Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Leben ist Streben

Dass es in Breslau keine Auguste-Schmidt-Straße gibt, ist wirklich eine Schande. Denn die am 3. August 1833 in Breslau geborene künftige Lehrerin, Schriftstellerin und Aktivistin Auguste Schmidt ist eine der bedeutendsten Töchter Niederschlesiens. Sie war ein richtiges Multitalent.

 

Vorab aber muss man sagen: Auguste hatte Glück. Ihr Vater war preußischer Artilleriehauptmann und wohlhabend genug, um ihr und ihren Schwestern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. In Posen besuchte Auguste zuerst ein Lehrerseminar und arbeitete dann an einer oberschlesischen Privatschule. Sie war die einzige wissenschaftliche Lehrerin an der Magdalenenschule in Breslau. Später wurde sie Direktorin der Latzelschen höheren Privattöchterschule in Leipzig. Bei ihrer pädagogischen Arbeit und im sozialen Engagement unterstützen sie ihre inzwischen verwitweten Schwestern, mit denen sie auch zusammenlebte. Anfang August 1864 lernte Auguste Schmidt in Leipzig die 14 Jahre ältere Luise Otto-Peters kennen. Mit Luise sollte sie eine 30 Jahre lang andauernde Freundschaft und ein gemeinsames Engagement verbinden.

Auguste Schmidt
Grafik: Krzysztof Stręcioch

 

Auguste Schmidt lag vor allem die Bildung der Frauen am Herzen. Am 7. März 1865 hielt sie ihren ersten öffentlichen Vortrag zum Thema „Leben ist Streben“. Darin sprach sie von ihrem Wunsch, einen Bildungsvereins für Frauen ins Leben zu rufen. Am 16. Oktober 1865 war es dann soweit: Auguste Schmidt, Louise Otto-Peters und Henriette Goldschmidt gründeten den „Allgemeinen Deutschen Frauenverband“. Sie forderten das Recht der Frauen auf gleiche Bildung und Chancengleichheit am Arbeitsmarkt. Später beteiligte sich Auguste Schmidt auch an der Gründung des Vereins deutscher Lehrerinnen und Erzieherinnen.

Der Kampf um Frauenrechte ließ Auguste nicht viel Zeit, ihr anderes Talent zu entwickeln: Die Dichtkunst. Sie veröffentlichte 1868 die Novellen „Tausendschönchen“ und „Veilchen“. 1895 erschien ihre Erzählung „Aus schwerer Zeit“. Auguste Schmidt starb am 10. Juni 1902 in Leipzig. Sie wurde neben ihrer Freundin Luise Otto-Peters beigesetzt. Auf dem Grabstein war zu lesen: „Der geliebten Führerin, dem großen Menschen! Der Allgemeine Deutsche Frauenverein.“

Anna Durecka

Die Veröffentlichung „Superhelden_innen Schlesiens“ wurde vom Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit herausgegeben und aus Mitteln des Goethe-Instituts Krakau finanziert. Man kann sie kostenlos unter www.haus.pl runterladen.

 

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