Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Der große Traum von Amerika

Mit Julia Czaban aus Allenstein, einer ELOm-Absolventin, sprach Andrea Polański über ihr Auslandsjahr in den USA im Rahmen des Schüleraustauschprogramms FLEX.


In diesem Frühjahr ergab sich für Dich die Möglichkeit, für ein Jahr als Austauschschüler in die Vereinigten Staaten zu gehen. Wie ist es dazu gekommen?
FLEX also Future Leaders Exchange ist ein vom US-Außenministerium finanziertes Programm für Schüler aus 22 Ländern in Europa, Eurasien und Zentralasien, darunter auch Polen. Ich habe im September letzten Jahres durch meine Schule davon erfahren und dachte, ich hätte nichts zu verlieren, also habe ich meine Bewerbung abgeschickt.

Diese Reise bedeutet, ein Jahr aus dem derzeitigen Leben auszugliedern. Ist Dir die Entscheidung, wegzugehen, schwer gefallen?
Es war schon immer mein Traum, ein Schuljahr im Ausland zu verbringen, und als ich die Ergebnisse erfuhr, war ich sofort entschlossen, die Reise anzutreten. Ich war mir bewusst, dass die Teilnahme an dem Programm einen Wechsel der Umgebung für das gesamte Schuljahr bedeuten würde, aber ich sehe es als einmalige Gelegenheit und als neues Kapitel in meinem Leben. Bei großen Veränderungen gibt es immer einige Bedenken. Die größte Angst war die Anpassung an eine völlig andere Umgebung, die Gewöhnung an andere Verhaltensweisen und Traditionen, aber es gab definitiv mehr Vorfreude als Angst.

Die USA sind für viele Menschen eine andere Welt, man spricht vom berühmten “American Dream”, wie war Dein Anfang in Amerika?
Meine Gastfamilie hat mich sehr freundlich aufgenommen. Wir kommen sehr gut miteinander aus, wir machen viele verschiedene Sachen gemeinsam und besuchen viele Orte. Man kann sagen, dass sie mich wie ihr Kind behandeln. Was die Schule angeht, könnte man sagen, dass ich im Vergleich zu anderen Flexers aus Polen ins kalte Wasser geworfen wurde, denn ich kam eine Woche nach Beginn des Schuljahres in den USA an, hatte also nicht genug Zeit, mich zu akklimatisieren, und musste nach Ankunft gleich zur Schule gehen. Zum Glück waren sowohl die anderen Schüler als auch die neuen Lehrer aufgeschlossen. Sie zeigten mir die Schule und halfen mir, mich an das amerikanische Schulsystem zu gewöhnen, das ganz anders ist als das polnische oder deutsche System.

Eine neue Schule, ein anderes Unterrichtssystem, eine fremde Sprache, neue Freunde, eine Gastfamilie… Wie war es, sich an den neuen Alltag zu gewöhnen?
Ich bin jetzt seit fast zwei Monaten hier, aber ich bin immer noch überrascht über einige der kulturellen Probleme. Meine ersten Tage hier waren ein großer Kulturschock, aber es war relativ einfach, sich an neue Situationen anzupassen. Ich habe mir eine Taktik des Beobachtens, Hinterfragens und Verfolgens zu eigen gemacht, die bisher sehr gut funktioniert hat, wenn es darum geht, sich an eine neue Umgebung anzupassen.

Du bist eine Absolventin des Schulungsprogramms ELOm. Nutzt du die Führungsfähigkeiten, die Du vor deiner Reise nach Amerika erworben hast, und helfen sie Dir bei diesem Austausch?
Sicherlich bin ich dank des ELOm-Programms in mancher Hinsicht gereift und die Führungsqualitäten, die ich dort entwickelt habe, sind hier jeden Tag nützlich. Zunächst einmal muss ich oft über meine Bedürfnisse sprechen und meinen Standpunkt zu verschiedenen Themen darlegen. Außerdem verlangt der Austausch von mir, dass ich häufig die Initiative ergreife, sowohl für die lokale Gemeinschaft als auch in meinen alltäglichen Beziehungen zu meinen Mitschülern und meiner Gastfamilie. In den amerikanischen Schulen ist es ein untrennbares Element, im Unterricht in Projektgruppen zusammenzuarbeiten. Dank ELOm bin ich sicherlich sehr gut darin, eine Gruppe zu leiten.

Julia Czaban an ihrem ersten Schultag an der High School in Maryville, Tennessee Foto: privat

Was sind die Unterschiede zwischen den USA und Polen, Deutschland oder Europa im Allgemeinen, die Dir besonders auffallen?
Ich bin Schülerin der High School in Maryville, Tennessee. Zunächst einmal ist jede Schule in den USA anders und hat ihr eigenes, individuelles System. Da die Amerikaner sehr patriotisch sind, beginnen wir jeden Tag mit dem Treueschwur auf die Vereinigten Staaten. Außerdem nehmen die Amerikaner Sport sehr ernst, und in jeder Schule gibt es viele verschiedene Mannschaften. Jede Woche finden American Football-Spiele statt. Vor großen Spielen gibt es so genannte “Spirit Weeks”, bei denen sich die ganze Schule thematisch kleidet und der Unterricht auf Kosten von Aktivitäten für Schüler mit Cheerleadern und Sportteams verkürzt wird. Der große Vorteil ist, dass die Schüler selbst entscheiden können, welche Fächer sie belegen wollen und welche sie tatsächlich interessieren. Es gibt eine große Auswahl an Fächern, die eher auf die Hochschule ausgerichtet sind, z. B. Kriminalistik, Psychologie, Fotografie oder Führerscheinvorbereitungskurse. Außerdem ist das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern viel entspannter, so dass wir oft miteinander scherzen. Interessanterweise arbeiten wir im Unterricht nur an Laptops. Auf diese Weise schreiben wir auch alle unsere Tests.

Die gesamte Reise ist für Dich wahrscheinlich ein großes Abenteuer, an das Du Dich für den Rest deines Lebens erinnern wirst. Was würdest Du gerne aus dieser Zeit mitnehmen?
Ich möchte das Beste aus meiner Zeit hier machen. Ich hoffe, dass nicht nur ich viel von meinem Aufenthalt in den USA profitieren werde, sondern auch die Amerikaner, die ich kennen gelernt habe. Ich versuche, die bestmögliche Botschafterin zu sein, und ich möchte den Amerikanern so viele Elemente der polnischen und deutschen Kultur wie möglich weitergeben. Ich hoffe, dass dieses Jahr voller Aufregung und Abenteuer sein wird und dass es ein guter Schritt zur Stärkung der internationalen Beziehungen und zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit sein wird.

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