Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wie sieht es aus mit Deutsch in Ermland-Masuren?

Der Unterricht in Deutsch als Muttersprache begann in unserer Region in Masuren im Jahr 2005 mit 3 Schulen: in Lahna, Skottau und Neidenburg. Die Sprache ihrer Vorfahren lernten damals etwas über 100 Kinder. Initiator des Unterrichts war der bereits nicht mehr lebende Albert Wylengowski, der damalige Vorsitzende der Gesellschaft der deutschen Minderheit in Neidenburg.

 

 

Im Schuljahr 2020/21 lernen Deutsch als Sprache der nationalen Minderheit – oder anders ausgedrückt: als Muttersprache – in der Woiwodschaft Ermland-Masuren insgesamt 2.174 Schüler. Das sind etwas mehr als noch vor einem Jahr.
Im Schuljahr 2020/21 lernen Deutsch als Muttersprache in den Schulen unserer Region 2.174 Schüler. Das sind nur 8 Schüler mehr als im vorigen Schuljahr. Die Zahl der Schulen blieb gleich. Heute sind das 45 Schulen.

 

Räumliche Distanz ist ein Problem

Unterricht in Deutsch als Muttersprache führen ab diesem Schuljahr nicht mehr die Grundschulen in Kanditten, in der Gemeinde Schippenbeil, in Neumark, in der Gemeinde Deutschendorf, in Behlendorf, Kreis Elbing und in Passenheim. Warum? „Wegen der Fahrt zur Schule. Zuletzt lernten in unserer Schule 9 Personen Deutsch als Sprache der Minderheit. Die Kinder kommen aus 16 Ortschaften zu uns. Sie mussten lange auf den Autobus warten, deshalb haben die Eltern sie schließlich zurückgezogen“, erklärt Halina Czerniewska, die Direktorin der Grundschule in Kanditten. Deutsch als Sprache der Minderheit wurde hier für 3 Jahre gelehrt.

 

Im Schuljahr 2020/21 lernen in Ermland Masuren insgesamt 2174 Schüler Deutsch als Minderheitensprache.
Foto von Arthur Krijgsman von Pexels

 

„Wenn ich die Schüler der 7. und 8. Klasse abziehe, zeigt sich, dass Deutsch als Minderheitensprache bei uns jedes 4. Kind lernt. Das ist ein gutes Ergebnis“, freut sich die Direktorin der Schule in Deutschendorf, Marzena Wakieć.
Anders sieht es in Behlendorf aus: Nach gerade einmal einem Jahr Unterricht ist Deutsch an der Schule in Behlendorf wieder vorbei.

„Dazu haben uns die Probleme mit der Fahrt zur Schule gezwungen. Von 32 Kindern in unserer Schule sind etwa 10 von hier vor Ort. Der Rest wird aus beinahe 40 Dörfern gebracht. Es ist sehr schwierig, die Abfahrtszeiten der Busse mit den Stunden des Unterrichtsendes abzustimmen. Einige Kinder mussten lange auf ihren Autobus warten. Zusätzlich machten uns die Pandemie und der Fernunterricht zu schaffen. Wir haben mit den Eltern die Entscheidung getroffen, Deutsch als Minderheitensprache fürs Erste auszusetzen. Es ist schade, aber wir hoffen, dass sie wiederkommt“, verliert die Direktorin Renata Biernacka nicht die Hoffnung.

 

 

Neidenburg als Vorbild

Im Jahr 2020/2021 gab es auch gute Nachrichten, was Deutsch als Minderheitensprache angeht: Denn es gibt 3 vollkommen neue Schulen, an denen Deutsch als Minderheitensprache gelehrt wird. Die Schulen befinden sich in Grieslienen, in Hohenstein im Kreis Allenstein und in Allenstein selbst.
Unter allen 45 Schulen sind 22 öffentliche Schulen, 5 private Schulen, 17 durch Gesellschaften geführte und eine nichtöffentliche Berufsschule in Neidenburg.

Deutsch als Muttersprache wird in insgesamt 22 Gemeinden und 9 Landkreisen unterrichtet.
Die meisten Kinder lernen Deutsch als Muttersprache im Kreis Allenstein, was verständlich ist, denn das ist nach Allenstein der zahlenmäßig größte Landkreis.

Anerkennung gebührt jedoch Neidenburg. In dieser Stadt lernen Kinder gleich in 5 Schulen Deutsch und in der Gemeinde in 8, während das in Allenstein nur in 2 passiert. Das ist die einzige derartige Stadt und Gemeinde in der ganzen Region.

 

 

Nachlässigkeit der Eltern

Weiterhin befindet sich die deutliche Mehrheit der Schulen in kleinen Dörfern. Leider lernen dort, wo die meisten unserer Leuten leben, z. B. in Osterode, Lötzen, Mohrungen, Lyck, Bartenstein, Heilsberg, Ortelsburg oder Deutsch Eylau unsere Kinder an den Schulen kein Deutsch als Muttersprache.

 

Eine beunruhigende Erscheinung ist außerdem das Verschwinden von Deutsch in den Kindergärten. Das ist bereits das zweite Schuljahr, bei dem dieser Trend zu beobachten ist. Und es ist ein weiterer Beweis für die Nachlässigkeit der Eltern. Denn gerade hier gilt: je früher man beginnt und je länger man eine Sprache lernt – desto besser. So eröffnen die Eltern ihren Kindern keine zusätzlichen Möglichkeiten im Leben und trennen sie von ihren Familien in Deutschland.

 

Text: Lech Kryszałowicz

Übersetzung: Uwe Hahnkamp

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