Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Die Diakonisse Mutter Eva bildete eine GmbH

 

Eine progressive Diakonisse. Eine Frau, die sich ihrem einflussreichen Vater widersetzte, um Krankenschwester zu werden. Eine Vorreiterin der modernen Sozialarbeit, die für verlassene Kinder ein liebevolles Zuhause gründete. Eine Powerfrau, der sich über 1000 Frauen in ihrer Diakonissengemeinschaft anschlossen.

 

 

Und oben drein hatte sie noch einen ziemlich coolen Spitznamen: Mutter Eva. Oh ja, Eva Thiele-Winckler war ihrer Zeit weit voraus. Dabei hätte sie auch ein Leben im Luxus wählen können.

 

Geboren am 31. Oktober 1866 in Miechowitz war sie die jüngste Tochter in einer der reichsten Industriefamilien Deutschlands. Doch Kleider und Partys, das war nicht ihr Ding. Sie wollte Bedürftigen helfen. Ihr Vater schenkte ihr ein Haus, später „Friedensort“ genannt, wo ihre Arbeit für Hilfsbedürftige begann. 1913 gründete sie die „Heimat für Heimatlose GmbH“. Ja, richtig gelesen. Eine Diakonisse bildete eine GmbH! Sie war doch schließlich Unternehmenstochter. Ihre „Firma“ war ein Zusammenschluss von 42 „Kinderheimaten“, die sie bis dato gegründet hatte. Das Konzept der Kinderdörfer, das war Eva Thiele-Wincklers Idee!

 

Mutter Eva
Bild: Krzysztof Stręcioch

 

Neben der Arbeit in Kinder- und Jugendhilfe schickte Mutter Eva ihre Schwestern in die Missionen nach China, Ägypten, Guatemala. Sogar auf den Samoa-Inseln gab es die Friedensort-Missionarinnen! Sie war auch eine große Schreiberin und publizistisch tätig. Doch Sie verfasste Schwesternbriefe, religiöse Betrachtungen, Bibelauslegungen und sogar Spruchweisheiten und Gedichte. Auch einige Lieder entstammten ihrer fleißigen Feder. Mutter Eva schrieb einmal, dass sie angefangen hat, „Gott Unmögliches zuzutrauen“. letztendlich war sie diejenige, die das Unmögliche möglich gemacht hat.

Mutter Eva verstarb am 21. Juni in Miechowitz. Sie wurde auf dem Gelände ihres Friedensortes begraben. Auf ihrem Grab steht ein einfacher Kreuz mit der Aufschrift „Ancilla Domini“ („Die Magd des Herren“).

Anna Durecka

 

 

Die Veröffentlichung „Superhelden_innen Schlesiens“ wurde vom Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit herausgegeben und aus Mitteln des Goethe-Instituts Krakau finanziert. Man kann sie kostenlos unter www.haus.pl runterladen.

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