Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Was will man mehr?

Jugendliche aus den Deutschen Freundschaftskreisen in Repsch, Raschau, Oberglogau, Landsmierz, Tost, Cosel, Zülz und Waldenburg haben auf der Bühne des Kulturhauses in Oberglogau Theateraufführungen präsentiert. Die Stücke erarbeiteten sie während regulärer Treffen im Rahmen des Projektes Jugendbox.


Die Jugendlichen gestalten auch das Bühnenbild und wählen ihre Kostüme selbst aus. Das Projekt ist ein Instrument, um die Interessen und Erwartungen der Jugendlichen zu erreichen. Sebastian Gerstenberg ist langjähriger Koordinator der Jugendbox und von der Idee des Projektes überzeugt: „Ich weiß, dass dieses Projekt einen Sinn hat, dass das, was wir heute beim Theaterfestival sehen, die monatelange schwere Arbeit der Jugendlichen und ihrer Betreuer ist. Und ich sehe, dass die Jugendlichen ihr Bestes geben und dass sie wirklich Spaß daran haben. Deutsch lernen und Spaß haben, was will man mehr?“

Jurymitglied bei Jugendbox ist das fünfte Mal in Folge die Schauspielerin Anka Graczyk: „Schon beim ersten Mal habe ich bemerkt, wie viel Kraft und Energie dieses Projekt der Jugend gibt, und das ist etwas, was mir sehr am Herzen liegt. Also wenn das Theater und die künstlerischen Mittel helfen, die eigene Stimme zu entwickeln. Mit „eigener Stimme“ meine ich das alles, was von innen nach außen kommt, also was die Jugend bewegt – Identität, Interessen, Ängste.“

Wieder einmal
„Schwierig war es, einen geeigneten Zeitpunkt für die Proben zu finden, denn die Jugendlichen haben zahlreiche Verpflichtungen in und außerhalb der Schule. Wir hatten auch vier Scenarios ausgearbeitet und fanden an ihnen immer wieder etwas auszusetzen. Letzten Endes haben wir uns für die Weihnachtsgeschichte entschieden. Das Finale war ja für Mitte Dezember geplant und wir dachten uns, dass wir das später noch in der Schule aufführen können. Und dann ging es los mit den Vorbereitungen“, sagt die Deutschlehrerin Agnieszka Winkler, die die Gruppe des DFK Repsch betreute. In die Hauptrolle des geizigen Ebenezer Scrooge, der nichts von Weihnachten und Nächstenliebe wissen will, schlüpfte Andreas Drescher aus Zellin, der keine Probleme mit der deutschen Sprache hat. „Ich habe schon in einigen Schulaufführungen mitgemacht, also war ich auch bei Jugendbox gerne dabei. Es war schon etwas schwer am Anfang, in die negative Gestalt zu schlüpfen, aber mit der Zeit habe ich gelernt, diese Rolle zu spielen“, sagt Andreas, der auf der Bühne einen eleganten Anzug aus dem Schrank des Großvaters der Gruppenleiterin trug.

Um die schauspielerischen Künste und die Körpersprache der jungen Akteure zu verbessern, hatte jede Gruppe ein Treffen mit der Theaterpädagogin Liliana Wencel. „Da habe ich auch ein paar Ratschläge bekommen, wie ich mehr mit der Körpersprache auf der Bühne ausdrücken kann“, meint Andreas Drescher. Stress hatte er nicht auf der Bühne. „Vielleicht wäre es stressiger, wenn ich das Publikum gesehen hätte, aber hier ist das Licht so hell auf der Bühne, und das Publikum sitzt im völligen Dunkel. Also konzentrierte ich mich aufs Spielen“, sagt der Oberschüler aus dem Lyzeum in Krappitz.

Von Anfang an dabei
Seit 2015, also seit der ersten Edition der Jugendbox, ist die Deutschlehrerin Aleksandra Kupczyk als Betreuerin der Jugendbox-Gruppe des Deutschen Freundschafskreises Tost dabei. „Fünf Teilnehmer habe ich tatsächlich von Anfang an dabei, leider das letzte Mal, denn sie schreiben in diesem Schuljahr ihr Abitur. Die Jugendlichen haben die Idee für unser diesjähriges Stück schon vor zwei Jahren gehabt, aber da wir letztes Jahr ein Kabarett vorbereiten mussten, haben wir uns das Skript für dieses Jahr aufgehoben“, berichtet Aleksandra Kupczyk.

Sie erzählt, dass in ihrer Gruppe die Jugendlichen das Drehbuch auf Polnisch vorbereitet haben und erst dann wurde es gemeinsam bei den Jugendbox-Treffen übersetzt. „Die Jugendlichen hatten die Szenen und die Kostüme schon im Kopf, ich kümmerte mich traditionell um die Musik, denn deutsche Musik ist mein Spezialgebiet. Ich bin auch sehr stolz auf unseren Hauptdarsteller, der als einziger in unserer Gruppe nicht in der deutschsprachigen Klasse war und sich dieses Mal an die Hauptrolle gewagt hat. In den Vorjahren übernahm er kleinere Rollen, wo er nicht so viel sprechen musste. Einmal spielte er einen Amerikaner oder Franzosen. Und dieses Mal musste er so viel deutschen Text lernen. Er hat wirklich eine riesengroße Entwicklung gemacht“, so die Betreuerin der Gruppe aus Tost, die das dritte Mal in Folge, laut der Jugendbox-Jury, die beste Aufführung präsentiert hat.

Die Theateraufführungen in Oberglogau wurden als Video aufgenommen und werden in Kürze auf der Internetseite des Veranstalters, des Verbandes Deutscher Gesellschaften, publiziert.

Text: Manuela Leibig

Fotos: Jan Kruk

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