Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Historische Kreisstadt

Wer braucht schon einen Ausflug nach Toskanien, um endlich mal den Schiefen Turm mit seinen eigenen Augen zu sehen? Unsere diesjährigen Wanderungen beginnen wir im Schatten des Schiefen Turmes, der genau im Herzen des Sudetenvorlandes steht.

In die historische Kreisstadt Frankenstein (Ząbkowice Śląskie) kommen wir von Breslau (Wrocław) oder Glatz (Kłodzko) ganz einfach mit dem Auto oder Zug. Parkmöglichkeiten gibt es in der Innenstadt genug, am besten ist es jedoch, das Fahrzeug nicht weit von der Kreuzung zwischen der Landesstraße 8 und der Straße 385 (ulica Bohaterów Getta) stehen zu lassen. Von hieraus sehen wir erstens schon den berühmten Glockenturm. Zweitens müssen wir auf diese Weise die Stadtbesichtigung nicht mal planen, denn die grüne Wanderroute führt uns einfach an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Ortes vorbei.

 

An der Stadtmauer
Zuerst geht es an der mittelalterlichen Stadtmauer entlang, die etwa 1290 erbaut und im 16. Jahrhundert erneuert wurde. Danach umrunden wir die Ruine der fürstlichen Burg. Um 1300 errichtet, wird sie seit 300 Jahren nicht mehr benutzt und fiel in der Zwischenzeit immer wieder vernichtenden Bränden zum Opfer. Eine weitere Ruine, die der protestantischen Kirche aus dem 19. Jahrhundert, sehen wir links. Nach einem 15 Minuten langen Spaziergang kommen wir auf diese Weise am Symbol der Stadt an.
Der Schiefe Turm dient als Glockenturm der Sankt Annakirche. Zwischen 1413 und 1415 errichtet, war es zunächst ein relativ durchschnittliches Gebäude für seine Art. In den letzten Jahren des 16. Jahrhunderts begann es, sich zu neigen. Der Prozess kam am 24. August 1598 zu seinem Höhepunkt. Im etwa 10 Kilometer entfernten Wartha (Bardo) kam es damals zu einem massiven Felsrutsch. Das darauffolgende Erdbeben verpasste dem Turm mit 150 Zentimeter Überhang und 2,55 Grad Neigung seine jetzige Form. Seitdem ist der Schiefe Turm stabil und dient auch als guter Aussichtspunkt auf Frankenstein und die Umgebung. Nach aktuellen Besichtigungsmöglichkeiten und Öffnungszeiten sollte man sich jedoch unmittelbar vor dem Ausflug erkundigen.

Der Schiefe Turm von Frankenstein ist auf jeden Fall eine der bekanntesten Bauten im Sudetenvorland.

Ein sehr milder Anstieg
Weiter geht es am Rathaus vorbei, das in seiner jetzigen Form in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut und 1864 gründlich umgebaut wurde. Danach führen uns die grünen Zeichen aus der Innenstadt hinaus in den Stadtpark. Am örtlichen Postamt biegen wir rechts ab und folgen nun bis an unser Ziel dem gelben Wanderweg, der uns langsam aus der Stadt führt. Nach circa 40 Minuten gelangen wir auf diese Weise an den 1858 erbauten Bahnhof. Von hier kann man auch den Ausflug zum Kalk-Berg beginnen, die Altstadt sollte man aber auf jeden Fall sehen, wenn man schon vor Ort ist.

Nach so vielen interessanten Momenten sind die nächsten 40 Minuten eher ruhig. Wir verlassen erst die Vorstadt von Frankenstein, unmittelbar danach geht es durch Heinersdorf (Jaworek). Nun gibt es endlich auch Kontakt mit der Natur – es geht durch Felder, dann kurz an einem Bach entlang, und hinauf auf den Hang des Kalk-Berges. Nach etwas über 2 Stunden kommen wir nun an der Waldgrenze an und sind fast am Ziel unserer Wanderung. In der Zeit ging es genau 57 Meter hinauf (ohne Besichtigung des Schiefen Turms), somit ist es der ruhigste Spaziergang– ideal, um eine neue Wandersaison anzufangen. Auf dem letzten Teilstück kann man wunderschöne Panoramen des Sudetenvorlandes und des Warthagebirges genießen. Im Wald wird das nicht mehr gehen, uns erwarten aber die Geheimnisse des sehr interessanten Hügels.

Fortsetzung folgt.

 

Łukasz Malkusz

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