Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Auf Zeitreise mit Eichendorff

Am Samstagnachmittag vergangener Woche fand in Lubowitz eine Theateraufführung zu Ehren von Joseph von Eichendorff statt. Das Oberschlesische Eichendorff- Kultur- und Begegnungszentrum organisiert jedes Jahr eine solche Aufführung.

Normalerweise finden die Vorstellungen in historischer Atmosphäre an der Ruine des Eichendorffschlosses statt. Das schlechte Wetter machte dies aber unmöglich. „Das ist für mich fast eine Tragödie“, sagt Verwaltungsleiter des Kultur- und Begegnungszentrums, Paul Ryborz. Viele geplante Attraktionen fielen so wortwörtlich ins Wasser. Trotzdem erschienen zahlreiche Eichendorff-Fans, sodass die Besucher zusätzliche Stühle in den Saal des Zentrums holen mussten und manche Zuschauer sogar im Stehen die Aufführung verfolgten.

Mikołaj Woźniak als verzweifelter Josef von Eichendorff
Foto: Louisa Hoffmann

Doch der Ortswechsel war nicht die einzige Neuheit dieses Jahr. Auch das Stück „Joseph von Eichendorff kehrt nach Lubowitz zurück“ feierte seine Premiere. Bisher wurden immer Werke von Eichendorff selbst aufgeführt. „Dieses Jahr haben wir uns entschieden, mit etwas Neuem herauszugehen und uns einfach auf die Tagebücher zu stützen“, so Regisseur Krystian Migocz. Das Ergebnis: Eine Mischung aus Eichendorffs Lebensgeschichte und fantasievollen Elementen.

Das Stück beginnt mit dem nach dem Tod seiner Frau Luise verzweifelten Lyriker. Kurz darauf trifft Eichendorff auf den Teufel Mephisto, der ihn auf eine Zeitreise durch sein Leben zurück nach Lubowitz führt. Woher die Inspiration kam, Mephisto aus dem Werk Faust von Johann Wolfgang von Goethe in das Stück einzubauen, kann Krystian Migocz nicht genau sagen. Sie kam plötzlich auf, als eine gute Idee für die Verbindnung der beiden deutschen Romantiker, sagt Migocz.
Die Geschichte wurde immer wieder durch Tanz, Musik und gesungene Gedichte von Eichendorff unterlegt. Gesprochen wurde im Stück auf Polnisch, doch durch den zweisprachigen Erzähler und den Gesang gab es auch Elemente auf Deutsch. So entstand ein abwechslungsreiches Theaterstück, bei dem die Zuschauer zusätzlich etwas über das Leben des Schriftstellers lernen konnten.

Durch die Entwicklung eines neuen Theaterstücks gab es dieses Jahr auch erstmalig die Möglichkeit, in die Rolle des von Eichendorff zu schlüpfen. Diese Ehre wurde Mikołaj Woźniak zuteil: „Ich freue mich sehr darüber, aber es ist auch eine große Herausforderung.“ Er sieht das Stück als eine Chance, den Lyriker nahbarer zu machen: „Was wir dem Publikum und den Zuschauern zeigen wollen, ist, dass er nicht einfach nur eine monumentale Figur war, sondern, dass Eichendorff fühlte, liebte, lebte, Fehler machte, so wie wir alle.“

Neben dem Theaterstück gab es auch musikalische Unterhaltung. Das Jugendstreichquartett spielte vor und nach der Aufführung klassische Musik für die Besucher. Im Anschluss an das Stück gab es auch die Möglichkeit, mit den Schauspielern und Organisatoren über das Stück und natürlich auch Joseph von Eichendorff zu reden.

Die gesamte Aufführung gibt es auch zum Nachschauen auf der Facebook Seite des Eichendorff- Kultur- und Begegnungszentrum.

Louisa Hoffmann

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