Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Das Thema ist nicht abgeschlossen

Das Bildungsministerium reagierte auf eine Petition der Eltern gegen die Kürzung der Stundenzahl für Deutsch als Minderheitensprache. Obwohl in der Antwort die Bereitschaft erwähnt wird, Lösungen für die Situation zu erarbeiten, hält das Ministerium an seiner Entscheidung fest. Vertreter der deutschen Minderheit stehen diesem Schreiben kritisch gegenüber.

Zur Erinnerung: Eltern sammelten bereits ab Dezember 2021 Unterschriften, als der Sejm beschloss, die Bildungssubvention zu kürzen, und sie führten sie auch fort, als das Bildungsministerium selbst entschied, die Stundenzahl nur für die deutsche Sprache zu reduzieren. „Als Deutschlehrerin, vor allem aber als Mutter bin ich nicht einverstanden mit der Entscheidung, die Unterrichtsstundenzahl der deutschen Minderheitensprache von drei auf eine zu reduzieren. Es ist undenkbar die Entfaltungs- und Förderungsmöglichkeiten der eigenen Sprache und Kultur zu verringern, insbesondere wenn es nur um eine Minderheit und die jüngsten Bürger unseres Landes geht“, sagte Anfang März vor der Übergabe der Petition an das Ministerium Agnieszka Kała, Direktorin der Grundschule in Grodisko und Initiatorin der Petition.

 

Missverhältnis

In der Antwort vom 18. Mai verweist das Ministerium auf die Entscheidung des Sejm, die Bildungssubvention für Kommunen zu kürzen, was der direkte Grund für die Begrenzung der Stundenzahl für den Unterricht nur einer Minderheitensprache sein soll. Wichtiger als die Entscheidung des Sejm ist jedoch nach dem Inhalt des Schreibens die angebliche Ungleichheit der Lage der Polen in Deutschland und der deutschen Minderheit in Polen.

Und so lesen wir an einer Stelle der Antwort:

 

„Der Mangel an systemischen Lösungen, die die Organisation und Finanzierung des Erlernens der polnischen Sprache in der Bundesrepublik Deutschland sicherstellen, führt zu einem enormen Missverhältnis in der Höhe der von der polnischen Regierung und der Bundesrepublik sowie den Bundesländern überwiesenen Mittel zum Erlernen der Sprache des Nachbarlandes”.

 

Und am Ende des Schreibens heißt es: „Nach Ansicht des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft sollten die Beziehungen zwischen der Republik Polen und der Bundesrepublik Deutschland auf der Achtung der gegenseitigen Rechte und Pflichten beruhen, die sich aus geschlossenen internationalen Abkommen ergeben, als auch auf Basis allgemeiner Grundsätze zwischenstaatlicher Beziehungen, insbesondere der Grundsätze der Gegenseitigkeit und der souveränen Gleichheit der Staaten“.

 

Reaktion der Minderheit

Obwohl die Antwort des Bildungsministeriums mit Worten über die Bereitschaft endet, “mit Partnern aus Deutschland und Vertretern der deutschen Minderheit in Polen zusammenzuarbeiten, um eine Lösung zu erarbeiten, die die negativen Auswirkungen der eingeführten Änderungen verhindert”, steht die Minderheit dem Schreiben kritisch gegenüber.

 

„Dies ist eine skandalöse Antwort auf eine Petition, die von mehreren tausend Menschen unterzeichnet wurde. Sie sanktioniert das in der Minderheitenpolitik verbotene Symmetrieprinzip. Sie stellt auch das Prinzip der gegenseitigen Loyalität des Staates und seiner Bürger in Frage. Da sich der Staat den aus ihm ausgewanderten Polen gegenüber loyaler fühlt als gegenüber den Bürgern, die trotz ihrer deutschen Nationalität noch in ihm leben und es unterhalten, stellt sich die Frage, ob der Staat ein moralisches Recht hat, von ihnen Loyalität zu verlangen“,

 

sagt Bernard Gaida, Vorsitzender des Verbandes deutscher Gesellschaften, und erinnert daran, dass Ministerpräsident Mateusz Morawiecki ebenfalls aufgefordert wurde, gegen die eine Minderheit diskriminierende Verordnung des Bildungsministers einzugreifen. „Er verkriecht sich jedoch in seine Angelegenheiten, belehrt andere Länder und hat nicht den Mut, sich seinem Minister zu widersetzen – sagt Bernard Gaida.

Auch Agnieszka Kała, die Initiatorin der Petition, verhehlt ihre Verbitterung nicht, betont jedoch, dass politische Themen zu Lasten der Kinder gespielt werden, weil sie durch die Kürzungen im Deutschunterricht am meisten verlieren werden.

 

„Als Mutter frage ich mich, warum einige meiner Kinder bisher mehr Deutsch haben konnten und das Jüngsten eine solche Möglichkeit nicht haben sollten. Wenn die Stundenzahl für alle Minderheitensprachen reduziert würde, wäre dies besser zu verstehen und vielleicht sogar zu verkraften. Und so hat das Ministerium einfach noch einmal bestätigt, dass nur die deutsche Sprache diskriminiert wird“,

 

sagt Agnieszka Kała und fügt hinzu: „Wir müssen uns in einer größeren Gruppe treffen, um zu prüfen, welche anderen Möglichkeiten es gibt, den Deutschunterricht als Minderheitensprache aktiv zu verteidigen. Das Thema ist definitiv nicht abgeschlossen“.

Rudolf Urban

 

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