Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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In grünem Dickicht verborgen

 

 

Das mit üppigem Grün überwucherte Schloss Slawikau ähnelt im Sommer einer Märchenruine, bevölkert durch wilde Elfen und sonstige mythische Kreaturen. Über das Schloss sind unter der Bewohnerschaft verschiedene Legenden im Umlauf. So hat man dort angeblich bereits mehrmals einen Geist – die Weiße Dame – gesichtet und in den verfallenen Gemächern sollen Ungeheuer leben.

So präsentierte sich das Schloss in seiner Glanzzeit.
Foto: wikimapia.org

 

Wann genau das Schloss erbaut wurde, ist nicht bekannt. Zwischen 1795 und 1831 gehörte es der Familie Eichendorff aus Lubowitz. Der Dichter Joseph selbst soll einmal dem Geist der besagten Dame im Schloss begegnet sein. Das Dorf Slawikau ging 1831 in den Besitz der Familie Eickstedt über. Zwischen 1856 und 1865 wurde das Schloss von Ernst Freiherr von Eickstedt umgebaut und gehörte noch bis 1945 seinen Nachfahren. Der Baron selbst konnte den Schlossumbau nicht mehr zum Abschluss bringen, dies tat sein Sohn Ernst Friedrich Junior. Er war es, der u.a. eine herrliche Orangerie in Form einer Arkadengalerie anbauen ließ. Unter den Eickstedts erhielt das Schloss seinen eklektischen Stil, ergänzt durch griechische und italienische Motive. Es hatte drei Stockwerke und war unterkellert.

 

Das Schloss sieht dem völligen Verfall entgegen, ein Teil der Wände ist eingestürzt, es gibt kein Dach und keine Fenster mehr, das Bauwerk ist zunehmend mit Wildpflanzen überwuchert.
Foto: Wioletta Kozłowska

 

Den ersten Zerstörungsschlag versetzten dem Schloss im 2. Weltkrieg die Kämpfe, die in der Nähe zwischen der Roten Armee und der Wehrmacht stattfanden. Nach dem Krieg wurde die Ausstattung des Schlosses gestohlen und das Schloss selbst verkam zu einer Ruine. Heute sieht es dem völligen Verfall entgegen, ein Teil der Wände ist eingestürzt, es gibt kein Dach und keine Fenster mehr, das Bauwerk ist zunehmend mit Wildpflanzen überwuchert. Die übrigen Wände sind inzwischen pittoresk mit Efeu bewachsen, der mehr als zehn Meter hoch an ihnen emporklettert. Im Frühling blühen hier anmutig Flieder und Magnolien. Seit 2005 gehört das Schloss der Gemeinde Rudnik, die bereits einmal versucht hat, es loszuwerden – vorerst erfolglos.

 

 

Am schönsten bleibt noch immer das Gelände um den einstigen Park herum, welches das Schloss umringt. Es sind mehrere Hektar Land. Man begegnet hier seltenen Bäumen wie z.B. der Edelkastanie sowie betagten Buchen, Hainbuchen und Eichen. Auch das Kornspeichergebäude ist einigermaßen gut erhalten. Das ganze Ensemble lässt sich nicht mehr wiederaufbauen. Die Gemeinde Rudnik soll angeblich seinerzeit geplant haben, in einem der besser erhaltenen Schlosstürme einen Aussichtsturm einzurichten. Ob dieser Plan in Erfüllung geht, wird die Zeit zeigen. Auf jeden Fall lohnt es sich, im Frühling, wenn in jeder Ecke Grün emporschießt, hier vorbeizuschauen. Niemand verwehrt den Zugang, aber man sollte gut aufpassen, denn die Schlosswände sind jederzeit einsturzgefährdet.

 

A. Durecka

 

 

„Vergessenes Erbe” ist ein Projekt des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit. Mehr dazu unter www.zapomnianedziedzictwo.pl/de

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