Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Frauen können alles!

Vertreterinnen des Frauenverbandes im Bund der Vertriebenen e. V. (Vertriebene, Spätaussiedler) aus ganz Deutschland unternahmen eine Auslandsbegegnung in Schlesien. Solche Auslandsbegegnungen wurden vom Frauenverband schon in vielen Siedlungsgebieten organisiert, nun war Schlesien an der Reihe. Hier lernten sie innerhalb von fünf Tagen vor allem die Institutionen der Deutschen Minderheit und deren Tätigkeit kennen. Dabei wurden auch Erfahrungen ausgetauscht.


Am Montag gab es u. a. ein Treffen mit Zuzanna Donath-Kasiura, der Vizemarschallin der Woiwodschaft Oppeln. Sie erzählte über die Position der Frauen in der Politik in Polen: „Wir haben zwar bei den Wahllisten Parität eingeführt, was die Frauen angeht, aber die Frage ist, auf welchen Positionen der Listen sind die Frauen? Bei der SKGD haben wir es geschafft, dass wir im elfköpfigen SKGD-Vorstand der Woiwodschaft Oppeln fünf Frauen und sechs Männer haben. Darauf sind wir stolz. Wir haben auch kurz vor den Wahlen mit meinen Kolleginnen einen Brief an alle Delegierten geschickt, mit der Bitte, dass die Frauen Mut haben, anzutreten. Wir haben uns ebenso an die Männer gewandt, dass sie den Frauen vertrauen und sie unterstützen sollen. Vieles hat sich auch im Laufe der Jahre in den DFKs geändert. Über Jahre hinweg haben die Frauen alles vorbereitet, waren bei allen Treffen dabei, nur von offiziellen Funktionen haben sie sich zurückgezogen. Das hat sich nun geändert, wir haben in den DFKs viele weibliche Vorsitzende – und das freut mich. Ich bin keineswegs der Meinung, dass Frauen alles tun müssen, aber sie können”, so Zuzanna Donath-Kasiura.

Mit der Vizemarschallin der Woiwodschaft Oppeln, Zuzanna Donath-Kasiura, sprachen die Vertreterinnen des Frauenverbandes im BdV über die Rolle der Frau in ihren Vereinen und in der Politik.
Foto: Manuela Leibig

 

Die Banaterschwäbin Dr. Maria Werthan von der Minderheit im Südwesten Rumäniens, ist Präsidentin des Frauenverbandes im Bund der Vertriebenen und sprach für ihre Organisation: „Bei uns ist es ganz ähnlich. Wenn ich an die Führungspositionen denke, dann sind wir Frauen immer noch unterrepräsentiert. Der Erfolg der letzten Wahlen im BdV ist, dass wir im Präsidium nun drei Frauen haben. In den Landsmannschaften, in den Landesverbänden, in den Kreisverbänden hat es sich durchgesetzt, dass Frauen die Organisationsebene, die Ausführungsebene besetzen, aber in den Führungsstrukturen sind noch immer wenig Frauen“, so die Präsidentin. Nach dem Treffen im Marschallamt der Woiwodschaft Oppeln begaben sich die Teilnehmerinnen auf den Weg ins Ausstellungszentrum der Deutschen Minderheit. „Ich freue mich, dass die Heimatverbliebenen so zahlreiche lebendige Angebote für Groß und Klein machen. Auf die Jugend warten so viele Bildungsprojekte, auch die Angebote für Erwachsene werden ständig erneuert. Besonders freut mich das Dokumentationszentrum der Deutschen Minderheit, dass es gelungen ist, eine derartige Institution ins Leben zu rufen”, beteuert Maria Werthan.

Doch nicht nur Vorträge und Berichte erwarteten die Gruppe. Am Sonntag gab es einen Abstecher nach Friedersdorf ins Heimatmuseum in der Pfarrscheune: „Es war für mich erstaunlich, was Frau Zgorzelska aufgebaut hat, um zu zeigen, was es einst bedeutete, in der Landwirtschaft zu arbeiten, dazu das Handwerk, viele Dokumente sind zu sehen und Haushaltsgegenstände. Wir haben uns über die Begegnung sehr gefreut. Alles, was dort in der Pfarrscheune präsentiert wird, ist systematisch, wie mit einem klaren, roten Faden geordnet, als wäre Frau Zgorzelska als Archivarin ausgebildet. Einfach toll! Wir hatten auch ein Treffen auf dem Annaberg mit Frau Ewa Czeczor, das war auch so lebendig! Ein Genuss! Unser Plan für Schlesien ist sehr intensiv, aber wir genießen es”, resümiert die Präsidentin des Frauenverbandes, Dr. Maria Werthan, die Schlesien erneut besuchen möchte, da sie von Breslau wegen der Flugzeiten nur sehr wenig gesehen hat. Das diesjährige Kulturfestival der Deutschen Minderheit in Polen am 10. September 2022 in Breslau wäre vielleicht ein passendes Datum für einen weiteren Besuch.

Manuela Leibig

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