Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Auf dem Kreuzweg

Nach unserer Rekordwanderung durchs Habelschwerdter Gebirge wird es wieder Zeit für einen kurzen Spaziergang. Wir laden ins Reichensteiner Gebirge ein, wo uns ein kurzer Abstecher auf einen etwas vergessenen, aber sehr interessanten Berg erwartet.

Unseren Ausflug beginnen wir in Reichenstein (Złoty Stok), das mit Auto oder Bus von Neiße (Nysa) oder Glatz (Kłodzko) aus problemlos erreichbar ist. Die auf zahlreiche Parkplätze neben der bekannten Goldmine lockenden Schilder können wir ignorieren – gute Parkmöglichkeiten bietet auch der Reichensteiner Ring. Dabei werfen wir bestimmt schon beim Parken einen Blick auf das 1801 erbaute Rathaus. Die Stadt besuchten wir bereits zwei Mal, wobei wir uns auf dem Großen Jauer und die Einsiedelei begaben. Diesmal geht es auf einen weiteren örtlichen Gipfel, die Umgebung von Reichenstein bietet nämlich zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten.

Auf den Spuren des Geldes


Am Ring halten wir nach dem gelben Wanderweg Ausschau. Es wird der einzige sein, dem wir heute folgen. Seine Zeichen führen uns zunächst an der Touristeninformation vorbei und auf den Kirchplatz. Hier befindet sich die ehemalige Erlöserkirche, die eine spannende, aber gleichzeitig traurige Geschichte hat. 1331 als Pfarrkirche erbaut, wurde sie danach zu einer evangelischen Kirche. Nach 1945 wird sie jedoch nicht mehr als Gotteshaus genutzt und diente zuletzt als Sporthalle.

Weiter befindet sich die ehemalige Münze. In ganz Schlesien war sie die einzige, die in einer Stadt ohne Fürstensitz gegründet wurde. Zwischen 1520 und 1620 wurden hier täglich bis zu 150 Goldtaler geprägt, auch Silbermünzen wurden hier angefertigt. Danach wurde das Gebäude zum Sitz des örtlichen Bergamtes. Der Kirchplatz ist durch eine lange Steintreppe mit der ul. Sienkiewicza verbunden. Diese führt uns an teilweise 100 Jahre alten Villen an die Grenze zwischen Stadt und Wald. Der Weg bis hierhin sollte etwa 15 Minuten in Anspruch nehmen, wobei wir ganz sanft etwa 50 Meter nach oben steigen.

Die Kapelle auf dem Kreuzberg während der Restaurationsarbeiten im Herbst 2021 und eine der Stationen des Kreuzweges. Foto: Łukasz Malkusz


Immer näher am Himmel

Am Waldrand befindet sich eine Holzbank, die schöne Ausblicke auf den Westteil der Stadt und das Sudetenvorland bietet. Man kann die Gelegenheit nutzen und sich kurz ausruhen, denn das nächste Stück hat es in sich. Auf kurzer Distanz geht es etwa 80 Meter nach oben. Es ist ganz steil, aber sobald man die erste Station des Kreuzwegs in Sicht hat, ist man schon fast am Ziel.

1731 wurde auf dem Gipfel des Kreuzbergs durch Kahrer die Sankt-Annakapelle gebaut, kurz danach entstand der Kreuzweg. 1811 wurde eine neue Kapelle errichtet, 1855 eine Einsiedelei und 1856 ein neuer Kreuzweg. Nach 1945 wurde der Gipfel selten besucht und geriet in Vergessenheit. Die Stationen wurden zwar 1975 erneuert, beide Gebäude verkamen jedoch immer mehr. Erst 2021 fing eine Renovierung der Kapelle an, die sie letztendlich rettete.

Der Gipfel des Kreuzbergs bietet an sich keine Aussichten, ein Aussichtspunkt befindet sich aber etwas niedriger. Von der Seite der Stadt aus muss man kurz vor der Spitze links abbiegen, um sich an einem Blick von oben auf die Goldene Schlucht zu erfreuen. Von der Kapelle aus empfehlen wir, noch den ganzen Kreuzweg zu besichtigen. Weiter würde uns der gelbe Wanderweg auf den Schemberg-Pass führen, den wir bei einer anderen Gelegenheit bereits besucht haben. Wir beenden also unseren Spaziergang, indem wir unseren eigenen Spuren folgen und zurück nach Reichenstein gehen. Auf diese Weise endet ein ganz kurzer Ausflug, der mit Pausen nicht mehr als eine bis eineinhalb Stunden in Anspruch nehmen sollte.


Łukasz Malkusz

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