Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Unterwegs in der Bergstadt Wilhelmsthal

Wilhelmsthal, heute Bolesławów, ist eine dieser niederschlesischen Ortschaften, in denen man nicht großartig nach Spuren deutscher Vergangenheit suchen muss. Sie springen dem Besucher gleich ins Auge. In Form von Denkmälern, Gräbern mit deutschen Inschriften, alten Kirchen und Kapellen.


Bolesławów liegt im Süden des Glatzer Kessels. Die Ortschaft entstand als eine Bergwerkssiedlung im Jahr 1581. Bereits 1578 erließ der böhmische Landesherr Rudolf II. eine Bergwerksordnung für die Grafschaft Glatz. Demnach sollten Siedlungen gegründet werden, die Wohnraum für Bergleute der umliegenden Silber- und Eisenerzbergwerke, die sich damals rasant entwickelt haben, schafften. Wilhelmsthal wurde also als Freie Bergstadt gegründet.

Am Chor ist der Kreuzweg auf Ölgemälden dargestellt worden.
Foto: Anna Durecka

Rasante Entwicklung
In den kommenden Jahren erhielt Wilhelmsthal viele Privilegien. Die Stadt durfte ein Wappen haben, es durften ein Wochenmarkt und zwei Jahrmärkte organisiert werden. Die Einwohner von Wilhelmsthal waren befreit von Erbuntertänigkeit. Bis 1684 war Wilhelmsthal Eigentum der Böhmischen Kammer, einer Behörde, die die königlichen Finanzen in Böhmen verwaltete. Doch dann verkaufte Kaiser Leopold I. einige seiner Kammerdörfer, unter anderem auch Wilhelmsthal. Die Stadt wurde vom Glatzer Landeshauptmann Michael Wenzel von Althann gekauft. Nach dem Ersten Schlesischen Krieg im Jahr 1742 kam Wilhelmsthal zusammen mit der ganzen Grafschaft Glatz an Preußen. Die Ortschaft wuchs weiter. Im 19. Jahrhundert wurde schriftlich erwähnt, dass sich in der Ortschaft eine Pfarrkirche, ein Pfarrhaus, eine Schule, eine Brauerei und 65 Privat- und Bürgerhäuser befanden. Das Städtchen hatte einen Ring und drei Gassen: Nieder- und Landecker Gasse Küh- oder Mährische Gasse und die Wassergasse.

Keine Stadt mehr
Ab 1815 gehörte Wilhelmsthal zur Provinz Schlesien. Eigentümerin der Ländereien war ab 1938 Marianne Prinzessin der Niederlande. Der Silberbergbau nahm in den nächsten Jahren ab und somit ging auch die wirtschaftliche Bedeutung von Wilhelmsthal zurück, sodass die Ortschaft 1892 ihre Stadtrechte verlor. Nachdem 1945 Wilhelmsthal und fast ganz Schlesien an Polen fiel, wurden alle deutschen Bewohner vertrieben. Heimatvertriebene aus dem Osten verließen Wilhelmsthal wegen seiner abgelegenen Lage auch schnell. 1967 wohnten dort nur 86 Personen. Die touristische Entwicklung der Region in den nächsten Jahrzehnten trug dazu bei, dass Wilhelmsthal nicht völlig in Vergessenheit geriet. Für die meisten bleibt es aber nur ein Stopp auf dem Weg nach Glatz oder Bad Landeck. Dabei hat Wilhelmsthal mindestens eine Sehenswürdigkeit, für die es sich lohnt, das verschlafene Örtchen zu besuchen: die Sankt Josefs Kirche.

Hinter der Kirche befindet sich ein alter Friedhof mit vielen historischen deutschen Grabmalen.
Foto: Anna Durecka

Historische Kirche
Die Kirche wurde zwischen 1672-75 erbaut. Der Hauptaltar stammt aus dem Jahre 1710. Der Johannes-Nepomuk-Altar sowie die Skulptur des hl. Josef im Hauptaltar werden Michael Klahr d. Ä., einem aus Bielendorf (Bielice) stammenden deutschen Bildhauer des Barocks zugeschrieben. Das Deckengemälde schuf 1906 der Landecker Maler Wilhelm Reinsch, der viele Gemälde und Dekorationen für die Kirchen in der Glatzer Region schuf. Übrigens existiert noch sein Grabmal – Reinsch wurde 1918 auf dem Kommunalfriedhof in Bad Landeck beigesetzt. Sehenswert in der Kirche sind auch die 12 wunderschönen Kreuzweg-Gemälde und dekorative Fahnen mit deutschsprachigen Aufschriften, die über dem Chor hängen. Südlich der Kirche befindet sich eine steinerne Ölberggruppe, die 1832 aufgestellt wurde. Die Skulpturen zeigen Christus mit dem Engel und drei schlafenden Jünger am Ölberg. Mitten im Dorf steht außerdem noch eine Skulptur des heiligen Franz Xaver, die dort 1717 als Gedenken an die Opfer der Pest angebracht wurde.

Anna Durecka

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