Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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„Laufen hält die Zeit an“

Mit Jakub Turański, Coach, Trainer und Hobby-Läufer, sprach Andrea Polański über seine Leidenschaft fürs Joggen und über seine Tipps für Anfänger.


Wie hat es denn überhaupt damit angefangen, dass du mit dem Laufen begonnen hast?
Ich könnte mit “vor langer, langer Zeit” anfangen. Laufen begleitet mich schon seit meiner Jugend. In der siebten Klasse hatten wir einen 1 km Lauf und ich hatte die drittbeste Zeit. Ein kleines Ereignis, aber es ermöglichte mir zum ersten Mal in meinem Leben, im Sport hervorzustechen, da sportliche Leistungen unter Jungen wichtig waren. Später haben zwei Freunde und ich davon geträumt, Fußball zu spielen. Um unsere Fitness zu verbessern, begannen wir, uns auf der Laufbahn des örtlichen Stadions zu treffen und zu joggen. Der nächste Schritt war die Begegnung mit einer Gruppe von Joggern im Park. Heute scheint das ganz normal zu sein, aber damals war der Sport noch nicht so in Mode. Sie haben mich mit ihnen trainieren lassen und ich habe mich langsam in den Laufsport eingearbeitet. Was mich dazu brachte, beim Laufen zu bleiben, war eine Anzeige für einen Straßenlauf zu Silvester in Trebnitz. Internet und Smartphones gab es damals nur in Sience-Fiction-Filmen. Die Bewerbung wurde per Post verschickt. Meine ersten 10 km bin ich am letzten Tag des Jahres 1997 gelaufen. Ich war sehr stolz auf mich und habe meine Startnummer noch zu Hause.

„Im Laufe der Jahre ist das Laufen ein Teil von mir geworden“, sagt Jakub Turański
Foto: privat

Warst du gleich von Anfang an ein Fan dieses Sports oder musste sich die Begeisterung erst mit der Zeit entwickeln?
Diese Form der Bewegung stand für mich wahrscheinlich in den Sternen. Nach den ersten Laufwettbewerben gab es eine Pause. In meinem Viertel wurde eine Fußballmannschaft gegründet, die an offiziellen Wettbewerben teilnahm. Ich musste dabei sein und mir meinen Kindheitstraum erfüllen, ein Fußballer zu sein. Als sich herausstellte, dass Leute, die halb so alt waren wie ich, in die Mannschaft eintraten, beendete ich mein Abenteuer mit dem Fußball. In diesem Moment bemerkte ich die Leute um mich herum, die zu laufen begannen und ich wurde mitgerissen.

Was ist denn deine Motivation, um Joggen zu gehen?
Wenn ich mit nur einem Satz antworten müsste: Laufen hält die Zeit an. Es gibt mir das Gefühl, nicht älter zu werden. Außerdem ist es mein persönliches Rezept gegen Stress und Ärger. Je mehr Spannung ich in mir aufbaue, desto länger und schneller laufe ich. Ich nenne es „Kopfdurchlüftung“. Nach einem Lauf komme ich müde, aber bereits in besserer Stimmung zurück. Während des Laufs habe ich Zeit zum Nachdenken. Meine Freundin Ewa erzählt mir, dass ich dank des Trainings schöne Waden und einen wohlgeformten Po habe. Da brauche ich nicht nach mehr Motivation zu suchen.

Es ist ein sehr verbreiteter Neujahrsvorsatz, dass man sich vornimmt, mit dem Laufen anzufangen. Was würdest du zu Beginn raten? Wie fängt man am besten an?
Das Schwierigste ist, sich anzuziehen und das Haus zu verlassen. Danach wird es einfacher. Der zweite Punkt ist, so viel zu laufen, wie es einem Spaß macht. Wenn man schnell müde wird, sollte man zügig gehen und dann später wieder loslaufen. Das Messen von Entfernungen und Zeit kann zu Beginn weggelassen werden. Laufen und Spaß dabeihaben.

Du hast erwähnt, dass ihr in einer Gruppe angefangen habt zu laufen, was bringt das?
Das hat mich motiviert, das Haus zu verlassen, obwohl ich keine Lust dazu hatte und das Wetter nicht gut war. Als ich mein Wort gab, dass ich mich mit den anderen an einem bestimmten Tag und zu einer bestimmten Zeit treffen würde, konnte ich mir nicht vorstellen, meine Freunde im Stich zu lassen. Und wenn einer von uns einen schlechten Tag hatte, haben die anderen ihn ermutigt. Andererseits schauten wir uns die Fortschritte der anderen an, und es entwickelte sich eine leichte, freundschaftliche Rivalität, wer eine längere Strecke in kürzerer Zeit laufen konnte.

Ist es bei dir nur ein alltägliches Hobby geblieben oder hast du dich weiterentwickelt, dir Ziele gesetzt usw.?
Ich kann es meine Leidenschaft nennen. Im Laufe der Jahre ist das Laufen ein Teil von mir geworden. Es fängt damit schon beim Packen für den Urlaub an, indem ich meine Laufschuhe einpacke. Die Ziele kamen etwas später, ebenso wie die Suche nach Trainingsplänen. Und das größte Vergnügen ist der Straßenlauf. Ich empfehle die Teilnahme allein schon wegen der Atmosphäre. Die Fans, die die Läuferinnen und Läufer anfeuern, sorgen immer für einen großen Energieschub und im Ziel gibt es eine Medaille für das Zurücklegen der Strecke. Man kann sich wie ein Champion fühlen. Manchmal, wenn man während des Wettbewerbs müde wird, denkt man: „Warum habe ich das getan?” – aber nach ein paar Tagen meldet man sich für einen weiteren Wettbewerb an. Laufen macht süchtig.

Was ist dein größter Erfolg, auf den du am meisten stolz bist?
Ich habe einmal den 3. Platz in meiner Altersklasse bei einem 5 km-Lauf belegt. Doch meine schönste Erinnerung ist der Halbmarathon, das sind 21 km, in Gera, Thüringen. Der deutsche Meister auf dieser Distanz hat an dem Wettbewerb teilgenommen und natürlich gewonnen, aber ich habe Platz 11 belegt, was eine tolle Leistung ist. Ich hoffe immer noch, dass der größte Erfolg noch vor mir liegt.

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