Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Sie wollen mehr Deutschunterricht

Ende März reichte Bertold Gerstenberg, Vorsitzender des Gemeindevorstands der deutschen Minderheit in Pawlowitzke (Kreis Kandrzin-Cosel), eine Petition an den Gemeindevorsteher ein, um den Unterricht von Deutsch als Minderheitensprache wieder auf drei Stunden pro Woche zu erhöhen.

 

Zur Erinnerung: Im Februar 2022 unterzeichnete der Bildungsminister Przemyslaw Czarnek Verordnungen, mit denen die Subvention für den Unterricht von Deutsch als Minderheitensprache gekürzt und zwei der drei Stunden für den Unterricht dieser Sprache in den Grundschulen abgeschafft wurden (Mehr dazu lesen Sie HIER). Die Bürgermeister einiger Gemeinden, vor allem in der Woiwodschaft Oppeln, beschlossen daraufhin, eine oder zwei zusätzliche Deutschstunden aus ihrem eigenen Haushalt zu finanzieren. In manchen Gemeinden hingegen passten die Gemeindevorsteher, oft unter Berufung auf mangelnde finanzielle Mittel, den Stundenplan an den Ministerialerlass an.

 

Petition

In einigen Fällen revidierten die Gemeindevorsteher ihre Entscheidungen später. In der Gemeinde Klein Strehlitz fasste der Gemeinderat im Oktober 2022 den Beschluss, zwei Stunden Deutsch als Minderheitensprache aus dem eigenen Haushalt zu finanzieren. Im Februar 2023 beschloss der Bürgermeister von Zülz nach einer Petition der Einwohner ebenfalls, den Deutschunterricht in den Grundschulen zu unterstützen.

Nun ist Pawlowitzke an der Reihe. Nach einem Treffen mit Rafał Bartek, dem Vorsitzenden der Oppelner Minderheit, und dem Sejmabgeordneten Ryszard Galla hat der Gemeindevorstand der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien eine Petition an den Gemeindevorsteher vorbereitet, die von mehr als 500 Einwohnern der Gemeinde unterzeichnet wurde. In der Petition heißt es u. a.:

 

“Wir möchten betonen, dass wir mit der Kürzung der Subvention und der Reduzierung der Unterrichtsstunden für Deutsch als Minderheitensprache nicht einverstanden sind. Diese Entscheidungen greifen nicht nur in grundlegende Bürgerrechte ein, sondern sind Ausdruck von Diskriminierung und eine Verletzung der Menschenrechte.”

 

Eltern und Mitglieder des DFK in der Gemeinde Pawlowitzke appellieren an den Gemeindevorsteher Jerzy Treffon, in dieser für sie vorrangigen Angelegenheit Stellung zu beziehen und die Anzahl der Deutschunterrichtsstunden von vor der Entscheidung des Ministers Czarnek wiederherzustellen. „Wir möchten Sie daran erinnern, dass die Eltern bei der Unterzeichnung der Absichtserklärung, dass ihre Kinder Deutsch als Minderheitensprache lernen sollen, mit der Gemeindeverwaltung drei Stunden pro Woche vereinbart haben, sodass (…) die Gemeindeverwaltung ihre Vereinbarung bricht”, heißt es in der Petition.

Der DFK-Gemeindevorsitzende Bertold Gerstenberg glaubt, dass es eine Chance auf eine positive Entscheidung des Gemeindevorstehers gibt. „Ich denke, die Petition wird auf Resonanz stoßen und zu einem positiven Ergebnis führen”, so Gerstenberg.

 

Gemeindevorsteher Jerzy Treffon (links) und Bertold Gerstenberg, Gemeindevorsitzender der deutschen Minderheit bei einer Veranstaltung des Oppelner Marschallamtes. Foto: Gemeinde Pawlowitzke/facebook.com

 

Der Gemeindevorsteher

Der Gemeindevorsteher von Pawlowitzke, Jerzy Treffon, hat nun drei Monate Zeit, sich offiziell zum Thema Deutschunterricht zu äußern. Die Redaktion des „Wochenblatt.pl“ hat ihn aber bereits jetzt um einen Kommentar gebeten. Gemeindevorsteher Treffon hat, wie wir im Gemeindeamt erfahren haben, allerdings noch keine Entscheidung getroffen. Diese ist nach Gesprächen mit den Gemeinderäten in den nächsten Sitzungen der ständigen Ausschüsse und den Sitzungen des Gemeinderats zu erwarten.

Rudolf Urban

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