Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Botschafter im Land seiner Vorfahren

Thomas Bagger, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Polen, besuchte kürzlich die deutsche Minderheit in der Woiwodschaft Ermland-Masuren. Es war sein erster Besuch in dieser Region – dem Land seiner Vorfahren, wie sich herausstellte.

Thomas Bagger ist seit Juli 2022 Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Polen. Er kam am 21. Februar nach Allenstein, um die Menschen kennenzulernen, ihre Lebensthemen und die Geschichte der Region. „Ich weiß, dass es ein Wanderungsland war, deshalb ist es für mich umso interessanter“, erklärte er den Zweck seines Besuchs.

Der Botschafter traf sich mit Vertretern der deutschen Minderheit in Allenstein im Haus Kopernikus, dem Sitz der Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit. Begleitet wurde er von Wojciech Wrzecionkowski, dem deutschen Honorarkonsul in Allenstein. An dem Treffen nahmen unter anderem die Mitglieder des AGDM-Vorstands teil, darunter der Vorsitzende Piotr Dukat. Anwesend war auch Henryk Hoch, Vorsitzender des Verbandes der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren. Ebenso Wiktor Marek Leyk, Beauftragter des Marschalls der Woiwodschaft für nationale und ethnische Minderheiten, war zugegen.

Botschafter Bagger (5. v. r.) mit den Vertretern der deutschen Minderheit aus der Region. Auch mit dabei: Wiktor Marek Leyk, der Minderheitenbeauftragte des Marschalls der Woiwodschaft Ermland-Masuren (3. v. l.)
Foto: Joanna Hassa

Anna Kazańska, die Kulturexpertin der AGDM, erläuterte, was die AGDM ist und was sie tut. Henryk Hoch stellte die Aktivitäten des Verbandes der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren vor. Er erwähnte unter anderem, dass dank der deutschen Einwohner der Region viele Städte und Gemeinden partnerschaftliche Beziehungen zu Städten und Gemeinden in Deutschland aufgebaut haben.

Der Minderheitenbeauftragte des Marschalls betonte die gute Zusammenarbeit der deutschen Vereinigungen mit den Kommunalverwaltungen der Region, sowohl auf Gemeinde- als auch auf Woiwodschaftsebene. Er lud den Botschafter ein, Goldap (Gołdap) im nächsten Jahr anlässlich des 300. Geburtstages des großen deutschen Philosophen Immanuel Kant zu besuchen. Warum nach Goldap? Weil es angeblich der einzige Ort war, für den er seine Heimatstadt kurz verließ. Die Legende besagt, dass Kant Königsberg sonst nie verlassen hat.

Der Botschafter spricht zu den Vertretern der deutschen Minderheit.
Foto: Joanna Hassa

Der Botschafter äußerte sich anerkennend über die Aktivitäten der deutschen Organisationen in der Woiwodschaft Ermland-Masuren und notierte alles aufmerksam. Er ging etwas auf die politische Situation in Europa und Polen ein und sicherte seine Unterstützung für die Bemühungen um die Wiedereinführung von drei Stunden Deutschunterricht als Minderheitensprache in den Schulen zu.

„Wir sollten nicht nach Unterschieden, sondern nach Gemeinsamkeiten suchen und miteinander reden, denn nur so können wir einander verstehen“, betonte der Botschafter.

In der anschließenden lockeren Unterhaltung verriet der Botschafter, dass sein Vater aus Braunsberg (Braniewo) stammt, eine Großmutter aus Balga (im Kaliningrader Gebiet) und die andere aus Osterode am Harz, einem Partnerort des ostpreußischen Osterode (Ostróda). Der Vater des Botschafters verließ Braunsberg im Alter von sechs Jahren und floh mit seiner Familie vor der Roten Armee.

Thomas Bagger besuchte die Heimatstadt seines Vaters zusammen mit seiner Frau als Tourist. Auf die Einladung, das ehemalige Ostpreußen erneut zu besuchen, versicherte er, dass er dies auf jeden Fall tun würde.

lek

Dr. Thomas Bagger ist von Beruf Politikwissenschaftler. Er studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, am Institut für Politikwissenschaft in Paris und an der University of Maryland. Seit 1992 ist er in der Diplomatie tätig.

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