Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Sanft, aber bestimmend

Prälat Wolfgang Globisch steht als Symbol für die deutsch-polnische Aussöhnung und ist unermüdlich im Einsatz für die Belebung der deutschen Sprache in der Liturgie und im oberschlesischen Alltag. Am 23. Januar feiert er seinen 90. Geburtstag.

 

 

Prälat Globisch kennt man in der Region. Man fand ihn viele Jahre entweder in der Caritas-Eichendorff-Bibliothek in Oppeln, die er einst als erster Minderheitenseelsorger in der Diözese Oppeln gründete oder als Gast bei etlichen Feierlichkeiten der Deutschen in Polen. Auf seine sanfte, aber bestimmte Art setzte er sich als junger Geistlicher bereits Mitte der 60er-Jahre, gerade einmal zwei Dekaden nach Kriegsende, für die deutsch-polnische Aussöhnung ein. 1965 nahm er Kontakt zur deutschen „Aktion Sühnezeichen“ auf und begleitete damals die erste Gruppe deutscher Friedensdienstleistender mit dem Fahrrad von Görlitz zum KZ Auschwitz.

 

Lucjan Dzumla i Wolfgang Globisch

 

Zweisprachige Gottesdienste

Prälat Globisch ist gerne an der frischen Luft, wuchs er doch bis zu seinem zwölften Lebensjahr in Sakrau (Stadtteil von Oppeln) in einer ländlichen Umgebung auf. Feld- und Stallarbeit war er gewohnt und für Kräuterkunde hat er sich auch im Neisser Priesterseminar interessiert, besonders für die Lehre von Sebastian Kneipp. Wolfgang Globisch wäre womöglich Landwirt geworden, wäre er nicht mit zwölf Jahren ins Kleine Seminar gekommen. „Der Leiter des Knabenseminars, ein Werbisten-Pater, ein sehr jugendbewegter Mann, hat es verstanden, uns Jungen für das Priestertum zu begeistern. Durch Sport, Spiele, Gymnastik und im Religionsunterricht hat er immer wieder drauf hingewiesen, wo wir am glücklichsten sein könnten“, erinnert sich Prälat Globisch, der am 3. Februar 1933 in der Heiligkreuz-Kirche zu Oppeln (der heutigen Kathedrale) getauft, am 1. Juni 1944 durch Kardinal Bertram in der Oppelner Peter und Paul-Kirche gefirmt und am 17. Juni 1956 in der Oppelner Kathedrale, seiner Taufkirche, zum Priester geweiht wurde.

Die Anfangsjahre als Geistlicher waren für den deutschen Oberschlesier schwer, doch in die Bundesrepublik wollte Wolfgang Globisch nicht gehen. „Meine Mutter, die kein Polnisch sprach und deren sämtliche Verwandten in Deutschland waren, drängte, dass wir auch nach Deutschland gehen. Aber ich sagte, solange hier unsere Landsleute sind, kann ich nicht weggehen“, erinnert sich der Geistliche.

 

 

Dienst am Mitmenschen

Die Liebe zum Lesen hatte Globisch von seine Mutter mitbekommen. „Mein erstes Buch, das ich von ihr zum Lesen bekommen habe, war die Schulbibel mit schönen Bildern“, erinnert er sich. Die Freude am Lesen in der Muttersprache wollte er unbedingt weitergeben. Durch sein Bestreben gibt es heute ein Netz von Bibliotheksfilialen sowie Bücherbusse in der Diözese Oppeln. Sie versorgen rund 150 Ortschaften mit Literatur in deutscher Sprache und die von Prälat Globisch initiierten Schlesienseminare in Groß Stein tragen seit Jahrzehnten zum Bewahren deutscher Kultur in Schlesien bei.

„Dass ich mein Leben in den Dienst der Mitmenschen und der Versöhnungsarbeit gestellt habe, was eigentlich Aufgabe aller Priester ist, wurzelt darin, dass ich selbst sehr viel Hilfe erfahren habe“, so Globisch.

Sein Einsatz für den Zusammenhalt der deutschen Volksgruppe in Oberschlesien und den Erhalt ihrer sprachlich-kulturellen Identität wurde auch von deutscher Seite gewürdigt. So ist Prälat Wolfgang Globisch 2010 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden.

Vor zwei Jahren hat er ein Buch über sein Priesterleben geschrieben. Mehr dazu lesen Sie HIER.

Klaudia Kandzia

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