Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Auf der Suche nach verlorenen Dörfern

Noch bis zum 9. Dezember kann man in der Bibliothek der Universität Ermland-Masuren (UWM) in Allenstein (Olsztyn) die Ausstellung „Verlorene Dörfer in Masuren“ besichtigen. Sie dokumentiert ein mehrjähriges deutsch-polnisches Projekt von Studierenden aus Allenstein und Düsseldorf, die die Geschichte vergessener masurischer Dörfer in der Johannisburger Heide (Puszcza Piska) dokumentiert haben.

Wer kennt heute noch die Ortsnamen Niedzwedzen, Dziadowen, Wilken, Wondollek oder Sowirog? Abgesehen vom letzten Dorf, in dem der Schriftsteller Ernst Wiechert (1887–1950) die Handlung seines Romans „Die Jeromin-Kinder“ angesiedelt hat, kaum jemand. Diese nicht mehr existierenden Orte am Niedersee (Jezioro Nidzkie) in der Johannisburger Heide standen im Mittelpunkt des Projekts und der jetzigen Ausstellung.

Bei der Vernissage der Ausstellung
Foto: Uwe Hahnkamp

In den Jahren von 2017 bis 2019 gruben die Teilnehmer in deutschen und polnischen Archiven nach Informationen zu den Dörfern, ihren Einwohnern und deren Alltag – und fanden Register und Verträge, kleine Ausschnitte, Einblicke in das frühere Leben. So schufen sie in ihren Artikeln ein berührendes Bild aus der Geschichte dieses Eckchens von Masuren und Ostpreußen. In ihrer praktischen Arbeit vor Ort inventarisierten die Studierenden Grabmale, Kreuze, Inschriften und Umrahmungen von Gräbern. Sie brachten Friedhöfe in Ordnung und dokumentierten dabei auch den historischen Baumbestand sowie die für Friedhöfe typischen Anpflanzungen.

Die an dem Projekt beteiligten Personen um Wiktor Knercer (6. v. r.)
Foto: Uwe Hahnkamp

Die regionale Kulturlandschaft ist eine Leidenschaft von Dr. Marta Akincza vom Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur der UWM, die das Projekt begleitet hat. „Wir haben vor allem deshalb auf Friedhöfen gearbeitet, weil die Dörfer selbst nicht mehr existieren. Zu erkennen sind sie aber noch an hier untypischen Pflanzen wie Linden oder Holunderbeeren, bei denen oft Fundamente zu finden sind. Schneebeeren und Flieder lassen erkennen, dass dort ein Friedhof zu vermuten ist“, erläutert sie mit dem Auge der Expertin.

Einer der Ideengeber für das Projekt der Kulturgemeinschaft „Borussia“ in Allenstein und des Gerhart-Hauptmann-Hauses in Düsseldorf war Wiktor Knercer, Landschaftsarchitekt und Mitglied von „Borussia“. Die Ergebnisse der Arbeit der Schüler und Studierenden bewunderte er persönlich bei der Vernissage der Ausstellung Ende Oktober.

Auch Wiktor Marek Leyk, der Bevollmächtigte für Minderheitenfragen des Marschalls der Woiwodschaft Ermland-Masuren, sah sich bereits die Ausstellung an.
Foto: Uwe Hahnkamp

Profitiert vom Projekt haben die nächsten Generationen von Landschaftsarchitekten – so wie Fabian Miszewski: „Das war für mich als Student mal etwas anderes, vor allem die praktische Seite der Arbeit. Was ich bis heute schätze, sind die Kontakte zu den Kollegen hier vor Ort und auf der deutschen Seite.“

Uwe Hahnkamp

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