Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Die Menschen leben nicht von Investitionen allein

Mit Łukasz Jastrzembski, Bürgermeister von Leschnitz, sprach Manuela Leibig über die Arbeit der Leschnitzer Gemeindeverwaltung.

Das Jahr 2022 war stark durch den Krieg in der Ukraine geprägt.

Das vergangene Jahr war in unseren Kommunen und insbesondere in der Gemeinde Leschnitz stark vom Thema des Krieges in der Ukraine und der Anwesenheit einer großen Anzahl von Flüchtlingen in unserem Land geprägt. Das Jahr 2022 begann recht ruhig, aber sobald der Krieg ausbrach, bereits Anfang Februar, kamen die ersten Flüchtlinge. Zeitweise gab es 400 von ihnen in der gesamten Gemeinde. Pro Einwohner der Gemeinde war dies die höchste Rate in der gesamten Woiwodschaft. Unsere örtliche Infrastruktur – das Pilgerhaus auf dem St.-Anna-Berg, das Hotel Magiczny Zakątek in Raschau und das ehemalige Gymnasium in Leschnitz – wurden als Unterkunft für diese Menschen genutzt. Es war ein großes Engagement der Gemeinde, der Einwohner, der Feuerwehr und der Volontäre, um denjenigen zu helfen, die vor den Kriegswirren flohen.

Apropos ehemaliges Gymnasium: Hat die Gemeinde irgendwelche Pläne für dieses Gebäude?

Die Gymnasien wurden von der Regierung der PiS aufgelöst, nicht von der Gemeinde. Die Schüler wurden auf die Grundschulen verteilt und das Gebäude blieb leer. Eigentlich möchten wir das Gemeindeamt nach einer vorherigen Sanierung irgendwann dorthin verlegen. Doch die Pandemie, der Kriegsausbruch und die horrenden Kostensteigerungen haben uns von diesem Ziel abgehalten.
Da das Gebäude leer war und zur Verfügung stand, konnte ich die Frage, ob die Gemeinde über Plätze verfügte, nicht mit gutem Gewissen verneinen. Wir erhielten Feldbetten und Ausrüstung vom Notfallmanagement. Und so haben wir in den ehemaligen Klassenzimmern Schlafplätze eingerichtet.

Łukasz Jastrzembski, Bürgermeister von Leschnitz
Foto: privat

Sie haben beschlossen, Mittel aus dem Gemeindehaushalt für die Stunden Deutsch als Minderheitensprache bereitzustellen, die der Minister für Bildung und Wissenschaft, Przemyslaw Czarnek, den Grundschülern weggenommen hat.

Diese Entscheidung lag nicht bei mir, sondern musste vom Gemeinderat genehmigt werden. Der Rat beschloss, zwei zusätzliche Stunden für Deutsch als Minderheitensprache bereitzustellen. Darüber hinaus haben wir uns mit Deutschlehrern und Schulleitern getroffen, um ihnen unsere Unterstützung angesichts der eklatanten Diskriminierung des Deutschen als Minderheitensprache durch die Regierung zuzusichern. Dank dieser Entscheidung unserer Gemeinde hat keiner der Deutschlehrer seinen Arbeitsplatz verloren.

Obwohl das vergangene Jahr recht kompliziert war, ist es der Gemeinde gelungen, einige Investitionen zu tätigen.

Das ist richtig. Wir haben es geschafft, 7 Millionen Złoty zu investieren. Wir haben die Renovierung von zwei kommunalen Gebäuden in Leschnitz in der ul. Kościelna abgeschlossen. Es handelte sich um einen umfassenden Umbau des Daches, der Fassade, der Treppenhäuser, der Heizungsanlage und der Schornsteine. Es war ein ziemlich großes und kompliziertes Vorhaben, da es in einem Gebäude erfolgte, in dem ständig Menschen leben. Eine weitere große Investition von mehr als einer Million Złoty war die Fertigstellung des Dorfklubs in Kadlubietz. Der alte Klub entsprach nicht mehr den aktuellen Anforderungen, sodass die Einwohner von Kadlubietz schon lange auf diesen neuen Klub gewartet haben. Es ist eines von mehreren kommunalen Gebäuden mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach und einer Wärmepumpe, sodass es auch vollkommen ökologisch ist.

Wie sieht es mit der Wasser- und Abwasserinfrastruktur aus?

Im vergangenen Jahr ist es uns gelungen, ein Wasserversorgungs- und Abwassersystem im Investitionsgebiet Krassowa zu bauen. Dies ist die nächste Stufe der Entwicklung unserer 25 Hektar großen Investitionsgebiete. Wir haben auch den Bau eines Abwassersystems in der ul. Piętnastolecia in Salesche abgeschlossen. Ebenso ist es uns gelungen, Finanzmittel zu erhalten und diese Straße komplett zu renovieren. Im Übrigen lagen unsere Ausgaben im vergangenen Jahr bei insgesamt 46 Mio. Złoty, wovon etwa 15 Prozent auf Investitionen entfielen. Die geplanten Ausgaben für dieses Jahr belaufen sich ebenfalls auf 46 Mio. Złoty, aber immerhin 26 Prozent davon werden für Investitionen verwendet, was auf Kofinanzierungen zurückzuführen ist.

Welche Investitionspläne sind also für dieses Jahr vorgesehen?

Wir haben beim Fonds „Polnische Ordnung“ einen Antrag auf acht Straßenprojekte gestellt und daraufhin 5 Mio. Złoty erhalten. Zusammen mit den Mitteln der Gemeinde belaufen sich die Straßeninvestitionen auf insgesamt 7 Mio. Złoty. Im Rahmen dieser Mittel werden neben der Sanierung von Straßen in den Dörfern unserer Gemeinde auch zwei Kreuzungen in Leschnitz zu Kreisverkehren umgebaut. Dies ist eine Investition für die Verkehrsteilnehmer, vor allem für die sog. ungeschützten Verkehrsteilnehmer, d. h. die Fußgänger, die auf den Straßen am meisten gefährdet sind. Insbesondere der Kreisverkehr, der zur Grundschule führt, wird die Sicherheit der Kinder, die zu Fuß zur Schule gehen, verbessern.
Wir haben auch Mittel erhalten, um energieintensive Straßenlampen durch moderne LED-Lampen zu ersetzen, und zwar nicht nur auf den Straßen, sondern auch bei unseren Sportanlagen. Darüber hinaus werden wir an allen Fußgängerüberwegen in der gesamten Gemeinde neue spezielle Beleuchtungslampen aufstellen. Vor allem dieser letzte Punkt wird die Sicherheit auf unseren Straßen verbessern, denn jeder Fußgängerübergang wird mit zwei Lampen ausgestattet werden.
Außerdem planen wir, mit der Renovierung des Feuerwehrhauses der Freiwilligen Feuerwehr in Leschnitz zu beginnen. Dabei möchten wir, ohne den Feuerwehrleuten etwas wegzunehmen, eine Polizeistation einrichten und dafür zwei leerstehende Garagen und eine ungenutzte Wohnung nutzen. Dank der vom Kreis Groß Strehlitz erhaltenen Mittel wird auch eine neue Straße zwischen Leschnitz und Lichinia gebaut, zusammen mit einem Radweg. Die Fahrbahndecke ist sehr schlecht und gefährlich. Unsere Gemeinde beteiligt sich mit 560.000 Złoty an dieser Investition. Die Gesamtinvestition wird auf 9 Millionen Złoty geschätzt.

In der Gemeinde gibt es viele Organisationen. Wie unterstützen Sie diese?

Als Gemeinde teilen wir unsere Aufgaben auch mit Nichtregierungsorganisationen. So haben wir der Feuerwehr in Wyssoka einen Zuschuss von 600.000 Złoty für den Kauf eines Löschfahrzeugs gewährt. Ein mittelgroßes Feuerwehrauto wird im Herbst in die Garage der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr einziehen. Die Caritas-Pflegestation für die häusliche Pflege unserer älteren Einwohner erhält 166.000 Złoty. Wir finanzieren weiterhin den Sportbetrieb in Leschnitz, unterstützen die Aktivitäten der Kulturgruppen der deutschen Minderheit und die Leschnitzer Kinderkrippe. Diese Organisationen nehmen zum Teil kommunale Aufgaben wahr, wie die Förderung von Kultur, Sport und Kinderbetreuung.

Welche Veranstaltungen planen Sie für dieses Jahr?

Die Menschen leben nicht von Investitionen allein. Deshalb laden wir wie jedes Jahr am Sonntag, den 4. Juni, zu einem Konzert der Kinder- und Jugendorchester der deutschen Minderheit auf dem St. Annaberg ein. Eine Woche später, am 11. Juni, findet in Salesche ein Orchesterwettbewerb statt. Von Freitag, dem 9. Juni, bis Sonntag (11. Juni) feiern wir das 800-jährige Bestehen von Salesche, bei dem zahlreiche Attraktionen auf die Besucher warten. Dies ist wahrscheinlich die größte Veranstaltung, die in diesem Jahr in unserer Gemeinde stattfindet.
Außerdem findet am 24. und 25. Juni in Poremba eine Schau der schlesischen Pferderasse statt, eine zyklische Veranstaltung, die bereits seit über 30 Jahren organisiert wird. Ferner wollen wir eine L806 machen, die größte von einer Gemeinde in der Woiwodschaft Oppeln organisierte Disco. Die diesjährige L806 findet am Samstag, den 5. August, in der Leschnitzer Scheune statt.

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