Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Weder unbesonnen noch furchtsam

Norbert Lammert
Norbert Lammert

Aus Anlass des 25. Jahrestages der deutschen Wiedervereinigung hatte die Generalkonsulin der Bundesrepublik Deutschland in Danzig, Cornelia Pieper, am 20. September zu einem Festakt in die Ostseephilharmonie eingeladen. Festredner war der Präsident des Bundestages Prof. Dr. Norbert Lammert.

 

Cornelia Pieper erinnerte in ihrer Begrüßung vor knapp 800 Gästen, darunter die frühere Bundestagspräsidentin Dr. Rita Süssmuth und der ehemalige Präsident Polens Bronisław Komorowski, an den Beitrag der Polen bei der Vereinigung der beiden deutschen Staaten. Bereits 1980/81, bei ihrem Studienaufenthalt in Warschau, habe ihr ein Professor gesagt: „Heute gehen wir Polen für unsere Freiheit auf die Straße, und in zehn Jahren fällt die Mauer.“ Norbert Lammert bezeichnete in seiner Rede die Änderungen in Deutschland und Europa gar als vorläufigen Endpunkt einer unwiderstehlichen Entwicklung: „Sie kamen zu jener Zeit plötzlich, haben aber ihre Wurzeln in Danzig, Prag, Budapest und auch Berlin, bei den dortigen Freiheitsbewegungen.“ Symbol für den Erfolg dieser Bewegungen sei für den Präsidenten der Stadt Danzig Paweł Adamowicz, wie er in seinem Grußwort betonte, das Bild von Papst Johannes Paul II. und Helmut Kohl, die sich vor dem Brandenburger Tor die Hände reichen. Ein Symbol, das Norbert Lammert sofort aufgriff. Denn gute deutsch-polnische Beziehungen seien heute für Europa so wichtig wie früher die deutsch-französische Aussöhnung. Für die Europäer sei die heutige Stabilität normal. Doch „wir wissen, dass nichts ein für allemal gesichert ist, wenn wir nicht sicher stellen, dass es gesichert bleibt“, mahnte der Bundestagspräsident und fügte hinzu: „Die heutigen Herausforderungen bewältigen wir nur gemeinsam.“ Etwa die Flüchtlingsfrage: „Flucht und Vertreibung sind keineswegs vorbei. Aus der historischen Erfahrung auf dem eigenen Kontinent, im eigenen Land ergibt sich eine ganz offenkundige, besondere Verantwortung für den Umgang mit diesem Problem.“ Menschen, die sich aus Angst zu unüberlegten Äußerungen und Taten in dieser Frage hinreißen lassen, hielt Norbert Lammert am Ende seiner Rede optimistisch den Wahlspruch auf dem Stadtwappen von Danzig entgegen: „Weder unbesonnen noch furchtsam müssen wir die Zukunft angehen.“

 

Uwe Hahnkamp

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