Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Nicht nur Nobelpreisträger

Volle Busse und Bahnen, volle Innenstadt, „voll viele“ Lesungen – nach 3 Jahren pandemiebedingter Zwangspause fand in Leipzig endlich wieder die Buchmesse statt. 274.000 Besucher und 2082 Aussteller aus 40 Ländern machten diese zur zweitgrößten in Deutschland. Das diesjährige Gastland Österreich erhielt zwar die meiste Aufmerksamkeit. Doch im internationalen Bereich in Halle 4 konnten auch andere Länder für ihre besten Werke und Autoren werben. Auch Polen war vertreten.

„Wir haben hier viele wichtige Dichter, Biografien und auch historische Bücher, die man alle im Katalog „New Books from Poland“ finden kann“, sagt Agnieszka Urbanowska, Mitarbeiterin des „Polnischen Buchinstituts“. Namentlich nennt sie Witold Szabłowski, der durch sein Buch „Wie man einen Diktator satt bekommt“ weltweit bekannt geworden ist oder Jakub Małecki, „der in Polen schon sehr bekannt ist, und hoffentlich auch bald in Deutschland.“

Haupthalle des Leipziger Messegeländes. Foto: Justus Niebling

Deutsche Schlüsselrolle für polnische Verlage

Tatsächlich ist der deutsche Markt für polnische Verlage nicht nur wichtig wegen der deutschen Leser. Das Gastgeberland fungiert nämlich als eine Art Tor zu Westeuropa. „Denn wenn ein französischer oder britischer Verleger mitbekommt, dass ein Buch in Deutschland veröffentlicht wurde, ist es wahrscheinlicher, dass sie dieses Buch auch wählen“, erklärt Urbanowska. Die deutschen Verleger seien etwas mutiger als der Rest Europas, wenn es darum gehe, polnische Bücher zu publizieren.
Aber woran ist dieses Publikum in Deutschland nun interessiert? „Anfangen sollte man natürlich mit der Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk“, erzählt Urbanowska. Natürlich frage das Publikum auch nach einer Reihe anderer zeitgenössischer Autoren. Doch auch Klassiker und Kinderbücher seien sehr beliebt. „Oft sind die Deutschen aber auch an deutsch-polnischen Themen interessiert – Deutsche in Polen, Zweiter Weltkrieg, Biografien.“

Der Stand des polnischen Buch-Institutes auf der Leipziger Buchmesse 2023. Foto: Justus Niebling

Beispiel deutsch-polnischer Zusammenarbeit

Genau diese Eigenschaften vereint das Buch von Filip Gańczak „Jan Sehn und die Ahndung der Verbrechen von Auschwitz“. Der polnische Jurist hatte maßgeblich zur Aufklärung der Verbrechen in Auschwitz beigetragen, auch in Zusammenarbeit mit dem deutschen Staatsanwalt Fritz Bauer. Zu dieser und anderen Kooperationen Sehns mit deutschen Juristen sagt Filip Gańczak: „Das Buch zeigt Beispiele einer erfolgreichen Zusammenarbeit, trotz des damaligen ‚Eisernen Vorhangs‘.“ Anfangs habe es noch gegenseitiges Misstrauen gegeben, doch „wenn der Willen da ist und ein gemeinsames Ziel, kann man viel erreichen, auch wenn die äußeren Umstände ungünstig sind.“
Mit seinem Buch, für das er auch den „Internationalen Witold-Pilecki-Preis“ erhielt, möchte er etwas Aufmerksamkeit auf die unbekannteren Helden deutsch-polnischer Beziehungen lenken, „dass man nicht immer nur Willy Brandt und Bartoszewski nennt, wenn man über die deutsch-polnische Verständigung spricht, sondern auch Jan Sehn und Fritz Bauer.“ Diese bisher wenig beachtete Geschichte kann man im Internet oder in der Buchhandlung bestellen. Weitere Empfehlungen des „Polnischen Buchinstitutes“ lassen sich im bereits erwähnten Katalog „New Books from Poland“ finden – oder man besucht nächstes Jahr einfach die Buchmesse in Leipzig.

Justus Niebling

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