Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Die Gedanken sind frei

Botschaft zweier Päpste

Das Jahr 2022 und der Jahreswechsel selbst zwangen mich zur Überlegung, dass unsere Gewohnheit an feste Regeln und eine stabile Entwicklung in unserer Welt ein Märchen waren. Die Änderungen in der Welt zeigten mindestens seit 2014, dass unsere Vorstellungskraft breiter sein muss.

Was hat uns besonders beschäftigt? Dass eine stabile Epoche zu Ende ist, wurde dramatisch mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine bestätigt. Aber auch auf weniger dramatische Art wurde die unverschämte Diskriminierung der deutschstämmigen Kinder in den polnischen Schulen gezeigt. Schon vor genau 34 Jahren in der Botschaft „UM FRIEDEN ZU SCHAFFEN, MINDERHEITEN ACHTEN“ schrieb Johannes Paul II.: „Das erste Prinzip ist die unveräußerliche Würde jeder menschlichen Person, ohne Unterschiede gleich welcher rassischen, ethnischen, kulturellen und nationalen Herkunft oder welchen religiösen Bekenntnisses. (..) Dasselbe kann man auch von Gruppen von Menschen sagen. (..) Die Einheit des Menschengeschlechts besagt, daß die gesamte Menschheit (..) eine Gemeinschaft bildet, die keine Diskriminierung unter den Völker zuläßt.“

Das sind Worte des Papstes, der jahrelang an der Katholischen Universität in Lublin wissenschaftlich tätig war, also dort, wo auch Przemysław Czarnek, der Verursacher der Diskriminierung, angestellt ist. Für ihn und die KUL müssen die Worte beschämend klingen. Die Worte des Papstes haben nach dem 24. Februar eine zusätzliche Bedeutung bekommen, weil der Krieg ein brutaler Angriff auf die „unveräußerliche Würde“ der Ukrainerinnen und Ukrainern ist. Auch der kürzlich verstorbene Benedikt XVI. sagte am 22.09.2011 im Bundestag: „Die Politik muss Mühen um Gerechtigkeit sein und so die Grundvoraussetzung für Frieden schaffen“ und zitierte scharfe Worte des hl. Augustinus „Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande“.

Mit dem Krieg in der Ukraine klingen seine Worte besonders wahrhaftig. Die Verwüstung der Ukraine, die furchtbaren Kriegsverbrechen, die Zerstörung der Energiewerke vor dem Winter nähern doch die russische Armee einer Räuberbande an. Man soll aber nicht verpassen, dass er in seiner Rede im Bundestag auch über scheindemokratisch eingeführtes Recht sprach: „In einem Großteil der rechtlich zu regelnden Materien kann die Mehrheit ein genügendes Kriterium sein. Aber dass in den Grundfragen des Rechts, in denen es um die Würde des Menschen und der Menschheit geht, das Mehrheitsprinzip nicht ausreicht, ist offenkundig.“ Die Diskriminierung unsere Volksgruppe in Polen verletzt die Würde der Menschen!

Die Worte der zwei großen Päpste waren eine Warnung vor Politikern, die das Recht manipulieren können gegen Schwächere und die menschliche Würde. Und heute ist das Realität.

Bernard Gaida

Titelfoto: Papst Johannes Paul II. und Kardinal Joseph Aloisius Ratzinger im Jahr 1995

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