Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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„Die Region Oppeln ist ein großartiger Ort für die Forschung“

 

Mit Dr. Sabina Kubiciel-Lodzińska von der Fakultät für Wirtschaft und Management an der Technischen Universität Oppeln, Mitglied des Teams, das untersuchen wird, wie Ausländer von Bewohnern der Woiwodschaft Oppeln wahrgenommen werden, sprach Anna Durecka

 

Frau Dr. Kubiciel-Lodzińska, Sie starten in Kürze eine Umfrage über die Einstellung der Bewohner der Woiwodschaft Oppeln gegenüber Ausländern. Warum wollen wir wissen, ob die Oppelner offen für Zuwanderer sind?

Immer mehr Ausländer kommen in die Woiwodschaft Oppeln. Sie kommen hauptsächlich hierher, um zu arbeiten und mehr Geld zu verdienen, als sie in ihrem Herkunftsland bekommen könnten. Die überwiegende Mehrheit der Migranten sind Bürger der Ukraine. Ich denke, viele von uns begegnen ihnen bei verschiedenen Gelegenheiten. Zum Beispiel beim Einkaufen, da sie auch im Handel arbeiten oder bei der Inanspruchnahme von Dienstleistungen, denn eine große Gruppe ist auf dem Bau beschäftigt. Sicherlich sind es für einige von uns Kollegen aus dem Beruf oder dem Studium. Ausländer werden nun zu einem Teil unserer Gesellschaft, aber wir wissen nicht, ob die Oppelner das als Chance sehen oder diese Veränderung eher fürchten. Die Umfrage erfolgt im Auftrag des Marschallamtes der Woiwodschaft Oppeln und ist ein Teil der breiteren Aktivitäten, die in der Woiwodschaft Oppeln in Bezug auf die Anwesenheit von Ausländern stattfinden.

 

Die Umfrage soll einzigartig werden, denn Sie wollen die Befragten unter anderem danach fragen, ob sie deutsche Wurzeln haben oder nicht. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die Befragten so aufzuteilen? Führt das dann Ihrer Meinung nach zu mehr oder weniger Offenheit gegenüber Zuwanderern?

Das wissen wir nicht, aber dadurch, dass wir in einer besonderen Region leben, können wir es überprüfen und so spezielle Erkenntnisse gewinnen. Bislang hat keine Forschung zur Akzeptanz von Ausländern in Polen diese Perspektive berücksichtigt. Wir werden sehen, ob Menschen, die sich als deutschstämmig deklarieren, also eine Minderheit sind, offener gegenüber Zuwanderern sind, die ebenfalls eine Minderheit darstellen oder ob das vielleicht keine Rolle spielt. Ein wichtiger Faktor, der die Meinung über Ausländer beeinflussen kann, ist unserer Meinung nach die Migrationserfahrung. Auch im Falle dieses Faktors ist die Region Oppeln ein großartiger Ort für die Forschung. Macht die Tatsache, dass viele Bewohner unserer Region im Ausland arbeiten und dadurch Kontakt zu Menschen aus anderen Ländern haben, sie offener gegenüber Ausländern? Oder aber wünschen sie sich keine ebenso vielfältige Gesellschaft in ihrem Land wie z. B. in Deutschland oder Großbritannien? Dabei geht es nicht nur um die Herkunft, sondern unter Vielfalt wird auch kulturelle und religiöse Vielfalt verstanden. Wenn wir langfristig über den Zuzug von Ausländern nachdenken, dann werden irgendwann nicht nur Ukrainer zu uns kommen, die uns sprachlich und kulturell recht nahe sind. Wir müssen mit der Anwesenheit von Menschen aus asiatischen Ländern und auch aus Afrika rechnen. Unsere Studie wird auch in Bezug auf den Maßstab einzigartig sein, da sie unter 1.000 Bewohnern der Region Oppeln durchgeführt werden wird.

 

Dr. Sabina Kubiciel-Lodzińska
Foto: privat

 

Welche Fragen werden Bewohner der Region gestellt?

Unter anderem werden Oppelner zu ihrer Einstellung gegenüber Angehörigen verschiedener Nationen befragt, zu ihrer Bereitschaft, Ausländer in verschiedenen Rollen zu akzeptieren – als Arbeitskollegen, Nachbarn oder Familienmitglieder. Wir wollen herausfinden, wie die Oppelner die Rolle von Ausländern auf dem Arbeitsmarkt sehen – ob als einfache Arbeiter oder ob Ausländer ihrer Meinung nach auch attraktivere Positionen übernehmen sollten. Wir werden fragen, welche Rechte sie für Zuwanderer möchten. Dazu gehört die Freiheit, im öffentlichen Raum in der eigenen Sprache zu kommunizieren. Wir werden auch nach ihrem Einfluss auf die Entwicklung von Wirtschaft und Kultur fragen. Hinzu kommen einige schwierige Fragen mit Bezug auf Befürchtungen, die mit der Präsenz von Ausländern in unserer Region verbunden sind, wie z. B. erhöhte Kriminalität, ihr Einfluss auf sinkende Gehälter von einheimischen Arbeitnehmern oder erhöhte Wohnungspreise.

 

Werden Sie auch nach der Akzeptanz der bereits in der Region lebenden Minderheiten wie der deutschen Minderheit oder der Roma-Minderheit fragen?

Nein, die Umfrage wird sich nur mit der Einstellung der Oppelner gegenüber Ausländern befassen, d. h. Menschen, die vorübergehend oder dauerhaft aus dem Ausland zu uns gekommen sind. Wir werden nicht nach Meinungen gegenüber Minderheiten fragen, die permanent mit der Region verbunden sind.

 

Sollte sich herausstellen, dass die Oppelner nicht offen für „Fremde“ sind, was wird das bedeuten? Werden wir als Region anfangen, uns vor Ausländern zu „verschließen“?

Die Zuwanderung kann nicht von der regionalen Ebene aus gestoppt werden. Außerdem wäre es aufgrund der Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt, der alternden und schrumpfenden Bevölkerung Oppelns nicht richtig, sich vor Ausländern zu „verschließen“. Sollte sich herausstellen, dass wir keine Ausländer in der Oppelner Region haben wollen, dann wird die Oppelner Regionalregierung Bescheid wissen, dass es notwendig ist, die Aktivitäten zur Integration der Zuwanderer mit denen zum Aufbau der Offenheit in unserer Gesellschaft zu verbinden. Die Befragten werden nach Landkreisen aufgeteilt, sodass man feststellen kann, in welchen Teilen der Region Oppeln es mehr und in welchen es weniger Akzeptanz für Ausländer gibt. In unserer Untersuchung sind wir bestrebt, Fragen, die sich auf Ausländer beziehen, die eine Beschäftigung in der Woiwodschaft aufnehmen, klar abzugrenzen. Aber wir fragen auch nach der Einstellung gegenüber Flüchtlingen, d. h. Menschen, die z. B. aufgrund von Konflikten oder extremer Armut aus ihren Ländern fliehen mussten und meist aus dem Nahen Osten und Afrika kommen. Diese zweite Gruppe, obwohl in Polen von marginaler Bedeutung, stößt in der polnischen Gesellschaft auf viel Abneigung und Angst. Ich verweise auf Untersuchungen des Zentrums für Soziale Meinungsforschung, die zeigen, dass die Gegner der Aufnahme von Flüchtlingen zunehmen. Im Jahr 2015 waren knapp über 50 % der Befragten dagegen. Im Jahr 2019 waren dagegen sogar drei Viertel der Polen gegen die Aufnahme von Flüchtlingen. Die Akzeptanz von Ausländern, die zum Arbeiten nach Polen kommen, steigt jedoch. Um Ihnen ein Beispiel zu geben: In einer CBOS-Umfrage aus dem Jahr 1992 glaubten nur 9 % der Polen, dass es Ausländern erlaubt sein sollte, jede Arbeit in Polen anzunehmen, 42 % waren der Meinung, dass es ihnen überhaupt nicht erlaubt sein sollte, in unserem Land zu arbeiten. Im Jahr 2019 waren sogar 62 % der Befragten der Meinung, dass es Ausländern erlaubt sein sollte, jede Arbeit in Polen anzunehmen. Es könnte sich herausstellen, dass die Einstellung der Oppelner gegenüber Ausländern auch unterschiedlich ist, je nachdem, wer diese sind – ob sie zum Arbeiten kommen oder Flüchtlinge sind.

 

Wird man also aufgrund der Untersuchung feststellen können, welche Gruppen von Ausländern die Oppelner willkommen heißen und welche sie nicht akzeptieren?

Es ist uns wichtig herauszufinden, an wen die Oppelner denken, wenn sie das Wort Ausländer hören. Wie es scheint, handelt es sich dabei zumeist um eine Person aus der Ukraine und vermutlich wird diese Gruppe am ehesten akzeptiert. Aber was ist mit Menschen aus weiter entfernten Ländern, die auch hierherkommen, z. B. aus Indien oder Nepal? Das sind Menschen, die sich im Aussehen von uns unterscheiden, aus anderen Kulturkreisen kommen und sich zu einer anderen Religion bekennen. Sehen wir sie auch als Teil der Oppelner Gesellschaft? Als ich vor einigen Jahren die Bereitschaft von Unternehmern, Ausländer einzustellen, untersuchte, hatten die meisten der Befragten nichts gegen ausländische Arbeitskräfte und sagten, dass sie sie gerne einstellen würden. Als ich nach Präferenzen bezüglich des Herkunftslandes fragte, stellte sich heraus, dass die große Mehrheit der Arbeitgeber unter dem Begriff „Ausländer“ eine Person aus der Ukraine verstand. Jemanden aus Afrika oder Asien einzustellen, schlossen sie aus.

 

Wann werden wir die Ergebnisse der Umfrage erfahren und ob wir eine offene Gesellschaft sind oder eher skeptisch gegenüber Ausländern?

Die Umfrage wird im April beginnen und etwa zwei Monate dauern. Während dieser Zeit werden Meinungsforscher Oppelns Bürger kontaktieren und Informationen sammeln. Die Ergebnisse werden im Herbst bekanntgegeben.

 

Die Studie über die Einstellung der Bürger gegenüber Ausländern wird von Prof. Brigida Solga, Dr. Jolanta Maj und Dr. Sabina Kubiciel-Lodzińska von der Fakultät für Wirtschaft und Management der Technischen Universität Oppeln durchgeführt. Es ist eine Initiative des Forschungslabors für Inklusion und Innovation, das an der Fakultät für Wirtschaft und Management angesiedelt ist.

 

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