Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Eine schöne Kindheit

Das vom Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit herausgegebene Buch „Eine vielschichtige Collage” beinhaltet nicht nur die Autobiografie der in Oppeln 1920 geborenen Marianne Roth, sondern bietet auch einen Einblick in das Leben der jüdischen Gemeinschaft Oppelns in den 1920er und 1930er Jahren. Das Schicksal der Oppelner Jüdin Marianne Roth wurde bei Recherchen zu einem anderen Anlass entdeckt.

Der von der SKGD produzierte Film „Gruß aus Oppeln“ beschreibt die Geschichte Oppelns von der Kaiserzeit bis zum Jahr 1933. In Kürze soll ein weiterer Teil entstehen, in dem die Zeit des Nationalsozialismus und die Zeit des Stalinismus behandelt werden. „Wir haben schon das ganze letzte Jahr Materialien gesucht. Ein großes Thema ist natürlich der Holocaust“, erzählt der Historiker Dr. Gerhard Schiller, der an dem zweiten Teil des Films mitarbeitet.

Ein Fund in den USA

Bei den Recherchen zum Film ist Beata Kubica im oneline-Holocaust Memorial Museum auf Marianne Roth gestoßen. Es war ein Interview mit ihr auf Englisch. „In dem Museum sind viele Zeitzeugenaussagen, auch einige aus Oppeln, zu finden. Die kann man im Internet ansehen. Ich war erstaunt, wie viele detaillierte Zeitzeugenaussagen aus Oppeln es dort gibt. Einige sind geschützt, da muss man im Museum um Erlaubnis bitten, diese Interviews zu nutzen. Das Museum fragt dann die Familie, und wenn die einverstanden ist, bekommt man den Link zugeschickt. So war es auch im Fall von Marianne Roth“, erzählt Gerhard Schiller, der die deutsche Übersetzung für das Buch gemacht hat. „Es gibt keine ähnlichen Publikationen zu dem Thema, deswegen haben wir uns als HDPZ entschieden, das Buch herauszugegeben“, sagt Beata Sordon vom Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit.

Beim Treffen zum Buch über Marianne Roth in der Galerie der Gegenwärtigen Kunst in Oppeln.
Foto: Manuela Leibig

Marianne Roth ist die Flucht noch im letzten Moment 1939 nach Australien gelungen. Im hohen Alter hat sie ihre Autobiografie geschrieben. „Ich habe sie gelesen und dache, da muss man gleich, unabhängig vom Film, etwas daraus machen“, sagt Beata Kubica, die für die polnische Fassung des Buches verantwortlich ist. „Marianne Roth schreibt über ein gutes Leben in Oppeln, eine schöne Kindheit. Wir haben uns auch als Ziel gesetzt, das Leben der jüdischen Minderheit zu zeigen, denn sie haben sich wirklich als Deutsche jüdischen Glaubens gefühlt. Das sagt Marianne Roth auch ausdrücklich in ihren Erinnerungen. Es war uns wichtig, an diese Minderheit zu erinnern, weil sie doch spurlos aus Oppeln verschwunden ist“, betont Gerhard Schiller.

Unerwartetes

„Marianne schreibt, dass eine Woche vor Heiligabend, wie in jedem Haushalt in Oppeln, bereits der Karpfen in der Wanne plätscherte. Und der wurde am Abend des 24. Dezember gegessen. Das war für mich wohl die größte Überraschung in den Erinnerungen von Marianne, aber nicht nur für mich. Als ich die Geschichte beim Autorentreffen in Gleiwitz erzählte, wo auch Jüdinnen, die aus den ehemaligen polnischen Ostgebieten stammen, dabei gewesen sind, sagten sie dazu, dass sowas doch unmöglich sei! Allein diese Geschichte zeigt, wie sehr die jüdische Minderheit damals in die Mehrheitsgesellschaft in Oppeln integriert war. Oppeln zählte seinerzeit ca. 45.000 Menschen, von denen 600 Juden waren“, erzählte Beata Kubica in der Galerie der Gegenwärtigen Kunst in Oppeln Ende April bei einem Treffen zu dem Buch.

Manuela Leibig

 

Hausbooks https://hausbooks.pl/pl/p/Wielowarstwowy-Kolaz-Marianne-Roth-E-BOOK/178

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