Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Ich würde meine Eltern beleidigen

Die Volkszählung läuft noch bis Ende September. Bis zu diesem Zeitpunkt sollten alle Einwohner Polens eine Selbstzählung vornehmen oder die Fragen der Volkszähler beantwortet haben. Im Rahmen der Förderung der Volkszählung heben die nationalen und ethnischen Minderheiten die Bedeutung der nationalen Zugehörigkeitserklärung hervor. In Köslin haben die Minderheitengemeinschaften ihre Mitglieder und Unterstützer gemeinsam zur Teilnahme an der Volkszählung eingeladen.

 

Zu einer Pressekonferenz luden Vertreter der ukrainischen, der Roma-, der deutschen, der jüdischen und der kaschubischen Minderheit ein. „Unser Ziel ist es vor allem, Angehörige der nationalen und ethnischen Minderheiten davon zu überzeugen, bis zum 30. September an einer Online-Zählung teilzunehmen und ihre Nationalität anzugeben“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Ukrainer in Köslin, Roman Biłas. „Es ist die Vielfalt, die jede Gesellschaft ausmacht“, sagte Albin Majakowski, ein Repräsentant der jüdischen Minderheit. „Wir wollen Polen gemeinsam gestalten, wir wollen gemeinsam eine Gemeinschaft schaffen“, fügte er hinzu.

 

Keine Angst

 

Peter Jeske, Chef der deutschen Minderheit in Köslin
Foto: R.Urban

 

Peter Jeske, Vorsitzender der deutschen Minderheit in Köslin, erinnerte daran, wie die Angabe der Volkszugehörigkeit in der Vergangenheit bei Volkszählungen aussah. „Bei früheren Volkszählungen wollte sich nicht jeder zu seiner Nationalität bekennen, was vielleicht noch auf Angst zurückzuführen war. Aber die Zeiten ändern sich und es ist uns gelungen, die Menschen mit der Botschaft zu erreichen, dass man mehrere Staatsbürgerschaften haben kann, aber nur eine Nationalität. Ich bin ein Deutscher und werde ein Deutscher bleiben. Wenn ich mich nicht zu meiner Nationalität bekenne, würde das bedeuten, dass ich meine Eltern beleidige“, betonte Peter Jeske.

Seine deutsche Minderheitenorganisation „Pomerania“ hat von Beginn der Volkszählung an ihre Mitglieder aktiv beim Ausfüllen des Fragebogens unterstützt. „Wir haben nicht nur Flyer und anderes Informationsmaterial verteilt, die neben dem Verband deutscher Gesellschaften auch vom Hauptamt für Statistik erstellt wurden. Wir sind auch zu unseren Mitgliedern gereist und haben sie bei der Selbstzählung unterstützt. Auf diese Weise konnten wir etwa 18 Personen helfen. Zudem haben wir Dienststunden in unserem Büro in Köslin angeboten. Inzwischen haben wir unsere Vorgehensweise geändert und unterstützen nun Menschen, die Hilfe brauchen, per Telefon. Auf diese Weise konnten wir bis Ende Juli weiteren 29 Menschen behilflich sein. Wir warten also nicht passiv auf das Ende der Zählung und die Bekanntgabe der Ergebnisse“, sagt Peter Jeske.

 

Gemeinsamer Appell

 

Auf den gemeinsamen Bannern der nationalen und ethnischen Minderheiten vertritt der Abgeordnete Ryszard Galla die Deutschen.
Foto: privat

 

Um ihre Mitglieder zu ermutigen, ihre Nationalität frei zu deklarieren, haben sich die Minderheiten in Köslin, wie schon bei der letzten Volkszählung, zusammengeschlossen und nicht nur während der Pressekonferenz einen gemeinsamen Aufruf veröffentlicht. Sie sind auch auf sieben Bannern zu sehen, die in verschiedenen Teilen der Stadt aufgehängt sind. „Sie zeigen Vertreter verschiedener Minderheiten, denen ihre polnische Staatsbürgerschaft und ihre nationale Vielfalt gemeinsam sind“, sagt Peter Jeske und hofft, dass durch diese Werbeaktion noch mehr Menschen über ihre Herkunft nachdenken und sich ohne Angst zu einer anderen als der polnischen Nationalität bekennen werden.

Rudolf Urban

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