Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Das giftige Dreieck

Ohne rasche Abhilfe ist die Schließung von Automobil- und Zulieferbetrieben nicht auszuschließen, hat Europas größter Autokonzern Volkswagen angekündigt. Auch Beschäftigungsgarantien will das Unternehmen aufkündigen! Diese Tatsache wird in der deutschen Presse lebhaft kommentiert und die Zukunft des Wolfsburger Unternehmens wird dabei als nicht gerade rosig betrachtet.

Das „Handelsblatt“ analysiert: „Volkswagen ist keine Ausnahme… Schlechte Nachrichten für die Beschäftigten der deutschen Autokonzerne stehen an. Die Probleme sind vielfältig: Die Energie- und Arbeitskosten in der Bundesrepublik sind hoch und der Absatz von Elektroautos läuft nicht nach Plan. Vor allem ein Problem wird für die deutsche Autoindustrie nun immer ernster: China. Zwar war die Invasion chinesischer Autobauer auf den europäischen Markt bisher nur mäßig erfolgreich, doch die Erschütterungen in China selbst sind epochal. Bisher haben Volkswagen und andere in Fernost Geld verdient, um damit teure Fabriken in der Bundesrepublik zu unterhalten, doch diese Ära geht nun zu Ende. Wenn Volkswagen die Beschäftigungsgarantien abschafft und die Fabriken schließt, wird das ein echter Umbruch für die deutsche Autoindustrie sein. Jetzt ist es für andere Unternehmensleitungen leichter, harte Maßnahmen durchzusetzen, indem sie Volkswagen als Beispiel anführen. Was sich jetzt abzeichnet, wird in die Geschichte eingehen. Aber höchstwahrscheinlich nicht im positiven Sinne.“

FAZ: „Die Ankündigung von Volkswagen, Entlassungen oder gar die Schließung ganzer Werke in der Bundesrepublik Deutschland zu erwägen, sollte als Weckruf verstanden werden, wie schlecht es dem Unternehmen derzeit geht.“

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ betont: „Die Ankündigung von Volkswagen, Entlassungen oder gar die Schließung ganzer Werke in der Bundesrepublik Deutschland zu erwägen, sollte als Weckruf verstanden werden, wie schlecht es dem Unternehmen derzeit geht. Das Management in Wolfsburg hat diese Botschaft nicht ohne tiefere Gründe ausgesandt. Sie ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Lage des größten europäischen Automobilherstellers immer prekärer wird. Seine Gewinne reichen einfach nicht aus, um den Wandel hin zu elektrischen und digitalen Fahrzeugen erfolgreich zu vollziehen. Die allgemeine Schwäche des teuren Investitionsstandortes Deutschland, der zeitlich schwer vorhersehbare Weg zur Elektromobilität und die zunehmenden Risiken in China bilden ein toxisches Dreieck für den Konzern.“

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ warnt: „Die Konfrontationsstrategie des Konzernchefs Oliver Blume ist riskant. Sie führt zu internen Verwerfungen und es ist wirklich bitter, dass die Mitarbeiter nun ausbaden müssen, was das Management verbockt hat. Volkswagen stehen harte Zeiten bevor. Aber noch gefährlicher wäre es, wenn Oliver Blume alles so weiterlaufen ließe wie bisher. Auch wenn es sich in Wolfsburg niemand vorstellen kann, ein Bedeutungsverlust des größten deutschen Autobauers ist nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich. Zumindest, wenn Oliver Blume jetzt nicht einen entscheidenden Kurswechsel hinbekommt. Auch Gewerkschaften und Betriebsräte werden versuchen, hier ihren Senf dazuzutun. Politiker und Inhaber der Firma sollten auf der Hut sein.“

Volkswagen-Werk in Wolfsburg (Niedersachsen)
Foto: Vanellus Foto/Wikipedia

Die „Stuttgarter Zeitung“ schreibt: „Die weltweite Nachfrage sinkt in unsicheren Zeiten, die Produktion im Inland wird zurückgefahren und die Energie- und Arbeitskosten steigen. Zugleich entwickelt sich die Elektromobilität nicht schnell genug. Die Autoindustrie ist hier nicht unschuldig. Bislang hat sie die Vorteile von Elektroautos in Bezug auf Emissionen, Lärm, Energieeffizienz und Klimabelastung nur zögerlich propagiert. Sie war der Ansicht, dass der Verkauf von Autos mit Verbrennungsmotoren, die nach wie vor mehr Gewinn abwerfen, nicht künstlich gehemmt werden sollte. Aber auch die Politik trägt in unrühmlicher Weise dazu bei, die Popularität dieser neuen Technologie zu bremsen. Die aktuelle Regierungskoalition in der Bundesrepublik Deutschland hat die bestehenden Subventionen über Nacht abgeschafft und die Opposition spielt sich als Verteidiger des Verbrennungsmotors und des freien Marktes auf. Als ob es eine bessere Alternative zum Klimaschutz gäbe und als ob es die Kunden und nicht die Gesetzgeber waren, die einst die Einführung des Abgaskatalysators durchgesetzt haben.“

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