Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Nachlass der Fabrikanten

Die Industriellenfamilie Woller war einst eine der reichsten in Niederschlesien. Die Gebrüder Woller kauften 1855 eine Weberei in Marklissa (Leśna) im Landkreis Lauban (Lubań). Die Aktiengesellschaft „Concordia“ Spinnerei und Weberei wurde schnell in ganz Europa bekannt. An die Gebrüder Woller erinnert heute in Marklissa nur noch die komplett ruinierte Erbgruft, die einst auf dem Hügel über der Stadt mit ihrer Gestaltung beeindruckte.


Das Woller-Unternehmen stellte seine Produktion schnell ausschließlich auf die Herstellung von Kattun, eine Art dichter Baumwolle sowie auf Kammwolle um. Mit dieser Entscheidung hatten die Woller ins Schwarze getroffen. Der Bedarf nach Kattun und Kammwolle wuchs in Europa rasant und schon bald waren die Brüder Woller wohlhabende Menschen. Vielerorts gründeten sie später Filialen, unter anderem auch in Bunzlau. In den 20. Jahren des XX. Jahrhunderts beschäftigte das Unternehmen der Gebrüder Woller schon 1000 Arbeiter. An der Spitze des Gebrüder-Teams stand Samson Woller (in manchen Quellen als auch Samuel bezeichnet), der seine Erfahrungen in der Textilindustrie in Groß Britannien gesammelt hatte. Dort konstruierte er und verbesserte Webestühle, womit er schließlich genug verdient hatte, um seine eigene Fabrik in Marklissa zu eröffnen. Samson Woller war ein bekannte Wohltäter. Er gründete eine Stiftung, die arme und bedürftige Frauen aus Marklissa und der Umgebung unterstützte. 1870 stiftete er auch eine Orgel der evangelischen Kirche, heute die katholische Christkönig-Kirche, in Marklissa.

Von den einst wunderschönen Fresken im Inneren ist nichts übriggeblieben. Foto: Anna Durecka

Die Erbgruft der Familie Woller entstand 1881 nach dem Entwurf des bekannten deutschen Architekten Carl Lüdecke. Anlass zum Bau des Mausoleums soll der frühe Tod des Sohnes oder Neffen von Samson Woller gewesen sein. Anfangs sollte das Mausoleum in Bautzen gebaut werden. Das erste Projekt von Carl Lüdecke war für diesen Standort entworfen worden. Doch Samson Woller hat sich dann umentschieden. Das Mausoleum wurde auf einem schönen Hügel über der Stadt, mit Blick auf den Woller-Park und Teich, gebaut. Heute ist die Gruft eine Ruine. Ins Innere kann man nur durch ein kleines Loch in der Wand gelangen. Allerdings lohnt es sich kaum. Von den einst wunderschönen Fresken ist nichts übriggeblieben. Überall liegt Glas und Müll. Der Park am Fuße des Mausoleums wurde allerdings kürzlich erneuert. Vielleicht besteht auch für die Erbgruft noch Hoffnung.

Anna Durecka

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