Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Der Kapellenberg

Zwar haben wir Neustadt (Prudnik) bei unseren Reisen bereits besucht, auf jeden Fall lohnt es sich aber hier zurückzukommen. Die Kreisstadt am Rande des Oppagebirges bietet nämlich mehr, als man an einem Tag erkunden kann.

Unseren Ausflug beginnen wir im Neustädter Stadtpark. Die Umgebung bietet viele Parkmöglichkeiten, auch mit dem Bus kann man ins Stadtzentrum kommen. Nur vom Bahnhof ist es ein etwas längerer, 20-Minütiger Spaziergang.

 

Unterwegs durch die Stadt…
Im Park, zwischen dem Sockel auf dem sich einst eine Skulptur der Göttin Diana befand, und dem Konzertpavillon, nimmt der blaue Wanderweg seinen Anfang. Den blauen Zeichen kann man in zwei Richtungen folgen – zum Ziegenberg oder Kapellenberg. Den ersten Gipfel haben wir im Rahmen unserer Wanderungen bereits besucht, wir begeben uns also zunächst auf den zweiten Hügel.

Innerhalb von zehn Minuten verlassen wir den Stadtpark, und spazieren nun entlang der General-Henryk-Dąbrowski-Straße. Die nächsten 25 Minuten sind ein fast flaches Teilstück, das wir ganz auf einem Bürgersteig bezwingen. Man kann sich also vor dem eigentlichen klettern etwas aufwärmen, außerdem ist auch zwischendurch etwas zu sehen. Imposant ist vor allem der Komplex der Kaserne des 2. Oberschlesischen Feldartillerie-Regiments Nr. 57, die in den Jahren 1901-1903 gebaut wurde.

Auf dem Gipfel des Kapellenberges selber befindet sich ein Holzkreuz und Gebäudereste, die heute nur noch schwer zu identifizieren sind
Foto: Łukasz Malkusz

Letztendlich kommen wir am Waldrand an, wo wir wie so oft in den Sudeten eine kurze Reise in die Vergangenheit beginnen. Heute befindet sich hier eine ruhige Siedlung von Einfamilienäußern, vor dem Zweiten Weltkrieg war diese Ecke jedoch als Ausflugsziel bekannt, in der man Unterhaltung suchte. Hier befand sich nämlich das Gasthaus Feldschlösschen von Gustav Frank. Besucht wurde es vor allem durch die in Neustadt stationierenden Soldaten, aber an Wochenenden auch durch ganze Familien, die sich hier entlang auf gemeinsame Spaziergänge auf die Bischofskoppe begaben.

 

…und durch die Natur
Im Wald führen uns die blauen Zeichen nur noch ganz kurz die Straße entlang. Nach wenigen Minuten sehen wir rechts einen Platz mit Holztisch und Bänken. Hier kann man noch schnell Energie tanken, denn bald biegt die Route Links ab und wir beginnen den ersten Anstieg des Tages. Dieser sollte auf jeden Fall, wie der ganze Ausflug, auch für Personen mit schwacher Ausdauer kein Problem sein. Es geht etwa 30 Meter nach Oben und nur die letzten davon sind etwas steiler.
Zunächst sehen wir die Ruine des Neustädter Wasserturms, der 1859 gebaut wurde. Trotz industrieller Bestimmung macht auch heute der Rest des neugotischen Gebäudes einen ästhetischen Eindruck. Auf dem Gipfel des Kapellenberges selber befindet sich ein Holzkreuz und Gebäudereste, die heute nur noch schwer zu identifizieren sind. Dabei bietet dieser Ort eine sehr interessante Geschichte. Der Name des Hügels selber stammt nicht von den zahlreichen sakralen Bauten, die hier errichtet wurden, sondern vom Namen eines seiner ersten Eigentümer – Kappel. Erst nach Kappels Zeit wurde hier 1728 eine Einsiedelei errichtet, 1744 – eine Holzkapelle, 1751 – eine gemauerte Kapelle, und 1753 – ein Kapuzinerkloster. In den nächsten Jahren wurde in der Kapelle ein Bild der Schmerzensmutter Maria angebracht. Der Kappellenberg wurde zum Wallfahrtsort, an seinen Hängen entstand ein Kreuzweg. 1860 wurde hier ein neues Kloster fertiggestellt, das die Franziskaner übernahmen. Der ganze Komplex wurde jedoch 1945 durch Artilleriebeschuss komplett vernichtet.

Fortsetzung folgt.
Łukasz Malkusz

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