Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Nicht nur die Asche verehren

Am Samstag (13.05.) wurde an die Entstehung der deutschen Kriegsgräberstätte in Laurahütte vor 25 Jahren gedacht. Vertreter aus Politik, des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der deutschen Minderheit und einige Nachfahren der dort Beerdigten nahmen an der Veranstaltung teil.

Die Kriegsgräberstätte in Laurahütte besteht seit 1997, als dort die ersten, an anderen Orten Südpolens exhumierten, deutschen Soldaten ihre letzte Ruhe fanden. Seitdem wurden auf diesem Friedhof mehr als 34.000 Soldaten beerdigt. Der Ort zeugt, so Wolfgang Schneiderhan, der Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, nicht nur von der deutsch-polnischen Versöhnung. „Er erinnert uns daran, was Kriege für Menschen bedeuten, was Menschen im Krieg anderen Menschen antun können. Und aus diesem Erinnern heraus neben dem Gedenken, entsteht auch die Lehre, dass es nie wieder passieren darf“, sagt Schneiderhan und fügt hinzu, dass bislang circa 160.000 Soldaten in Polen geborgen werden konnten, wobei man insgesamt von 480.000 deutschen Gefallenen allein in diesem Land ausgeht.

Nach Laurahütte kam auch der Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Wolfgang Schneiderhahn.
Foto: Rudolf Urban

Vorarbeit der Minderheit

Die Kriegsgräberstätte in Laurahütte, die zu den größten Anlagen dieser Art in Polen gehört, ist auch ein wichtiger Ort für die deutsche Minderheit in der Woiwodschaft Schlesien. Martin Lippa, Vorsitzender des DFK Schlesien und Vizevorsitzender des Verbandes deutscher Gesellschaften in Polen, betont, dass es eben die in der Heimat gebliebenen Deutschen waren, die in Zeiten des Kommunismus die verstreuten Gräber deutscher Soldaten pflegten. „Sie haben auch ihre Namen und deren Geschichte bewahrt. Als dann Anfang der 1990er-Jahre der Volksbund auch in Polen seine Arbeit aufnehmen konnte, konnten sie die vielen Gräber dank der deutschen Minderheit finden und die Toten umbetten“, erzählt Martin Lippa.

Bei der Gedenkveranstaltung sprach Martin Lippa im Namen der deutschen Minderheit in Polen.
Foto: Rudolf Urban

Bis heute gebe es noch vielerorts einzelne Soldatengräber in den Pfarrgemeinden der Region, meint er, doch diese sollten, solange sie gepflegt werden, auch dort bleiben, weil sie für die örtliche Gemeinschaft von Bedeutung seien. Ebenso von Bedeutung ist es aber für die Nachfahren der Soldaten zu erfahren, wo diese ihre letzte Ruhe gefunden haben. Und dem dienen die Umbettungen, bei denen es oftmals möglich ist, die einzelnen Toten zu identifizieren.

Soldaten der Bundeswehr waren nicht nur bei der Gedenkveranstaltung dabei, sondern säuberten den Friedhof schon einige Tage vorher.
Foto: Rudolf Urban

Grab des Vaters

So war es auch im Fall von Heide Prange und Helga Früning, deren Vater Gerhard Kuplik seine letzte Ruhe schließlich in Laurahütte fand. Nach Kriegsende verschlug es die Mutter und ihre Kinder, die aus dem unweit gelegenen Hindenburg stammten, in den Westen. Am 13. Mai kamen die betagten Damen nun nach Laurahütte. „Es war ein Zufall, als mir vor Jahren ein Formular des Volksbundes in die Hand fiel, mit der Frage, ob man ein Grab suche. Ich habe es ausgefüllt und an den Volksbund geschickt, ohne große Erwartungen zu haben. Doch dann bekamen wir eine Antwort mit der Information, dass unser Vater in Laurahütte begraben wurde – samt einem Bild von der Tafel mit seinem Namen“, erzählt Heide Prange, und ihre Schwester fügt hinzu: „Ich wurde 1944 geboren, habe meinen Vater also nicht mehr kennengelernt. Aber als wir zu der Veranstaltung hierher eingeladen wurden und am Grab unseres Vaters standen, kamen mir die Tränen. Wir sind dem Volksbund sehr dankbar für seine Arbeit und dass er diese Friedhöfe unterhält“, meint Helga Früning.

Innehalten im Gedenken an die Gefallenen
Foto: Rudolf Urban

Nicht nur gedenken

Exhumierungen, die Identifizierung der Toten und das Gedenken an sie in Form von Kriegsgräberstätten ist aber nur eines der Ziele des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. „Wir wollen nicht nur die Asche verehren, sondern auch die Fackel des Gedenkens und des Lernens an die jungen Menschen weitergeben“, sagt Volksbund-Präsident Schneiderhan. Deshalb sei es auch wichtig, Jugendliche in die Arbeit einzubinden, ihnen aber zugleich auch Möglichkeiten zu bieten, mit Gleichaltrigen aus anderen Ländern in Kontakt zu kommen, um über den Gräbern der gefallenen Soldaten eine gemeinsame friedliche Zukunft aufzubauen. So werden nicht nur Workshops an Schulen angeboten und Hochschulen zur Zusammenarbeit gewonnen. Der Volksbund unterhält darüber hinaus auch einige Jugendbegegnungs- und bildungsstätten.

Das Blasorchester aus Kotulin sorgte für die musikalische Umrahmung.
Foto: Rudolf Urban

Die sichtbaren Zeichen der Arbeit des Volksbundes sind aber die Kriegsgräberstätten. Jene in Laurahütte gehört zu den größten in Polen. „Hier wird symbolisiert, welche große Versöhnungsgeste Polen uns gegenüber gemacht hatte, dass wir die Soldaten, die sie überfallen haben, in dieser Erde beerdigen dürfen. Das ist für mich ein unglaubliches Signal, an das man immer erinnern muss“, sagt Wolfgang Schneiderhan. Und Martin Lippa freut sich über diesen Friedhof mitten im oberschlesischen Industriegebiet: „Wir kommen jedes Jahr hierher und feiern die Gedenktage. Es ist ein symbolischer, wichtiger Ort für uns.“

Blick auf die deutsche Kriegsgräberstätte in Laurahütte
Foto: Rudolf Urban

Rudolf Urban

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