Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Sehen Sie die Missverhältnisse?

Bildungsminister Przemysław Czarnek besuchte am Dienstag (12. Juli) die Woiwodschaft Oppeln. Im  Gespräch mit Journalisten sprach er erneut den Unterricht von Deutsch als Minderheitensprache an, dessen Stundenzahl er selbst von drei auf eine pro Woche reduziert hat.

 

Während einer Pressekonferenz in Brieg wurde Przemysław Czarnek, der sich auch mit den Einwohnern der Stadt getroffen hatte, um für die Politik der PiS-Regierung zu werben, von Journalisten gefragt, ob er beabsichtige, ebenfalls Gespräche mit Vertretern der deutschen Minderheit zum Thema Deutsch als Minderheitensprache in Schulen zu führen. Als Antwort sagte er, dass er mit den Abgeordneten spreche, die die entsprechenden Gesetze verabschiedet haben. Das kann also bedeuten, dass das Treffen, das die deutsche Minderheit seit der Verabschiedung des Staatshaushalts 2022 mit Kürzung des Bildungszuschusses gefordert hat, nie stattfinden wird.

 

Sich von den Knien erheben?

Dann sagte Minister Czarnek: „Wenn der Haushalt der Oppelner Technischen Universität weniger als 100 Mio. PLN beträgt, Polen 50 Mio. PLN für 70 polnische Auslandsschulen bereitstellt und eine kleine deutsche Minderheit 240 Mio. PLN erhält, um Deutsch als Muttersprache zu lernen, dann ist es seit Langem eine Ungerechtigkeit. Sehen Sie die Missverhältnisse? Das muss aufhören, wir waren auf den Knien und jetzt stehen wir auf“.

Wir haben Rafał Bartek, den Vorsitzenden des Verbandes deutscher Gesellschaften in Polen, gebeten, diese Worte zu kommentieren. „Glaubt der Minister für Nationale Bildung und Wissenschaft, dass „von den Knien aufstehen“ bedeutet, Kinder polnischer Staatsbürger zu diskriminieren und ihnen ihre Bildungschancen zu nehmen? Ganz zu schweigen davon, dass kein Zloty an die deutsche Minderheit direkt geht, und der Minister das sehr gut weiß. Die Subvention geht an die polnischen Kommunalverwaltungen und über ihre Höhe entscheiden nicht Minderheiten, sondern die polnische Regierung“ sagt Rafał Bartek.

 

0 Euro aus Berlin

Bildungsminister Przemysław Czarnek kam auch erneut auf die Finanzierung des Polnischunterrichts in Deutschland zu sprechen und betonte, dass „Polen in Deutschland für das Unterrichten von Polnisch als Muttersprache eine runde Null vom deutschen Staat erhalten“. Dabei sei daran erinnert, dass das Bildungssystem in Deutschland bei den Bundesländern liegt und nicht bei der Bundesregierung, die die Bildung in keiner Weise finanziert.

Gleichzeitig haben in den vergangenen Wochen, nach den Besuchen bei der deutschen Minderheit, die Unionsabgeordneten die Notwendigkeit einer weiteren Fokussierung auf den möglichen Bedarf am Polnischunterricht in Deutschland und dessen Finanzierung angesprochen. Ein Antrag der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag gegen die Diskriminierung der deutschen Minderheit, der auch das Thema Polnischunterricht beinhaltete, wurde jedoch mit den Stimmen der Ampelkoalition und der Linken abgelehnt.

Rudolf Urban

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