Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Von Mensch und Wald verschlungen

Einzelne Grabplatten mit verblassten Inschriften sind das einzige was vom Friedhof geblieben ist
Einzelne Grabplatten mit verblassten Inschriften sind das einzige was vom Friedhof geblieben ist

Bei einem Spaziergang durch den Wald nahe des pommerschen Dorfes Fürstenwerder (Żuławniki) kann man die Spuren der deutschen Vergangenheit leicht übersehen. Nur ein Kreuz deutet darauf hin, dass man sich auf heiligem Boden befindet. Kein Wunder, denn der dortige evangelische Friedhof wird langsam aber sicher vom Wald, aber auch von der menschlichen Habgier verschlungen. Wie die Bewohner des Dorfes sagen, geschieht das auch deswegen, weil das deutsche Erbe in Polen nicht genügend geschützt wird.

 

Der evangelische Waldfriedhof nahe Fürstenwerder hat noch vor fast 70 Jahren einen imposanten Eindruck gemacht. Das älteste Grab wird auf 1871 datiert. „Marmorplatten mit goldenen Inschriften, polierte Grabplatten, einzeln angefertigte Statuen“, erinnert sich einer der älteren Bewohner der Ortschaft, Feliks Piernicki, an den Friedhof, wie er noch in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts aussah. Vom alten Glanz ist jedoch wenig geblieben. Nur durch die Initiative des Gemeindevorstehers des Dorfes, Zdzisław Czerwiński, kann man den Friedhof noch erkennen. Es war Czerwiński, der ein Kreuz hat aufstellen lassen, um wenigstens einen Versuch zu unternehmen, die Ruhestätte der evangelischen Deutschen aus Pommern vor dem Vergessen zu bewahren.

 

Wenn man jedoch andere Bewohner der Ortschaft fragt, erzählen sie von zwei Friedhöfen. Der andere, der tiefer im Wald liegt, ist in einem noch schlechteren Zustand. Während die Bewohner von Fürstenwerder noch genug Kraft haben, um den am Ort gelegenen Friedhof zu pflegen, eine Kerze anzuzünden und ein Gebet zu sprechen, ist der weiter entferne fast völlig verwahrlost, nur einzelne Steine und Grabplatten erinnern daran, dass hier Menschen begraben wurden. Die Bewohner des Dorfes erzählen, das hauptsächlich Menschen für den Zustand des Friedhofes verantwortlich sind: „Gleich nach dem Krieg war Polen fast ein vogelfreies Land, es gab keine geordnete Verwaltung und kein geordnetes Recht, schon gar nicht wenn es um Deutsche ging“, sagt Aniela Sałek. Wie man damals berichtete, sollen Deutsche mit Gold und anderen Kostbarkeiten begraben worden sein, also plünderten sowohl sowjetische Soldaten als auch habgierige Polen die Waldfriedhöfe. Franciszek Wysocki aus dem Nachbardorf sagt, dass es jedoch um mehr als nur um Geld ging, es ging darum, dass es besonders in den Nachkriegsjahren keinen Respekt gegenüber dem gab, was anders war: „Deutsch und evangelisch war im katholischen Polen nicht „unser“, es war fremd, also nahmen die Menschen an, dass man keinen Respekt dem gegenüber haben muss“, so Wysocki.

 

Fehlender Respekt und Habgier sind nicht das einzige Problem deutscher Friedhöfe in Polen. Sogar heute gibt es nur wenig verbreitete Informationen über Stiftungen oder Fonds, die helfen würden, die Gedenkstätten vor der Vergessenheit zu bewahren. Der Abgeordnete der deutschen Minderheit Ryszard Galla hat vor einigen Monaten einen möglichen Gedenkfonds der deutschen Minderheit in Polen angesprochen, doch im Moment ist es still um dieses Thema. Die Bewohner von Fürstenwerder erzählen von noch weiteren Friedhöfen außer den oben genannten, von diesen fehlt aber jede Spur. Wenn sich in der Politik des Gedenkens nichts ändert, werden schon in den nächsten Jahren weitere folgen.

 

Łukasz Biły

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