Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Ort der Verbeugung – Gedenkstätte für polnische NS-Opfer konzeptualisiert

Das Leiden der polnischen Bevölkerung war lange Zeit nur ein Randthema in der deutschen Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg. Dieses Defizit soll nun durch den in Berlin geplanten „Ort des Erinnerns und der Begegnung mit Polen“ behoben werden. Am Mittwoch vergangener Woche wurde das Konzept für die Gedenkstätte vorgelegt.

 

Am 30. Oktober 2020 hat der Deutsche Bundestag die Bundesregierung dazu aufgefordert, „an prominenter Stelle in Berlin“ einen Gedenkort für die polnischen Opfer des Zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Besatzung Polens zu errichten. Unter Federführung des Auswärtigen Amts hat eine 16-köpfige deutsch-polnische Expertenkommission in den letzten Monaten ein Konzept für eben jenen „Ort des Erinnerns und der Begegnung mit Polen“ erarbeitet. Dieses wurde Mitte letzter Woche unter anderem von Bundesaußenminister Heiko Maas sowie dem ehemaligen Botschafter in Polen, Rolf Nikel, vorgestellt.

 

Foto: Rolf Nikel ist seit 2014 Deutscher Botschafter in Polen, Ende Juni scheidet er aus diesem Amt aus.
Foto: Deutsche Botschaft Warschau

 

Maas nennt das Vorhaben „fundamental wichtig“ – „als Geste an die polnischen Opfer und als ein Schritt, der die Erinnerungskulturen unserer Länder einander näherbringt.“ Die Gedenkstätte soll sich dabei auf zwei Wesenskerne stützen: Erinnern sowie Bildung und Begegnung. Ein zentrales Element soll demnach ein Denkmal sein, „ein Ort, an dem wir Deutschen uns verbeugen vor den polnischen Opfern unseres Überfalls und unserer Besatzungsherrschaft“, wie es der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, der zu den Initiatoren des Projekts gehört, ausdrückt. Zudem soll es Ausstellungen und Konferenzen sowie Bildungsangebote vor allem für Jugendliche geben – mit dem Ziel, Menschen aus Deutschland und Polen zusammenzuführen.

 

Wo genau in Berlin der Gedenkort entstehen soll, ist jedoch noch nicht entschieden. Zur Auswahl stehen der Askanische Platz nahe des Dokumentationszentrums „Topographie des Terrors“ sowie das Gelände der ehemaligen Krolloper, in der Adolf Hinter am 1. September 1939 seine berüchtigte Rede zur Rechtfertigung des Überfalls auf Polen hielt. Nach einem Architekturwettbewerb soll das Bauvorhaben in der kommenden Legislaturperiode beginnen.

 

Das Projekt erfährt sowohl in Deutschland als auch in Polen parteiübergreifend viel Zustimmung. Der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Eckhard Pols MdB, bezeichnet es als „außergewöhnlichen Meilenstein für die deutsch-polnische Aussöhnung“. Gleichzeitig äußert er die Hoffnung, „dass sich auch in Warschau zivilgesellschaftliche Initiativen dafür einsetzen, an das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen zu erinnern.“

 

ln

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