Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Die Gedanken sind frei

  Ostern

Das Leiden und Sterben Jesu, die Passion, ist immer noch irgendwie „populär”. Über Haydns Musik zu den letzten Worten Christi, die ich vor zwei Wochen in Kattowitz hören konnte, habe ich bereits geschrieben, und am Mittwoch vor dem österlichen Triduum erklang diese Musik im Sitz des DFK Stolarzowice/Stollarzowitz. Ein Lob an die Ortsgruppe, dass sie auch eine so herausragende Seite der deutschen Kultur fördert. Am vergangenen Samstag hörte ich in der Berliner Gedächtniskirche die monumentale Johannespassion von Johann Sebastian Bach. Im Jahr 2004 schockierte uns Mel Gibsons Film „Die Passion“, der die Ungeheuerlichkeit des Leidens Christi brutal und buchstäblich darstellte.

Bilder und Erinnerungen an das Leiden sind in unser Leben und in das unserer Familien eingebettet, begleiten uns von unseren Fernsehbildschirmen, wenn wir Berichte aus Butscha, den Kriegsarchiven, sehen oder Müttern mit ihren Kindern zuhören, die aus der Ukraine geflohen sind. Der leidende Christus erscheint uns als Zeichen der Solidarität Gottes mit den Menschen im Leid. Diese Solidarität geht so weit, dass viele von uns selbst dann, wenn mehrere Päpste in Auschwitz die rhetorische Frage stellten: „Wo war Gott damals?“ wissen, dass Gott damals in Auschwitz gewesen ist. Und auch, wenn wir mit Fragen nach dem Sinn des Leidens konfrontiert werden, einschließlich der des Leidens am Kreuz, da das Böse immer noch besteht, verstehen wir es, denken wir darüber nach, weinen wir darüber und halten wir den fallenden und im Schmerz sterbenden Jesus in unserer Nähe.

Wahrscheinlich ist es für uns schwieriger all das, was danach geschah, in einer ähnlich offensichtlichen Weise zu akzeptieren. Wir rezitieren die Worte: „Er ist hinabgestiegen in das Reich der Toten und am dritten Tag wieder auferstanden”, aber im Gegensatz zur Passion und zum Tod fehlt uns die Erfahrung der Auferstehung. Hier ist die Vernunft ohne die Gnade des Glaubens überfordert. Wir kennen die Worte des heiligen Paulus: „Und wenn Christus nicht auferstanden ist, so ist unsere Lehre vergeblich, so ist auch unser Glaube vergeblich.” (1. Kor 15,14). Denn das Leiden Jesu unterscheidet sich nur dann vom Leiden und Sterben von Millionen von Menschen in Geschichte und Gegenwart, wenn er der Sohn Gottes ist, wenn er aus Liebe zu uns gelitten hat und auferstanden ist, um uns zu retten.

Das müssen wir in den kommenden Tagen bedenken. Die Liturgie, aber auch die Bräuche in unseren Häusern helfen uns dabei. Ich werde an Karfreitag betend Kreuze in die Ecken meines Grundstücks stecken, am Sonntag eine Osterkerze mit den Buchstaben Alpha und Omega als Symbol der Allmacht und Fülle anzünden, auf dem Tisch wird ein Osterlamm stehen und am Montag wird Wasser für neues Leben und Freude stehen. Aber wir sollten Ostern nicht auf den Brauch des Dyngus und des Osterhasens beschränken.

Bernard Gaida

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