes in Dobrau. Angesichts der drohenden Gefahr durch die Gestapo beging Muriel aus Angst vor Repressalien wegen ihrer Herkunft am 15. März 1943 Selbstmord, indem sie aus dem Fenster des Schlosses auf den Parkweg sprang.
Der bekannteste Ort, der mit dem Geschlecht Seherr-Thoss im Kreis Krappitz verbunden ist, ist Dobrau.
Neben dem Schloss in Dobrau besaß das Geschlecht Seherr-Thoss auch andere Besitztümer in der Region. In Dobersdorf entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein kleines neugotisches Herrenhaus, dessen Stifter Graf Manfred von Seherr-Thoss gewesen sein könnte. In den Jahren 1858-1861 ging das Anwesen in den Besitz der Familie Deloch über, die es bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs verwaltete.
In Walzen befand sich ebenfalls ein Anwesen der Familie Seherr-Thoss. Sie besaßen dort einen kleinen Palast und ein Herrenhaus. Von 1847 bis etwa 1930, als die Verschuldung der Familie zur Übernahme des Anwesens durch die Oberschlesische Landgesellschaft aus Oppeln führte, war der Besitz in den Händen dieses Geschlechts. Schließlich wurde das Anwesen durch Parzellierung aufgeteilt.
Das letzte Schloss, das die Familie Seherr-Thoss zeitweise verwaltete, war das Schloss in Rosnochau. Im Jahr 1851 verkaufte Karl Philipp Harrach das Anwesen an den Rittmeister Ernst von Seherr-Thoss. Rosnochau blieb bis in die 1940er Jahre im Besitz der Familie von Seherr-Thoss.