Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Erinnern auf deutsch und polnisch

Foto: Dirk Steinhoff

Vom 4. bis 15. September veranstaltete der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) im Rahmen des Projekts „Go East“ in Allenstein eine Sommerschule mit dem Titel „Erinnerungsorte in Ermland und Masuren mit deutsch-polnischem Fokus“.

 

Neun deutsche und acht polnische Teilnehmer erlebten ein intensives Programm mit Exkursionen, Vorträgen und Werkstätten zum Thema Erinnerungsorte. „Wir wollten eine deutsch-polnische Gruppe bilden, denn die Erinnerungsorte der Region fördern und fordern unterschiedliche Sichtweisen und eine Konfrontation der beiden Lesarten der Geschichte“, sagt  Dirk Steinhoff, der Lektor des DAAD am Lehrstuhl für Germanistik der Ermländisch-Masurischen Universität in Allenstein.

 

Dabei ging es nicht nur um greifbare Orte, sondern auch um Literatur, Archivdokumente und historische Ereignisse in der Region, die Einfluss auf eine oder beide Kulturen hatten. Ein Abend war der deutschen Vergangenheit und Gegenwart im Gebiet des früheren Ostpreußen gewidmet. Andererseits erlebten die Teilnehmer auf Ausflügen, wo etwas in die kollektive Erinnerung eingegangen ist.

 

Dabei nahmen sie die Orte durchaus unterschiedlich auf. Die polnische Teilnehmerin Katarzyna Hincmann interessiert sich sehr für die Geschichte von Ermland und Masuren, schließlich stammt ihr Großvater aus Stabigotten (Stawiguda) und lebt dort heute noch. Als wichtigsten Erinnerungsort hat sie das Gebäude des Adam-Mickiewicz-Lyzeums in Allenstein wahrgenommen. In der Aula des Gebäudes, das das damalige Königliche Gymnasium 1887 bezog, hängt Heinrich Gärtners Bild „Iphigenie auf Tauris“. „Ein deutscher Maler, architektonisch ein deutsches Gebäude, aber es wird von Deutschen und Polen gleichermaßen als Schule genutzt“, so Hincmann.

 

Für Johanna Rolf ist Polen thematische Neuland. Doch am Denkmal vor der Herz-Jesu-Kirche in Lyck (Ełk) ist ihr sofort der Wechsel in der Geschichtsschreibung aufgefallen. „Auf dem deutschen Denkmal für die Gefallenen von 1870/71 mit einer Figur der Siegesgöttin steht heute eine Jesus-Statue, und es gibt zwei im Ton unterschiedliche Tafeln von 1950 und 2005“, erklärt sie. Die von 1950 ehrt gefallene Polen, auf der von 2005 danken polnische Kinder, die während der Besatzung durch Nazis und Sowjets gelitten haben, Gott für ihre Rettung.

 

Mike Torka spricht Polnisch, hat Wurzeln in Schlesien und über das Studium Erfahrungen mit Schlesien. Für ihn war Ostpreußen eine neue Herausforderung. Sein wichtigster Ort ist schnell gefunden: „Die Marienburg, mit ihrer wechselhaften Geschichte und der besonderen Bauweise.“

 

Einig sind sich alle drei in ihrer Meinung zur Sommerschule: Ein sehr dichtes Programm, lehrreich und interessant. Neben den thematischen Inhalten waren vor allem die zwischenmenschlichen Begegnungen ein wichtiges Element der Sommerschulen.

 

Uwe Hahnkamp

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