Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Die Geister der Ertrunkenen

Im „Centrum ksiązki“ (Bücherzentrum) in Allenstein ist die Ausstellung „Wassergeister II. Die Flucht der Deutschen aus Allenstein im Jahr 1945“ zu sehen. Drei polnische Künstler unterschiedlichen Alters beschäftigen sich in Bildern, Skulpturen und Texten mit den damaligen Ereignissen.

 

 

Gespräche bei der Vernissage
Foto: Uwe Hahnkamp

 

 

Jede Region hat ihre speziellen historischen Tragödien, von denen die heutigen Einwohner manchmal sehr wenig wissen. Der Angriff der Roten Armee 1945 auf Ostpreußen mit all seinen Folgen ist ein solches düsteres Kapitel der Geschichte. Seit dem Film „Róża“ gibt es zumindest ein wenig Aufmerksamkeit dafür. Feliks Walichnowski, der Initiator der Ausstellung „Wassergeister II“ will mit ihr die neuen Generationen ebenfalls daran erinnern, was damals im südlichen Ostpreußen passierte und er selber noch miterlebt hat. Thema seiner Texte ist dabei die Flucht zum Frischen Haff, bei der Tausende Menschen dort und in der Ostsee ums Leben kamen. Daher auch der polnische Titel der Ausstellung „utopce II“. Utopce sind nämlich Wassergeister aus der lokalen Tradition wie Dämonen in Seen, vor allem aber die Geister der ertrunkenen oder im Wasser umgekommenen Menschen, an die in dieser Ausstellung erinnert wird.

 

 

Marta Buliks „utopce“
Foto: Uwe Hahnkamp

 

 

Mit dieser doppelten Bedeutung hat sich auch die jüngste Künstlerin der Ausstellung, Marta Bulik, auseinandergesetzt. Die Beschäftigung mit den Ereignissen von 1945 ist dabei für sie ganz selbstverständlich: „Ich lebe hier, also ist das auch Teil meiner Geschichte.“ Ihre Skulpturen aus Holz und Aluminiumdraht haben eine andere Intention, erinnern jedoch zum Teil deutlich an Gitter und Zäune, die Flüchtlingen im Wege waren und sind. Marta Buliks zweiter Beitrag zur Ausstellung „Wassergeister II“ sind Malereien auf Holz. Zu sehen sind im größten Werk schwarz-weiße und farbige, oft düster blickende Gesichter von Dämonen und anderen Sagenfiguren. Wichtig ist dabei der Untergrund der Darstellung der „utopce“. Es sind Bretter von einem Schuppen, der im Ort Sausgörken (Suchawa) im Kreis Rastenburg (Kętrzyn) fast an der heutigen polnisch-russischen Grenze steht. Er ist Teil eines Gutes, dessen heutige Besitzer sich sehr um den Familienfriedhof der ehemaligen Eigentümer gekümmert haben. Daraus ergab sich ein erster positiver Kontakt und inzwischen eine Freundschaft zwischen den alten und neuen Bewohnern. Eine friedliche Gegenwart, über die Marta Buliks Wasserdämonen Wache halten.

 

Die Ausstellung ist noch bis zum 15. Februar 2019 im „Centrum ksiązki“ (Bücherzentrum), ulica Jana Pawła II 2/3, gegenüber dem Rathaus in Allenstein zu, sehen.

 

 

Uwe Hahnkamp

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