Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Zum Tod von Dr. Adolf Kühnemann

Das deutsche Oberschlesien trauert um Dr. Adolf Kühnemann, den langjährigen Vorsitzenden des Eichendorff-Konversatoriums, Herausgeber, Autor und Übersetzer. Beigesetzt wurde er am 19. Januar in Oppeln-Gruden, wo er mit seiner Ehefrau Teresa lebte.

 

Wer sich an Adolf Kühnemann wandte, konnte immer mit einem Lächeln rechnen. Ruhe und Wärme strahlte er aus, doch in ihm wohnte ein unruhiger, kritischer Geist.

Die Neugierde und eine Offenheit auf alles Neue erbte er wohl von seinem Vater, der in Adolf die große Leidenschaft zum Fotografieren weckte. Schon als Kind hat er gerne die Welt durch die Linse der Fotokamera beobachtet. Festhalten wollte er das Schöne und Unbeschwerte seines Elternhauses. Sehr bald schon waren die Lichtbilder das Einzige, was Adolf von seinem Elternhaus blieb. Und sein Name – an ihm hielt er immer fest, auch wenn er im Nachkriegspolen eher wie ein Fluch war. „Ich durfte nicht mehr in die Volksschule kommen, bevor ich meinen Namen nicht ändern würde. Aber ich war Vollwaise und minderjährig und somit auch keine völlige Rechtsperson. Ich habe also meinen Namen behalten. Die Schulbehörde musste nachgeben, schließlich obsiegte die Schulpflicht“, erinnerte sich Kühnemann in einem Gespräch.

So ein Name verpflichtet, scherzte er oft, und seitdem es möglich war, engagierte sich Kühnemann für die deutsche Kultur in Oberschlesien. Er zählte zu den Initiatoren der Schlesienseminare, die er als Diskussionsplattform in Oberschlesien sehen wollte. Er bedauerte, dass sich diese Begegnungen immer nur auf denselben Ort beschränkten, so erreiche man eben nur einen geringen Teil der Interessierten, bemängelte Kühnemann.

Seit über 20 Jahren brachte Adolf Kühnemann die zweisprachige Quartalsschrift „Eichendorff-Konversatorium“ heraus, die er ebenfalls als Anreiz zu Diskussionen verstand. Darin fanden sich Themen aus Politik, Geschichte, Kultur und Zeitgeschehen. Viele Texte übersetzte er aus dem Deutschen, um der polnischen Mehrheit den Zugang zu deutscher Kultur zu erleichtern. Die Entscheidung, was im Konversatorium erschien, traf er im Alleingang. „Ich verlasse mich dabei auf meinen Verstand und mein Herz“, betonte Kühnemann.

Seine erste Lektorin und Kritikerin war Ehefrau Teresa, die er während des Studiums in Posen kennen und lieben lernte. Sie war auch sein Barometer dafür, was bei Lesern ankommen konnte. „Ich habe auch seine Fehler im Polnischen korrigieren dürfen, aber vor allem habe ich aus den Publikationen sehr viel über die deutsche Kultur und über Oberschlesien gelernt“, so Ehefrau Teresa.

Wann immer er konnte, besuchte Kühnemann den deutschen Freundschaftskreis im Oppelner Stadtteil Goslawitz. Dort diskutierte er gerne über Politik und Geschichte mit dem Vorsitzenden Ernst Mittmann. Durch diese Begegnungen und andere Veranstaltungen der Deutschen Minderheit blieb Kühnemann stets am Ball.

Der rege und kritische Geist Adolf Kühnemanns wird uns fehlen.

Klaudia Kandzia

 

Hier ein Porträt Kühnemanns (ab 3.52 min.):

 

 

 

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