Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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In der Hauptstadt des deutschen Liedes

Zum 30. Mal organisierte das Gemeindekulturzentrum in Walzen das Festival der Chöre und Gesangsgruppen der Deutschen Minderheit. 27 Gruppen aus den Woiwodschaften Oppeln und Schlesien nahmen die Einladung an und präsentierten am 19. und 20. November ihr Können auf der Bühne des Walzener Gemeindekulturzentrums.

Der Chor „Eichendorff“ eröffnete den 30. Chorfestival in Walzen mit dem Lied „Oberschlesien“.
Foto: Manuela Leibig

Die Ideengeberin des Festivals war die damalige Leiterin des Gemeindekulturzentrums, Maria Żmija-Glombik: „Ich ging an einer Kneipe vorbei und hörte Männer dort deutsch singen. Die Männer hatten solche Stimmen, dass sie im halben Dorf zu hören waren. Ich kannte die Lieder, denn mein Vater hat auch manchmal deutsch gesungen, aber natürlich nur zu Hause, leise, damit es keiner hört. Ich fragte im Deutschen Freundschaftskreis nach, was da los war, ob es eine Feierlichkeit war”, erinnert sich Maria Żmija-Glombik. „Das war einfach ein Gesang unserer Männer. Wir würden gerne mitmachen, aber die wollen uns nicht dabeihaben“, bekam sie seitens des DFK als Antwort.

Der Chor „Heimat“ aus Gleiwitz Ostroppa kommt erst seit Kurzem zum Festival nach Walzen.
Foto: Manuela Leibig

Überall wird gesungen
Maria Żmija-Glombik lud kurzerhand die singenden Männer und die Frauen, die gerne mitsingen würden, zum gemeinsamen Singen ins Kulturhaus ein. Da es gut klang, dachte sich die Leiterin des Kulturhauses, dass es bestimmt nicht nur in Walzen Sängergruppen gibt. „Ich habe das erfragt und dabei kam heraus, dass überall gesungen wird: in Zawadzki, Jarischau, Ujest, Deschowitz, Gogolin… Ich dachte mir, dass wir das irgendwie zusammenbringen müssen. Der Bürgermeister Joachim Czernek, der spätere Sejmabgeordnete der Deutschen Minderheit, hat mir seinen Segen gegeben und so ich bin nach Gogolin zu Johann Kroll gefahren, um mir die Adressen der Sängergruppen zu holen“, erzählt Maria Żmija-Glombik, die beim ersten Festival gemeinsam mit dem Bürgermeister recht viel Arbeit hatte: „Die Arbeit und das ganze Organisatorische haben sich gelohnt, denn es hat geklappt, ich glaube wir hatten damals schon über 15 Gruppen auf der Bühne. Die Sänger waren so glücklich, dass sie hier zusammenkommen konnten, dass wir das immer wieder wiederholt haben.“


Der „Krappitzer Chor” ist von Anfang an beim Festival dabei.
Foto: Manuela Leibig

Großes Herz für Musik
Das Werk von Maria Żmija-Glombik wird bis heute weitergeführt: „Ich bin glücklich, dass es sich bis heute gehalten hat. Ich wohne gegenüber vom Kulturzentrum und sehe, dass die Sänger sich hier versammeln, elegant angezogen. Die Gruppen kennen sich untereinander schon seit Jahren und begrüßen sich herzlich.“ Der Bürgermeister von Walzen, Marek Śmiech, ist mit dem Festival von der zweiten Edition an verbunden: als kleiner Junge sang er auf der Bühne mit, später beurteilte er als Jurymitglied die Sänger, als Direktor des Gemeindekulturzentrums organisierte er es jahrelang und nun unterstützt er als Bürgermeister das Unterfangen: „Hier treffen schon seit 30 Jahren Menschen zusammen, die ein großes Herz für die Musik haben. Das ist eine Tradition, die wir aufrechterhalten müssen“, sagt Bürgermeister Śmiech. Obwohl alles durchorganisiert ist, passieren auch Sachen, die keiner vorhersehen kann: „Ein Chor reiste zu unserem Festival an, doch ohne Dirigentin. Sie war schwanger und ihr ging es an dem Tag nicht gut. Sie rief mich an, dass sie nicht dabei sein kann, also habe ich den Chor dirigiert“, erinnert sich Marek Śmiech. „Das ist ein Fest der Musik, wir kommen immer sehr gerne her”, sagt Anna Maria Weinert vom Krappitzer Chor, der von Anfang an beim Festival dabei ist. „Hier zeigen seit 30 Jahren die Chöre und Gesanggruppen der Deutschen Minderheit, dass das deutsche Kulturerbe lebendig ist, dass die deutsche Musik andere bereichern kann. Walzen wird an dem Wochenende zur Hauptstadt des deutschen Liedes“, freut sich Zuzanna Donath-Kasiura, Vizemarschallin der Woiwodschaft Oppeln. Jeder Chor präsentiert auf der Bühne drei Lieder, davon müssen mindestens zwei in deutscher Sprache sein.

Manuela Leibig

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