Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Dem Nächsten zur Wehr

Im Laufe des Kriegsjahres überführte die deutsche Feuerwehr aus Brandenburg auf 12.200 Europaletten 500 Tonnen Feuerwehrausrüstung in die Ukraine, dazu auch 72 Feuerwehrautos und Rettungswagen. Am Freitag wurde der 72. Feuerwehrwagen übergeben, mit Tauben des Friedens geschmückt.


Die Freiwillige Feuerwehr in Salesche (Zalesie Śląskie, Gemeinde Leschnitz) und die Feuerwehr in Brandenburg arbeiten seit Jahren zusammen. Als der Krieg bei unseren östlichen Nachbarn ausbrach, kam eine weitere Ebene der Zusammenarbeit dazu.

Schnell handeln

Wenige Tage nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine, am 28. Februar, telefonieren Daniel Brose, Vizepräsident des Landesfeuerwehrverbandes Brandenburg und Teresa Tiszbierek von der Freiwilligen Feuerwehr in Salesche und zugleich Vizevorsitzende des Hauptvorstandes der Vereinigung der Freiwilligen Feuerwehr. „Die polnische Feuerwehr hat schon mit Waren geholfen, sie hat schon viele Jahre vorher in der Ukraine geholfen, ein System der Freiwilligen Feuerwehr aufzubauen. Und in dieser neuen Situation hat sie gefragt, ob wir nicht in Deutschland etwas arrangieren können. Daraufhin haben wir in Brandenburg ein Schreiben verteilt“, erinnert sich Daniel Brose. „Wir haben in Polen am Freitag Feuerwehrausrüstung gesammelt und am darauffolgenden Montag telefonierten wir mit Daniel. Wir verabredeten uns für ein Onlinetreffen am Mittwoch und da sagten mir die Jungs von der Feuerwehr, dass sie schon 120 Paletten haben, und dass sie nun fahren müssen“, lächelt Teresa Tiszbierek. Am 9. März fuhr dann der erste Konvoi mit 200 Paletten Ware nach Rzeszów und von dort aus in die Ukraine. Schutzkleidung, Schläuche, Verteiler, alles, was auf einem Feuerwehrauto zum Löschen von Feuer gebraucht wird, war dabei. Und das war längst noch nicht alles, weitere Konvois folgten, insgesamt zehn.

Andrzej Latussek organisierte für die Delegation u.a. ein Treffen mit dem Sejmaabgeordneten Ryszard Galla                                        Foto: Biuro Poselskie Posta Galli

Rast in Schlesien

„Wir haben bis heute insgesamt 72 Feuerwehrautos, also Löschfahrzeuge und Rettungswagen organisiert und überführt. In Deutschland haben wir sehr hohe Regeln, was den technischen Standard angeht. Wir bringen nur Autos und Ausrüstung, die voll funktionsfähig sind. Die Autos sind von den Gemeinden ausgesondert und extra für die Ukraine gestiftet worden“, erklärt Daniel Brose. Jedes Mal, wenn der Konvoi aus Brandenburg nach Rzeszów fährt, macht er an einer großen Tankstelle in Höhe von Groß Strehlitz Rast. „Ich habe schon über 20 Jahre Kontakt mit der Vizepräsidentin Teresa Tiszbierek und so ist diese Aktion entstanden. Da ihre Heimatfeuerwehr hier in der Nähe ist, kam es dazu, dass sie uns immer auf der Hälfte der Strecke sozusagen mit Essen versorgt“, so Daniel Brose. Meistens gibt es Bigos und schlesischen Streuselkuchen. Doch dieses Mal, da der Konvoi zum 10. Mal gefahren ist und Daniel Brose vor Kurzem seinen 50. Geburtstag hatte, gab es auch eine selbstgebackene Torte. „Wir möchten so Stereotypen abbauen, denn in den Medien heißt es nur, die Deutschen haben den Ukrainern bislang keine Leopards gegeben. Dabei sehen wir hier, dass die Deutschen herzliche Menschen sind, die etwas Gutes tun möchten. Sie sagen immer, sie möchten den Menschen helfen, die unter dem Krieg leiden. Und sie machen es eben mit Feuerwehrausrüstung“, sagt Teresa Tiszbierek.

Am Freitagnachmittag war an der Raststätte bei Groß Strehlitz besonders großer Betrieb. Mit sieben LKW und drei PKW kam zuerst das Team des Technischen Hilfwerks (THW) mit 28 Kräften an                                                                                                                      Foto: Manuela Leibig

Technisches Hilfswerk

Am Freitagnachmittag war an der Raststätte bei Groß Strehlitz besonders großer Betrieb. Mit sieben LKWs und drei PKWs kam zunächst das Team von 28 Kräften des Technische Hilfswerks (THW) an. Der Hilfskonvoi im Auftrag der brandenburgischen Feuerwehr überführte zum ersten Mal medizinische Güter an die ukrainische Grenze. „Da wir zwölf Stunden unterwegs sind, ist diese Rast hier, die von der Feuerwehr in Brandenburg und der Freiwilligen Feuerwehr Salesche organisiert wurde, echt super. Wir haben uns richtig gut aufgenommen gefühlt, das Essen war richtig gut. Vom Bigos haben wir noch genügend übriggelassen, aber vom Kuchen wohl nicht“, lacht Christoph Hänisch, Zugführer des THW.
Nach ca. einer Stunde Mittagspause kam auch der Hilfskonvoi der Feuerwehr Brandenburg in Groß Strehlitz an. Hier gab es ein Zusammentreffen mit einer Gruppe von Frauen der Freiwilligen Feuerwehr aus Dubowce im Landkreis Iwano-Frankiwsk, wo auch die Feuerwehrausrüstung aus Brandenburg bereits angekommen war. Die Ortsvorsteherin Tatjana Opacka nutzte die Gelegenheit und bedankte sich bei den Einsatzkräften. „Jetzt können wir Feuer löschen und die 30 Meter lange Leiter, die wir ebenfalls bekommen haben, hat uns auch schon viele Male geholfen“, sagte sie vor versammelter Mannschaft. Viele herzliche Händedrücke zwischen den deutschen, polnischen und ukrainischen Feuerwehrleuten wurden ausgetauscht.

Schulung

Nach einem gemeinsamen Foto ging es für den THW-Konvoi auch schon weiter Richtung polnische Ostgrenze. Alle Einsatzkräfte im THW-Konvoi und die meisten der Feuerwehr machen diese Überführungen ehrenamtlich. „Das ist ein inneres Gefühl, dass man da haben muss und wofür man brennen muss. Es muss Spaß machen und das tut es, nach wie vor“, sagt Norman Dietmann von der Freiwilligen Feuerwehr in Cottbus.

Die Delegation aus Dubowce nahm in Turawa an einer Schulung für Freiwillige Feuerwehrfrauen teil. „In der Ukraine wird erst das System der Freiwilligen Feuerwehr geschaffen, sie möchten so ein System schaffen wie bei uns, das an der Selbstverwaltung orientiert ist“, erklärt Teresa Tiszbierek. „Das ist nicht das erste Mal, dass die Freiwillige Feuerwehr aus Dubowce bei uns zu Besuch ist. Wir, als Freiwillige Feuerwehr Kadlub Turawa, haben eine enge Zusammenarbeit mit ihnen“, sagt Andrzej Latussek von der Freiwilligen Feuerwehr in Kadlub Turawa, der seit Kriegsbeginn jeden Monat mit Hilfsgütern oder als Experte für die Freiwillige Feuerwehr in die Ukraine fährt. Andrzej Latussek zeigte der Delegation aus Dubowce Oppeln, die dortige Feuerwehr und organisierte drüber hinaus einige Treffen, u. a. mit dem Sejmabgeordneten Ryszard Galla von der deutschen Minderheit.

Manuela Leibig

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