Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Jedes zweite Unternehmen muss damit rechnen

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) warnt vor einer „Kostenexplosion“ für die Unternehmen durch steigende Energiepreise als Folge des Krieges in der Ukraine. Der DIHK forderte die Bundesregierung auf, kurzfristige Stabilisierungsmaßnahmen zu ergreifen.

„Viele Unternehmen befinden sich derzeit in einem Dilemma. Jedes zweite Unternehmen hat seine Strom- und Gasversorgung für das laufende Jahr noch nicht vertraglich abgesichert“, erklärt der DIHK unter Berufung auf eine aktuelle Unternehmensbefragung und DIHK-Vizepräsident Achim Dercks ergänzt: „Damit steht jedes zweite Unternehmen vor einer ‘Kostenexplosion’, die es nicht bewältigen kann.“

Mehrfache Preiserhöhungen

Außerdem hatte die Hälfte der Unternehmen zum Zeitpunkt des Ausbruchs des Krieges in der Ukraine die Strom- und Gaseinkäufe für das laufende Jahr noch nicht abgeschlossen, heißt es in dem DIHK-Bericht, dessen Autoren sich auf 2.000 Antworten von Unternehmen aus allen Branchen berufen. Diese hohe Zahl lässt sich dadurch erklären, dass viele Unternehmen aufgrund der bereits sehr hohen Preise in den letzten Monaten abgewartet oder nur kurzfristige Verträge abgeschlossen haben. In der Vergangenheit haben viele Unternehmen einmal im Jahr Aufträge für die nächsten zwölf Monate erteilt. „Die derzeitige Preisspirale hat dies deutlich verändert“, betont Achim Dercks. Ein mittelständisches Unternehmen der Glasindustrie zahlte 2015 durchschnittlich 100.000 Euro pro Monat für die Energieversorgung. Gegenwärtig ist dieser Betrag fünf- bis sechsmal so hoch, manchmal sogar noch höher.

Abschaffung der EEG-Umlage ist nicht genug

 

Ein wichtiges Signal ist die geplante vorzeitige Abschaffung der EEG-Umlage (ein Betrag, der eine Subventionsquelle

Achim Dercks, DIHK-Vizepräsident
Foto: www.baustoffwissen.de

Erzeuger erneuerbarer Energien darstellt) aus der Stromrechnung zum 1. Juli 2022. „Dies kann aber nur einen Bruchteil der höheren Anschaffungskosten kompensieren“, betonte der DIHK-Vizepräsident und fügte hinzu: „Notwendig sind jetzt kurzfristig stabilisierende Maßnahmen wie die Senkung der staatlichen Abgaben und der Stromsteuer sowie zinsgünstige Kredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder auch direkte Krisensubventionen. Mittelfristig brauchen wir Lösungen, mit denen wir die Energiekosten in Deutschland auf einem wettbewerbsfähigen Niveau halten können.“

Interesse an grüner Energie

Nach Angaben des DIHK trifft der derzeitige starke Preisanstieg die deutschen Industrieunternehmen härter als ihre internationalen Konkurrenten. Schon vor dem Angriff auf die Ukraine hatte der deutsche Mittelstand die höchsten Strompreise in Europa zu zahlen. Daher haben viele Unternehmen in den letzten Monaten bereits nach Auswegen aus dieser Krise gesucht. Wo dies möglich war, wurden die Versorgungsstrategien verbessert. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass mehr als 70 Prozent der Unternehmen Interesse an langfristigen Direktverträgen für die Lieferung von Ökostrom bekundet haben.

Johann Engel

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