Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Unabhängig von China werden

Auf dem Gelände eines ehemaligen Kohlebergwerks in Ensdorf im westdeutschen Saarland soll eine der größten Siliziumkarbid (SiC)-Chipfabriken der Welt errichtet werden. Gebaut wird sie von der US-Firma Wolfspeed, die laut Medienberichten mehr als zwei Milliarden Euro in das Projekt investieren will.


Nach Angaben des Handelsblatts wird der deutsche Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen als Minderheitsinvestor auftreten und es wird erwartet, dass das Werk 1.000 Arbeitsplätze schaffen wird. „Es ist ein wichtiges Signal, dass die Bundesrepublik Deutschland auch in der schwierigen Situation ein attraktiver Standort für Investitionen ist, auch im Bereich der Spitzentechnologie“, sagte der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck vor Journalisten.

Corona machte es deutlich

Wirtschaftsminister Habeck reiste letzte Woche zusammen mit Bundeskanzler Olaf Scholz nach Ensdorf, um der Bekanntgabe der Pläne des US-Unternehmens Wolfspeed beizuwohnen. Medienberichten zufolge sollen die Bundesregierung in Berlin und die saarländische Landesregierung die Investitionsförderung im Rahmen des IPCEI-Mechanismus der EU für Projekte gewähren, die die Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union stärken. Gleichzeitig bemühen sie sich um die Zustimmung der Europäischen Kommission in dieser Angelegenheit. Wie Reuters berichtet, ist die Europäische Union bestrebt, ihre Abhängigkeit von Asien bei Halbleitern zu verringern. Die Verknappung von Chips während der Corona-Pandemie hat der Branche schmerzhaft vor Augen geführt, wie unzuverlässig globale Lieferketten sein können. Die Automobilindustrie hatte mit schweren Produktionsausfällen zu kämpfen und die Pkw-Verkäufe fielen auf den niedrigsten Stand seit 30 Jahren! Wichtig ist, dass dies trotz hoher Nachfrage geschah.

Hier soll auf dem Gelände des ehemaligen Steinkohlebergwerks Ensdorf eine der größten Siziliumkarbid-Chipsfabriken der Welt errichtet werden  Foto: markscheider/Wikipedia

Druck auf Europa

Auch die USA konkurrieren mit China um die globale wirtschaftliche Vormachtstellung und beschränken ebenfalls die Handelsströme und subventionieren ihre heimische Wirtschaft. „Das erhöht den Druck auf Europa“, schätzt Reuters. Und erinnert daran, dass die Europäische Kommission als Reaktion auf den 52 Milliarden Dollar schweren „Chips Act“ der USA einen „European Chips Act“ vorgeschlagen hat, um 43 Milliarden Euro an privaten und öffentlichen Investitionen zu mobilisieren. Ziel ist es, den Anteil Europas an der weltweiten Halbleiterproduktion in den nächsten zehn Jahren von derzeit 10 Prozent auf 20 Prozent zu erhöhen. Das saarländische Werk soll zur Sicherung der Lieferketten für die Automobil- und Elektronikindustrie beitragen. Neben dem geplanten Halbleiterwerk in Magdeburg (Sachsen-Anhalt), das der US-Konzern Intel für 17 Milliarden Euro bauen will, investieren auch die deutschen Unternehmen Bosch und Infineon in Chipfabriken in Dresden (Sachsen).

J. E.

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