Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Auf dem anderen Annaberg

Einen Sankt Annaberg gibt es in Oberschlesien, aber auch die Niederschlesier können auf „ihren“ Sankt Annaberg pilgern. So heißt nämlich auch ein Berggipfel in den Mittelsudeten, in den Neuroder Bergen. Ebenso befindet sich auf dem niederschlesischen Sankt Annaberg eine Sankt-Anna-Kirche, die dort 1644 als Pilgerkapelle erbaut wurde.


Die Sankt-Anna-Kirche wurde zwischen 1662 und 1665 noch ausgebaut. Von 1665 an fanden dort regelmäßig im Juli Volksfeste zum Namenstag der Schutzpatronin Anna statt. Die Tradition wurde bis zum Jahr 1917 gepflegt. Nahe der Kirchen lebten Eremiten. 1919 waren auf dem Sankt Annaberg 19 Einsiedler ansässig. Die Kirche selbst wurde im barocken Stil ausgebaut. Das Eremitenhäuschen steht hinter dem Hauptgebäude. In der Kirche befindet sich eine hölzerne Figur der Anna selbdritt aus dem Jahr 1495. Die restliche Ausgestaltung der Kirche ist jedoch nicht so alt und stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Die Annabaude in ihrer Prachtzeit, im Jahr 1903.
Foto: Wikipedia

Auf dem Gipfel des Sankt Annaberges steht ein Aussichtsturm aus dem Jahr 1911. Seine rote Farbe verdankt er dem roten Sandstein, aus dem er gebaut wurde. Ideengeber für den Bau des Aussichtsturms war Carl Ferche, der 1853 in Neisse geborene deutsche Rechtsanwalt und Touristikpionier. Seit 1919 gehörte Ferche dem Stadtvorstand von Neurode an und war Mitglied der Neuroder Abteilung des Glatzer Gebirgsvereins. Er setzte sich für die Bewirtschaftung des Geländes auf dem Sankt Annaberg ein. Neben dem Aussichtsturm veranlasste Ferche auch den Bau einer Herberge für die Pilger und Bergwanderer, eine sog. Annabaude, die 1903 entstand. Leider ist sie heute im Privatbesitz und verfällt.

Der Aussichtsturm aus rotem Sandstein.
Foto: Wikipedia

Auf dem Berghang befindet seit 1927 ein Obelisk aus rotem Sandstein mit einer Gedenktafel, die an Carl Ferche erinnert. 1997 wurde sie erneuert und mit einer zweisprachigen Inschrift auf Polnisch und auf Deutsch versehen. Die deutsche lautet: „Wanderer, wisse, dass dieser Stein gesetzt dem treuesten Freund unserer Berge. Habe sie lieb wie er; glaub, sie vergelten es dir!“

Anna Durecka

 

 

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