Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Ein Buch im Schloss ausleihen? Das geht!

Die Geschichte von Polnisch Neukirch (Polska Cerekiew) begann noch zu römischen Zeiten. Die Ortschaft wurde auf dem Handelsweg von Mähren in Richtung des heutigen Polen angelegt. Aus schriftlichen Überlieferungen geht hervor, dass sie um 1337 „Noua Ecclesia“ hieß. Im 17. Jahrhundert war sie Eigentum eines in der Region bekannten schlesischen Uradelsgeschlecht: der Familie von Oppersdorff.


Das Schloss in Polnisch Neukirch, der heute der Gemeinde gehört und unter anderem eine Bibliothek beherbergt, wurde auf Geheiss von Friedrich Freiherr von Oppersdorff gebaut. Friedrich war Kaiserlicher Rat und außerdem Erbauer des Schlosses von Czastolowitz und Herr auf Tynischt. In Polnisch Neukirch ließ Friedrich auch die dortige Kirche umbauen. 1617 wurde unter anderem die Sankt Barbara-Kapelle errichtet. Im 18 Jahrhundert gehörten die Güter der Familie von Gaschin. Sie haben eine weitere Kapelle in der Kirche gestiftet, die dem heiligen Antonius gewidmet war. Außerdem haben sie den Bau einer Mauer um die Kirche herum veranlasst. Nach den von Gaschin übernahm die Adelsfamilie von Seherr Thoss das Schloss. Doch bedeutende Veränderungen veranlassten erst die nächsten Besitzer: die Familie von Matuschka. Sie bauten das Schloss Ende des 19. Jahrhunderts um und erneuerten es. Das imposante Gebäude erhielt zwei Türme und bestand aus drei Flügeln. 1921 wurde Hans Eberhard Graf von Matuschka und von Toppolczan und Spaetgen Eigentümer des Schlosses, das noch mindestens bis 1937 in seinem Besitz blieb. Er war wahrscheinlich der letzte private Besitzer der Güter. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat der polnische Staat das Schloss übernommen, was sich auf seinen Zustand alles andere als positiv ausgewirkt hat.

Heute beherbergt das Schloss unter anderem eine Bibliothek.
Foto: Anna Durecka

2012 begann die Renovierung der Ruine aus Eigenmitteln der Gemeinde und aus EU-Mitteln. Zwar ist das Schloss immer noch weit entfernt davon so auszusehen wie vor 100 Jahren, seine Zukunft sieht aber gut aus. Und welche Gemeinde kann schon damit prahlen, eine Bibliothek in einem Schloss zu besitzen?

A. Durecka

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