Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Eine Schlesierin mit Leib und Seele

Prof. Joanna Rostropowicz stellt unermüdlich die Erinnerung an die großen Schlesier und die schlesische Literatur wieder her. In ihrem Berufsleben beschäftigt sie sich jedoch seit vielen Jahren mit der Geschichte – als Altphilologin leitete sie die Abteilung für mediterrane Zivilisation am Institut für Geschichte der Schlesischen Universität. Für ihre beruflichen Leistungen und ihre Leidenschaft, den Menschen ihre schlesische Heimat näher zu bringen, wurde sie mehrfach ausgezeichnet.

 

An der Universität Oppeln ist Prof. Joanna Rostropowicz als Expertin für mediterrane Zivilisation bekannt. Kurz nach ihrer Pensionierung schrieb Prof. Anna Pobóg-Lenartowicz 2018 einen Artikel mit dem Titel „Eine unbeugsame Schlesierin. Wohin ist Prof. Joanna Rostropowicz verschwunden“. „Bei der Erforschung der Geschichte und Kultur der alten Griechen und Römer ist es nur selten möglich, Entdeckungen von globalem Ausmaß zu machen (abgesehen natürlich von archäologischen Entdeckungen). Ein solches Kunststück ist Professor Rostropowicz gelungen. Ich beziehe mich auf ihre Forschungen zu zwei Epen aus der hellenistischen Zeit: Apollonios von Rhodos’ Epos über die Argonauten und Aratos von Solois Epos über die Sterne. Beide Werke sind seit Jahrhunderten bekannt und analysiert worden, doch erst Prof. Joanna Rostropowicz hat die Aufmerksamkeit auf ihren Doppelsinn gelenkt“, schreibt Prof. Pobóg-Lenartowicz.

 

Książkę można nabyć w Bibliotece im. Josepha von Eichendorffa w Opolu.
Prof. Rostropowicz mówi, że ma materiał na kolejne 50 tomów swojego cyklu.
Foto: A. Durecka

 

Schlesien

Prof. Joanna Rostropowicz ist jedoch auch als Expertin für schlesische Angelegenheiten bekannt und obwohl sie schon seit einigen Jahren im Ruhestand ist, hat sie nicht vor, sich auszuruhen. Immer noch ist sie aktiv und widmet sich ihrer großen Leidenschaft – der Kultur und Geschichte Schlesiens. Eines ihrer größten Werke der letzten Jahre sind die aufeinanderfolgenden Bände der Enzyklopädie „Die Schlesier aus frühesten Zeiten bis zur Gegenwart“.

Bis heute haben Joanna Rostropowicz und ihr Team sechs Bände veröffentlicht. „Ich weiß, dass es nicht zu unserem Ethos gehört zu prahlen, aber wenn wir das nicht tun, wissen nur wenige, wie wir sind“, sagte Prof. Rostropowicz in einem Interview für unsere Zeitung. „Eine meiner Lieblingsheldinnen ist Rose Ader. Sie war eine große Schauspielerin, eine Opernsängerin, in die sich selbst Puccini verliebte. Es ist nicht klar, wie es geendet hätte, denn offenbar war seine Liebe groß, aber sie entschied sich, einen sizilianischen Prinzen zu heiraten. Eine Frau aus einer bescheidenen Familie, aus Bohumin in Österreichisch-Schlesien. Sie hat eine steile Karriere gemacht“, erzählte Professor Rostropowicz.

Ein weiterer Held, an den die Professorin erinnert, ist Rudolf Albicht. „Er wiederum war ein Gelehrter, ein Slawist. Er arbeitete an Belarussisch, Ukrainisch und vielen anderen Sprachen. Interessant ist aber, dass er auch über die Tatsache schrieb, dass es eine oberschlesische Sprache gibt! Und dass sie sich sehr vom Polnischen und Tschechischen unterscheidet, dass sie eine eigenständige Sprache ist“, bekundet Joanna Rostropowicz.

 

Eine kleine Auswahl der Publikationen von Prof. Joanna Rostropowicz
Foto: Archiv

 

Die oberschlesische Sprache

Die oberschlesische Sprache, die Prof. Rostropowicz nicht als Dialekt oder Mundart bezeichnen möchte, gehört zu ihren weiteren Leidenschaft. Wie nur wenige andere in der polnischen Wissenschaftswelt hebt sie die Eigenständigkeit dieser Sprache und ihre Bedeutung für die schlesische Bevölkerung hervor. Seit der Wende war sie auch an der Organisation und den Aktivitäten oberschlesischer Institutionen beteiligt und eine der Initiatorinnen des Oberschlesischen Verbandes.

Nicht weniger wichtig ist für sie die deutsche Sprache. Bei einem der vom Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit organisierten Treffen mit Zeitzeugen betonte Joanna Rostropowicz die Bedeutung der Sprache Goethes und Schillers für einen großen Teil der Bewohner Oberschlesiens auch nach dem Zweiten Weltkrieg. Prof. Rostropowicz erinnerte u. a. daran, wie deutsche Bücher heimlich untereinander ausgeliehen wurden, um den Hunger nach dieser Kultur zu stillen.

Damit die deutsche Sprache auch heute nicht an Wert verliert, sind alle Publikationen von Joanna Rostropowicz zweisprachig – in Polnisch und Deutsch – erschienen. Und die Liste, auch wenn man die erwähnte Enzyklopädie nicht mitzählt, ist beeindruckend. Als stellvertretende Vorsitzende des Oberschlesischen Eichendorff-Kultur- und Begegnungszentrums in Lubowitz und zugleich Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats des Zentrums gründete sie dort den Verlag Editio Silesia, der bis heute eine Reihe von Büchern über Schlesien veröffentlicht hat. Seien es die Eichendorff-Hefte, eine vierteljährlich erscheinende wissenschaftliche Zeitschrift nicht nur über das Werk des oberschlesischen Romantikers oder die zwölf Bände der Reihe „Das Schlesische in Europa“.

Auch die Veröffentlichung literarischer Werke in der Reihe „Perlen der schlesischen Literatur“ darf nicht vergessen werden. Der Editio Silesia veröffentlichte dort sowohl Werke von Joseph von Eichendorff (z. B. Die Marmorstatue und Das Schloss Dürande), vom Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann (Bahnwärter Thiel) als auch von heute weniger bekannten Autoren wie Valery von Bethusy-Huc, Gerhart Baron, Marie Klerlein oder Herta Pohl.

 

 

Würdigungen

Für ihr Engagement für die oberschlesische Sprache, aber auch für die Geschichte und Kultur der Region sowie für die Förderung der deutschen Sprache wurde Prof. Joanna Rostropowicz mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. Sie erhielt u. a. den Wojciech-Korfanty-Ehrenpreis, den der von Joanna Rostropowicz gegründete Oberschlesische Verband seit 1993 vergibt. Im Jahr 2011 erhielt sie den von der Schlesischen Autonomiebewegung verliehenen Augustin-Weltzel-Preis „Oberschlesischer Tacitus“. 2015 wurde sie zudem mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Bis heute engagiert sich Prof. Joanna Rostropowicz für die Verbreitung der schlesischen Geschichte und Kultur sowie der deutschen und oberschlesischen Sprache. In ihrem Haus in Oppeln warten sicherlich bereits weitere „Perlen der schlesischen Literatur“ und Biogramme bedeutender Schlesier auf ihre Veröffentlichung.

MLProf. Joanna Rostropowicz stellt unermüdlich die Erinnerung an die großen Schlesier und die schlesische Literatur wieder her. In ihrem Berufsleben beschäftigt sie sich jedoch seit vielen Jahren mit der Geschichte – als Altphilologin leitete sie die Abteilung für mediterrane Zivilisation am Institut für Geschichte der Schlesischen Universität. Für ihre beruflichen Leistungen und ihre Leidenschaft, den Menschen ihre schlesische Heimat näher zu bringen, wurde sie mehrfach ausgezeichnet.

 

An der Universität Oppeln ist Prof. Joanna Rostropowicz als Expertin für mediterrane Zivilisation bekannt. Kurz nach ihrer Pensionierung schrieb Prof. Anna Pobóg-Lenartowicz 2018 einen Artikel mit dem Titel „Eine unbeugsame Schlesierin. Wohin ist Prof. Joanna Rostropowicz verschwunden“. „Bei der Erforschung der Geschichte und Kultur der alten Griechen und Römer ist es nur selten möglich, Entdeckungen von globalem Ausmaß zu machen (abgesehen natürlich von archäologischen Entdeckungen). Ein solches Kunststück ist Professor Rostropowicz gelungen. Ich beziehe mich auf ihre Forschungen zu zwei Epen aus der hellenistischen Zeit: Apollonios von Rhodos’ Epos über die Argonauten und Aratos von Solois Epos über die Sterne. Beide Werke sind seit Jahrhunderten bekannt und analysiert worden, doch erst Prof. Joanna Rostropowicz hat die Aufmerksamkeit auf ihren Doppelsinn gelenkt“, schreibt Prof. Pobóg-Lenartowicz.

 

Książkę można nabyć w Bibliotece im. Josepha von Eichendorffa w Opolu.
Prof. Rostropowicz mówi, że ma materiał na kolejne 50 tomów swojego cyklu.
Foto: A. Durecka

 

Schlesien

Prof. Joanna Rostropowicz ist jedoch auch als Expertin für schlesische Angelegenheiten bekannt und obwohl sie schon seit einigen Jahren im Ruhestand ist, hat sie nicht vor, sich auszuruhen. Immer noch ist sie aktiv und widmet sich ihrer großen Leidenschaft – der Kultur und Geschichte Schlesiens. Eines ihrer größten Werke der letzten Jahre sind die aufeinanderfolgenden Bände der Enzyklopädie „Die Schlesier aus frühesten Zeiten bis zur Gegenwart“.

Bis heute haben Joanna Rostropowicz und ihr Team sechs Bände veröffentlicht. „Ich weiß, dass es nicht zu unserem Ethos gehört zu prahlen, aber wenn wir das nicht tun, wissen nur wenige, wie wir sind“, sagte Prof. Rostropowicz in einem Interview für unsere Zeitung. „Eine meiner Lieblingsheldinnen ist Rose Ader. Sie war eine große Schauspielerin, eine Opernsängerin, in die sich selbst Puccini verliebte. Es ist nicht klar, wie es geendet hätte, denn offenbar war seine Liebe groß, aber sie entschied sich, einen sizilianischen Prinzen zu heiraten. Eine Frau aus einer bescheidenen Familie, aus Bohumin in Österreichisch-Schlesien. Sie hat eine steile Karriere gemacht“, erzählte Professor Rostropowicz.

Ein weiterer Held, an den die Professorin erinnert, ist Rudolf Albicht. „Er wiederum war ein Gelehrter, ein Slawist. Er arbeitete an Belarussisch, Ukrainisch und vielen anderen Sprachen. Interessant ist aber, dass er auch über die Tatsache schrieb, dass es eine oberschlesische Sprache gibt! Und dass sie sich sehr vom Polnischen und Tschechischen unterscheidet, dass sie eine eigenständige Sprache ist“, bekundet Joanna Rostropowicz.

 

Eine kleine Auswahl der Publikationen von Prof. Joanna Rostropowicz
Foto: Archiv

 

Die oberschlesische Sprache

Die oberschlesische Sprache, die Prof. Rostropowicz nicht als Dialekt oder Mundart bezeichnen möchte, gehört zu ihren weiteren Leidenschaft. Wie nur wenige andere in der polnischen Wissenschaftswelt hebt sie die Eigenständigkeit dieser Sprache und ihre Bedeutung für die schlesische Bevölkerung hervor. Seit der Wende war sie auch an der Organisation und den Aktivitäten oberschlesischer Institutionen beteiligt und eine der Initiatorinnen des Oberschlesischen Verbandes.

Nicht weniger wichtig ist für sie die deutsche Sprache. Bei einem der vom Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit organisierten Treffen mit Zeitzeugen betonte Joanna Rostropowicz die Bedeutung der Sprache Goethes und Schillers für einen großen Teil der Bewohner Oberschlesiens auch nach dem Zweiten Weltkrieg. Prof. Rostropowicz erinnerte u. a. daran, wie deutsche Bücher heimlich untereinander ausgeliehen wurden, um den Hunger nach dieser Kultur zu stillen.

Damit die deutsche Sprache auch heute nicht an Wert verliert, sind alle Publikationen von Joanna Rostropowicz zweisprachig – in Polnisch und Deutsch – erschienen. Und die Liste, auch wenn man die erwähnte Enzyklopädie nicht mitzählt, ist beeindruckend. Als stellvertretende Vorsitzende des Oberschlesischen Eichendorff-Kultur- und Begegnungszentrums in Lubowitz und zugleich Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats des Zentrums gründete sie dort den Verlag Editio Silesia, der bis heute eine Reihe von Büchern über Schlesien veröffentlicht hat. Seien es die Eichendorff-Hefte, eine vierteljährlich erscheinende wissenschaftliche Zeitschrift nicht nur über das Werk des oberschlesischen Romantikers oder die zwölf Bände der Reihe „Das Schlesische in Europa“.

Auch die Veröffentlichung literarischer Werke in der Reihe „Perlen der schlesischen Literatur“ darf nicht vergessen werden. Der Editio Silesia veröffentlichte dort sowohl Werke von Joseph von Eichendorff (z. B. Die Marmorstatue und Das Schloss Dürande), vom Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann (Bahnwärter Thiel) als auch von heute weniger bekannten Autoren wie Valery von Bethusy-Huc, Gerhart Baron, Marie Klerlein oder Herta Pohl.

 

 

Würdigungen

Für ihr Engagement für die oberschlesische Sprache, aber auch für die Geschichte und Kultur der Region sowie für die Förderung der deutschen Sprache wurde Prof. Joanna Rostropowicz mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. Sie erhielt u. a. den Wojciech-Korfanty-Ehrenpreis, den der von Joanna Rostropowicz gegründete Oberschlesische Verband seit 1993 vergibt. Im Jahr 2011 erhielt sie den von der Schlesischen Autonomiebewegung verliehenen Augustin-Weltzel-Preis „Oberschlesischer Tacitus“. 2015 wurde sie zudem mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Bis heute engagiert sich Prof. Joanna Rostropowicz für die Verbreitung der schlesischen Geschichte und Kultur sowie der deutschen und oberschlesischen Sprache. In ihrem Haus in Oppeln warten sicherlich bereits weitere „Perlen der schlesischen Literatur“ und Biogramme bedeutender Schlesier auf ihre Veröffentlichung.

 

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