Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Denkmal für Mehrsprachigkeit

Der Gedenkstein für die Mehrsprachigkeit.
Foto: Waldemar Albowicz

Während in Oppeln für einige Politiker die Vielfalt und Mehrsprachigkeit eher ein unerwünschter Ballast ist, ist sie in Ermland und Masuren den Bewohnern ein Denkmal wert. Im Zentrum der Stadt erinnert nun ein Stein an alle deutschen Namen der Stadt. Damit weist das Denkmal auch auf einen großen Teil der deutschen Stadtgeschichte hin.

 

Den Stein, der als Denkmal dienen soll, stellte man vor der evangelischen Kirche auf. Grund für ein solches Gedenken der Geschichte war ein ganz besonderes Jubiläum: 70 Jahre Giżycko. Diesen Namen bekam Lötzen erst nach 1945 und damit begann der polnische Teil ihrer Geschichte. Mit dem Hinweis auf die Namensänderung wollten es die Bewohner aber nicht bewenden lassen und beschlossen gleich auch an die Vergangenheit der Stadt zu erinnern.

 

Ritter machten den Anfang

 

Auf dem Stein, an dem man eine Informationstafel angebracht hat, stehen aber nicht nur der ursprüngliche deutsche (Lötzen) sowie der jetzige polnische Name der Stadt (Giżycko), sondern auch viele andere. Der erste Name auf der Tafel ist Letzenburg. Diesen Namen haben  höchstwahrscheinlich die Ritter des Deutschen Ordens der Ortschaft gegeben. Im Mittelalter wurden diese von polnischen Fürsten in das Gebiet des heutigen Ermland und Masuren eingeladen, um die dortige heidnische Bevölkerung zu bekehren. Im Laufe dieses Prozesses wurden viele Siedlungen gegründet, wie eben das heutige Giżycko. Die deutschen Ritter bauten auf diesem Gebiet später eine Burg, die sie von Letzenburg auf einfach nur Letzen umbenannt haben. Dieser Name galt als zweite offizielle Bezeichnung für den Ort. Im 15. Jahrhundert wechselte man den Namen auf Neuendorf, um im 16. Jahrhundert schließlich den Namen Lötzen zu bestimmen. Dieser galt bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.

 

Für Geschichte und Bewohner

 

Die Idee, an diese besondere Geschichte zu erinnern, kam von einer handvoll lokaler Aktivisten, unter anderem von Janusz Pilecki und Jarosław Andrukajtis. Laut Pilecki, der von der Geschichte von Giżycko begeistert ist, geht es aber nicht nur um die Vergangenheit der Stadt selber, es geht vor allen darum, „an die ehemaligen Bewohner der Stadt zu erinnern und ihnen zu gedenken“. Dank dem lokalen Verein „Die Masurische Gemeinschaft“ und der evangelischen Gemeinde konnten die beiden Aktivisten die Aufstellung des Steins samt der Tafel finanzieren. Das Denkmal ist aber nicht nur eine Erinnerung an die Vergangenheit, sondern auch eine Botschaft für die Zukunft. Unterhalb des Steines wurde nämlich eine Zeitkapsel vergraben, die Artefakte unserer Zeit enthält. Der Nachwelt will man unter anderem eine Zeitung, Geld sowie einen Stick mit Angaben zu Giżycko Stand 2017 hinterlassen.

 

Einer der wichtigsten Aspekte, wieso man gerade ein solches Denkmal in der Stadt aufstellte, ist die Geschichte der Stadtbenennung 1945. Obwohl es die damalige Bevölkerung anders wollte, hat die neue polnische Verwaltung der Stadt damals einen polnisch klingenden Namen aufgezwungen. Dieser hatte mit den ursprünglichen Namen und mit der Geschichte des Ortes nichts zu tun, deswegen war die Enttäuschung auch dementsprechend groß. Die Aufstellung eines Denkmals mit deutschen Namen ist nach den Ideengebern auch eine Form der Genugtuung für die ehemaligen Bewohner.

 

Łukasz Biły

 

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